Moralisierungen in der Wissenschaftskommunikation – Ursachen, Formen und Wirkungen (MoWiKo)

In einem Forschungsverbund mit der Universität Heidelberg untersucht das ZAK (KIT) gemeinsam mit dem ITAS (KIT) in einem von Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt Moralisierungspraktiken in der Wissenschaftskommunikation. 

Projektbeschreibung

Zahlreiche öffentliche Debatten widmen sich Problemlagen, die sich durch ein Gemenge an gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fragestellungen auszeichnen. Solche „gesellschaftlich-wissenschaftlichen Problemlagen“ ergeben sich daraus, dass empirische Wissenschaften einerseits gesellschaftliche Probleme identifizieren (Klimawandel, Antibiotikaresistenzen etc.) und Möglichkeiten zu ihrer Bewältigung entwickeln (Impfungen, Risikobewertungen etc.). Andererseits werfen die Erkenntnisse empirischer Wissenschaften normative Fragen auf, die auf der Grundlage deskriptiver wissenschaftlicher Aussagen alleine nicht beantwortet werden können. Dazu gehören Fragen nach der gesellschaftlichen Priorisierung von Zielen, dem vertretbaren Umgang mit Risiken und Unsicherheiten, der Gewichtung von Kosten und Nutzen oder nach angemessenen Lebensweisen. Antworten auf solche normativen Fragen werden in Demokratien in gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen errungen, die nach einer demokratietheoretischen Idealvorstellung auf Diskursfähigkeit basieren und deren Ergebnisse zu evidenzbasierten Kompromissen führen. In Realität sind Auseinandersetzungen mit gesellschaftlich-wissenschaftlichen Problemlagen häufig wenig kompromissorientiert und wenig auf Sachargumente fokussiert. Ein Grund hierfür dürfte die Art und Weise sein, wie moralische Aspekte in solchen Debatten adressiert werden. 

Die Moralisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse ist Gegenstand des interdisziplinären, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsvorhabens. Ziel des kommunikationswissenschaftlichen Teilprojekts ist es, Formen von Moralisierungen in öffentlichen Debatten, Entstehungsbedingungen für moralische Überzeugungen und ihre Wirkungen auf die Kompromissfähigkeit und Redebereitschaft von Menschen in Auseinandersetzungen mit gesellschaftlich-wissenschaftlichen Problemlagen zu untersuchen. Am ZAK liegt die Projektleitung bei Prof. Dr. Senja Post und Dr. Doris Teutsch, Projektmitarbeiterin ist Lisa Gaffney.

weitere Projektbeteiligte  

Prof. Dr. Ekkehard Felder, Dr. Maria Becker und Janine Dengler von der Germanischen Linguistik der Universität Heidelberg 

Prof. Dr. Dr. Rafaela Hillerbrand, Dr. Christine Milchram und Anna Klassen vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) und Dr. Elisabeth Does von der Academy for Responsible Research, Teaching, and Innovation (ARRTI).