WIKA - Wissenschaftlicher Initiativkreis Kultur und Außenpolitik

10 Jahre Wissenschaftlicher Initiativkreis Kultur und Außenpolitik

Jubiläumsveranstaltung
04. – 6.12.2014 | Landesvertretung Baden-Württemberg, Berlin

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Seit bereits 10 Jahren informiert der WIKA über aktuelle Themen zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Interessante und ergebnisreiche Workshops, Kolloquien, und Tagungen wurden in den letzten Jahren mit verschiedenen Kooperationspartnern aus der Wissenschaft durchgeführt.

Frau Prof Robertson-von Trotha, Vorsitzende des WIKA, lädt gemeinsam mit Herrn Ronald Grätz, Generalsekretär des Instituts für Auslandsbeziehungen, zum Jubiläumsworkshop am 4. und 5. Dezember in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin ein.

 

WIKA-Workshop 2014
04. – 05.12.2014 | Landesvertretung Baden-Württemberg, Berlin

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Zurück in die Zukunft? Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in Europa zwischen Renationalisierung und Globalisierung

 

Der WIKA-Workshop "Zurück in die Zukunft? Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik zwischen Renationalisierung und Globalisierung" bildet den Auftakt der Jubiläumsveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen des WIKA.

Bei den Europawahlen in diesem Jahr haben die Parteien, die besonders intensiv an Nationalgefühle appellierten, die höchsten Zugewinne erzielt. Mit dem Erfolg nationaler Protestparteien in Frankreich und Großbritannien gehen die Selbständigkeits- und Unabhängigkeitsbewegungen der Schotten und Katalanen einher, die von den Flamen, Basken, Korsen und Bretonen mit großem Interesse verfolgt werden. Welche Zukunft hat unter der Voraussetzung, dass im Nationalen das bessere Modell als in der europäischen Integration gesehen wird, die Europäische Union? Wie positioniert sich die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik im Spannungsfeld zwischen Renationalisierung und Globalisierung? Gibt es eine gemeinsame kulturelle Basis, auf die die Kulturpolitik in Europa rekurrieren kann, die sie fördern und als Modell weiterentwickeln kann?

Der WIKA-Workshop bietet ein hervorragendes Forum, um sich mit diesen Themenkomplexen in einem Expertenkreis aus der politischen Praxis und der Wissenschaft auseinanderzusetzen. In seiner strategischen Neuausrichtung strebt der WIKA künftig eine noch engere Verzahnung zwischen Wissenschaft und politischer Praxis der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) an. Die Vorträge kommen daher diesmal nicht nur aus der Forschung zur AKBP, sondern auch aus der politischen und kulturellen Praxis, von renommierten europäischen Kulturschaffenden, Politikern und Akteuren der Auswärtigen Kulturpolitik.
  • Atelier I
    04.12.2014, 14.30 – 17.00 Uhr
    Renationalisierung, Rekulturalisierung: Ursachen, Gefahren, Potenziale aus europäischer Sicht

    Begrüßung:
    Dr. Claus-Peter Clostermeyer, Dienststellenleiter der Landesvertretung Baden-Württemberg (Berlin)
    Ronald Grätz, ifa-Generalsekretär

    Einführung:
    Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, WIKA-Vorsitzende

    Impulsreferate:
    Jordi Solé i Ferrando, Parlament de Catalunya (Barcelona)
    Marta Kos Marko, Botschafterin der Republik Slowenien (Berlin)
    Pál Hatos, PhD, (Budapest)
    Rachel Launay, Leiterin des British Council Deutschland (Berlin)

    Moderation:
    Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha (Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale am KIT)
     
  • Atelier II
    05.12.2014, 14.00 – 16.30 Uhr
    Staatenbund, Bundesstaat, Vereinigte Staaten von Europa oder ein Europa der Regionen? Modelle europäischer Zusammenarbeit

    Impulsreferate:
    Nils Heisterhagen, Progressives Zentrum (Berlin)
    Dr. Tobias Etzold, SWP Stiftung Wissenschaft und Politik (Berlin)
    Prof. Dr. Gerhard Sabathil, Direktor im Europäischen Auswärtigen Dienst (Brüssel)
    Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale am KIT, (Karlsruhe)

    Moderation:
    Ronald Grätz (ifa-Generalsekretär)
     
  • Streitgespräch
    05.12.2014, 17.00 – 18.30 Uhr
    Europa in der Zerreißprobe: Neue Wege der Zusammenarbeit nach Innen und nach Außen?

    Teilnehmer:
    Tanja Dückers, Schriftstellerin (Berlin)
    Dr. Andreas Görgen, Abteilungsleiter Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt (Berlin)
    Prof. Dr. Gerhard Sabathil, Direktor im Europäischen Auswärtigen Dienst (Brüssel)

    Moderation:
    Christian Trippe (Deutsche Welle)

    Resümee:
    Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha (Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale am KIT)

    Schlusswort:
    Ronald Grätz (ifa-Generalsekretär)

     

 

ifa-Forschungspreis Auswärtige Kulturpolitik
4.12.2014, 19.00 Uhr | Landesvertretung Baden-Württemberg, Berlin

Den ifa-Forschungspreis erhält in diesem Jahr Dr. Leif Seibert für seine Dissertation "Religious Credibility under Fire", in der er sich mit der Glaubwürdigkeit von Religion und den wechselseitigen Auswirkungen von Konflikten und Religion am Fallbeispiel von Bosnien-Herzegowina beschäftigt. Die Preisverleihung findet im Rahmen der WIKA-Jubiläumsveranstaltung statt. Prof. Dr. Konrad Raiser, ehemaliger Generalsekretär des Weltkirchenrats, wird die Laudatio halten.
Leif H. Seibert hat Philosophie und Religionswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover studiert und im Rahmen der Bielefeld Graduate School in History and Sociology an der Universität Bielefeld im Fach Soziologie promoviert. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Konflikt- und Friedensforschung, Religions- und Ideologiekritik, Theorien und Methoden der Religionssoziologie sowie Deutscher Idealismus.

 

Master-/Doktoranden-Kolloquium des WIKA
6.12.2014, 9.30 – 14.00 Uhr | Landesvertretung Baden-Württemberg, Berlin

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Im Rahmen der WIKA-Jubiläumsveranstaltung findet am 6. Dezember 2014 das Master-/Doktoranden-Kolloquium des WIKA statt. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Abschlussarbeiten zu Themen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik vorbereiten, erhalten die Gelegenheit, ihre Projekte vorzustellen und in einem größeren Fachkreis zu diskutieren. Zuhörer sind herzlich willkommen.

Erwartet werden ein- bis zweiseitiges Exposé sowie ein Vortrag von 15 Minuten mit anschließender Diskussion. Einreichung des Exposés bis zum 24. November 2014 an wika(at)ifa.de Die Jahrestagung des WIKA findet 5. Dezember 2014 in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin statt.

Zur Teilnahme sind nur WIKA-Mitglieder berechtigt. Mitglied können Sie werden, indem Sie formlos in einer E-Mail Ihr Interesse an der Mitarbeit im WIKA erklären.

WIKA - Wissenschaftlicher Initiativkreis Kultur und Außenpolitik - Referenten

Atelier 1: Renationalisierung, Rekulturalisierung: Ursachen, Gefahren, Potenziale aus europäischer Sicht

Atelier 2: Staatenbund, Bundesstaat, Vereinigte Staaten von Europa oder ein Europa der Regionen? Modelle europäischer Zusammenarbeit

Streitgespräch: Europa in der Zereißprobe: Neue Wege der Zusammenarbeit nach Innen und Außen? Herausforderungen und Grenzen für die AKBP

 

Atelier 1: Renationalisierung, Rekulturalisierung: Ursachen, Gefahren, Potenziale aus europäischer Sicht

Jordi Solé i Ferrando, Mitglied des « Parlament de Catalunya »

hat Politikwissenschaft in Barcelona und im Anschluss Europastudien an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt-Oder studiert. Von 2002 bis 2007 war er parlamentarischer Assistent und Berater beim Europäischen Parlament. Seit 2007 war er Bürgermeister von Caldes de Montbui, bis er 2011 Vize-Generalsekretär bei der Republikanischen Linken Kataloniens wurde, zuständig für institutionelle und internationale Beziehungen. Sodann folgte das Amt als Generalsekretär der Europäischen Freien Allianz. Seit Dezember 2012 ist er Abgeordneter des Katalanischen Parlaments und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses.

 

Abstract / Jordi Solé i Ferrando

Im Jahr 2014 haben Katalanische und Schottische Unabhängigkeitsbewegungen die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft, Medien und Politologen angezogen. In einer Europäischen Union, die immer noch zu viel auf die Macht der Staaten basiert ist, tauchen demokratische Volksbewegungen auf, welche neue Staaten durch die Instrumente der Demokratie schaffen wollen. Diese Bewegungen sollten aber nicht als Gefahr für die europäische Einigung gesehen werden, sondern als eine gute Gelegenheit, das europäische Projekt auf der Basis seinen Grundprinzipien zu erneuern.

Denn solche Unabhängigkeitsbestrebungen europäischer Nationen wie Katalonien zeigen keine Bereitschaft, zurückzuziehen und sich in überholten nationalistischen Projekten zu isolieren, sondern den Wunsch, bessere, fortgeschrittenere Länder in wirtschaftlicher, sozialer und demokratischer Hinsicht zu bilden, die gleichzeitig in der Europäischen Projekt und auf der internationalen Bühne solidarisch mitwirken. Das Problem für Europa liegt eher in den undemokratischen Reaktionen einiger ihrer Mitgliedstaaten gegenüber diesen Unabhängigkeitsbewegungen, als in den demokratischen Bestrebungen der politischen Gemeinschaften, die ein neuer Staat in der EU werden wollen.

 

Dr. Pál Hatos

studierte Geschichte, Literatur und Rechtswissenschaft in Budapest. Er wurde in Geschichte promoviert und forschte als research fellow in Genf, Montpellier und an der Sorbonne in Paris. Er begann seine Karriere als Gymnasiallehrer, lehrte auch an der ELTE-Universität in Budapest und wurde anschließend Bereichsleiter des ungarischen Bildungsministeriums. 2006 wurde er Kanzler der University of Art and Design in Budapest, bevor er das Balassi Institut leitete, die wichtigste Institution für internationalen Kulturaustausch in Ungarn. Im Juli wurde er zum Vizepräsidenten des EUNIC-Netzwerks europäischer Kulturinstitute gewählt.

 

Abstract / Dr. Pál Hatos

„ …sie sollen nur einander gewahr werden, sich begreifen, und wenn sie sich wechselseitig nicht lieben mögen, sich einander wenigstens dulden lernen“
(J. W. Goethe, 1828)

My contribution discusses the present-day cultural contexts of Hungarian „nation-branding”. Hungarian cultural diplomacy is the product of the post-WWI trauma of defeat and the dismemberment of historical Hungary. It has long been framed by the pursuit of recognition and acknowledgement from the West. Its chief aim was to put in place a well-prepared Western-minded new elite who could refurbish the western image of Hungary and then to prepare a favorable revision of the Versailles peace settlements. After the fall of the Berlin Wall and the regimes beyond the Iron Curtain, this objective became again acutely relevant. But the longing for Europe has always had to face a similarly permanent „culture of resentment” - the latter having sprung out lately in the light following European patterns. That is because Hungarian image-building efforts display the common features of nation-branding in small and middle size European countries. In difference to „big nations” which promote their image on the back of different universal ideas, small countries rarely can take advantage of such mediums. They represent only themselves and they translate their own particular identities. In doing so, they are always on the defensive against more powerful image constructions, which they paradoxically copy even when they oppose them. Additionally, the modern national(istic) cultures of the small East European ethnic communities were born out of the cult of the vernacular, so they could not really been translated into full-fledged international discipline. In that context, efforts should be gathered to transcend the narcistic cultivation of „culture of defeat” and invest into mobility and learning of each other. At the same time we should definitely renounce of the mere implementation of global utopias of transcultural unity and carefully choose our ambition emphasizing the many related experiences and the converging perspectives of European people– along with what Goethe said.

 

Marta Kos Marko, Botschafterin der Republik Slowenien

hat Journalismus und Politikwissenschaften mit Schwerpunkt Amerikanische Studien an der Universität Ljubljana studiert. Sie arbeitete zunächst als Journalistin bei der Deutschen Welle in Köln und als Auslandskorrespondentin für den Slowenischen Rundfunk. Sie war Regierungspressesprecherin und Leiterin des Regierungspresseamtes der Republik Slowenien, bevor sie Vizepräsidentin für Internationale Beziehungen der Industrie- und Handelskammer Sloweniens und später geschäftsführende Gesellschafterin der Gustav Käser Training International GmbH wurde.
Seit September 2013 ist sie Botschafterin der Republik Slowenien in Deutschland.

 

Rachel Launay, Leiterin des British Council Deutschland

Sie studierte Französisch, Deutsch und Englisch und hat einen Abschluss in Angewandter Linguistik des Kings College in London. Seit nunmehr fast 20 Jahren arbeitet sie für den British Council. Sie begann ihre Karriere als Lehrerin in Südkorea und Hong Kong, um dann nach Lissabon zu ziehen und dort im Bereich Kulturmanagement zu arbeiten. Seitdem arbeitet sie in London und leitet große interkulturelle Bildungsprogramme zwischen Großbritannien und anderen EU-Staaten. Als Repräsentantin des British Council im Kabinett und im Außenministerium in London trug sie zuletzt wesentlich zur Prominenz und Wichtigkeit der „soft power agenda“ für Großbritannien bei. Seit Juni 2014 arbeitet sie als Country Director Germany in Berlin.

 

Abstract / Rachel Launay

At a time of tremendous change and turbulence in the world, where the subject of cultural and national identity is taking centre stage in many different guises, the British Council not only remains steadfast in its core purpose of being the cultural relations organisation for the UK, but is also growing in scale and influence as it continues to connect people around the world through educational experiences, through engagement with the arts and through the learning of English. In today’s world of seemingly increasing political and social fragmentation, how does the British Council continue to build trust between the people of the UK and other countries? Rachel Launay will explore how the British Council, which has  just celebrated its 80th anniversary, has evolved to ensure it remains relevant and adaptable in the contemporary world.

 

 

Atelier 2: Staatenbund, Bundesstaat, Vereinigte Staaten von Europa oder ein Europa der Regionen? Modelle europäischer Zusammenarbeit

Dr. Tobias Etzold

Dr. Tobias Etzold ist seit 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe EU/Europa und Projektleiter des „Research Centre Norden (RENOR)“ bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Der 2010 an der Manchester Metropolitan University promovierte Politikwissenschaftler ist Experte für regionale Zusammenarbeit in Nordeuropa, dem Ostseeraum und der Arktis, für EU-Beziehungen der nordischen und baltischen Länder sowie die deutsch-nordische Zusammenarbeit.

 

Abstract / Dr. Tobias Etzold

In den vergangenen fünf Jahren hat sich in der EU mit dem makro-regionalen Ansatz ein neues Modell für europäische Kooperation herausgebildet, das zwischen der EU 28 und der nationalen Ebene angesiedelt ist und das europäische Subsidaritätssystem ergänzt. Bislang existieren in der Ostsee- und in der Donauregion makro-regionale Strategien, für die ionisch-adriatische Region sowie die Alpenregion sind ebensolche in Arbeit. Makro-Regionen definieren sich über mehreren Ländern (EU- und Nicht-EU-Mitgliedstaaten) gemeinsame geographische Merkmale sowie gemeinsame Herausforderungen. Sie bieten einen integrierten Rahmen für Herausforderungen und Aufgaben, die zu breit für die nationale Ebene aber zu spezifisch für die EU 28 sind. Substaatliche und zivilgesellschaftliche Akteure haben die Möglichkeit eine aktive Rolle bei der Gestaltung und Umsetzung der Strategien zu spielen. Ein Problem ist jedoch, dass der makro-regionale Ansatz den Menschen bislang kaum bekannt ist und momentan auch noch zu wenig effizient genutzt wird. Dieser Kurzvortrag erläutert das makro-regionale Konzept und die damit verbundene Idee eines Europas der Großregionen. Er argumentiert, dass dieser Ansatz, insbesondere im Hinblick auf die Schaffung partizipativer Strukturen, sinnvolle Anknüpfungspunkte bietet, insgesamt aber speziell in seiner Umsetzung noch ausbaubedürftig- und fähig ist.

 

Nils Heisterhagen

Nils Heisterhagen ist Junior Policy Fellow bei dem Think Tank "Das Progressive Zentrum". Er hat an den Universitäten Göttingen und Hannover Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre studiert und bei der Wirtschaftswoche und dem politischen Magazin Cicero hospitiert. Außerdem absolvierte er u.a. Praktika im Bundestag, bei einer Stiftung und in Industrieunternehmen. Er forscht im Bereich der politischen Philosophie.

 

Abstract / Nils Heisterhagen

Zurzeit erleben wir neue Widerstände gegen die Globalisierung, Transnationalisierung und die europäische Supranationalisierung und parteipolitisch eingehegt wird dieser neue nationalstaatliche Linkskonservatismus in Deutschland nicht nur von der Linkspartei, sondern vor allem von der AfD. Aber auch in anderen europäischen Ländern kann man diesen Widerstand beobachten und es sind meist vor allem die rechten Parteien, die mit der Angst vor „weniger Nationalstaat“ und „zu viel Europa“ Wählerstimmen gewinnen. Die progressiven Kräfte der Mitte treibt dieser neue Widerstand – vor allem von rechts – immer stärker in eine Begründungsnot ihrer Politik. Sie changieren immer noch zwischen der Bewahrung nationalstaatlicher Prärogative und transnationaler Koordinierungsabsicht. Das macht sie angreifbar und lässt sie planlos erscheinen. So entsteht der Eindruck, dass die Globalisierung zum Selbstläufer wird, die nicht mehr kontrollierbar und steuerbar erscheint. Allerdings ist in einem globalisierten kapitalistischen System ein Nationenwettbewerb nicht vollends zu verhindern. Die Nationen werden diesen Wettbewerb zwar hauptsächlich über Unternehmen ausüben. Aber feststeht, dass der Wille Wohlstand auch auf Kosten anderer zu gewinnen, in vielen Ländern nationaler Antrieb sein wird. Diesen Wettbewerb werden vor allem rechtspopulistische Kräfte für sich zu nutzen wissen. Wenn sie regieren, dann könnte sich der Westen vollends spalten und gegen autoritär geführte staatskapitalistische Länder wie China oder Russland kein Verhandlungsfundament mehr besitzen. Eine Spaltung des Westens ist daher die größte Gefahr für das Gelingen der transnationalen Koordination und Vereinigung. Aus diesem Grund wird eine Reunion des Westens benötigt. Der Westen muss stark und einig sein, um eine klare Zielorientierung für die internationalen Verhandlungen zu haben. Hier ist es von besonderer essenzieller Bedeutung, dass die europäischen Staaten beweisen, dass Internationalisierung mehr Vorteile als Nachteile schafft. Gerade die Gründung der Vereinten Staaten von Europa könnte und müsste beweisen, dass Transnationalisierung nicht nur gelingen, sondern auch gut für alle sein kann. Die Europäer müssen vorangehen und der Menschheit zeigen, dass man trotz nationalen Wettbewerbs sich um einen Nationenausgleich bemühen kann und ein gemeinsames Dach für das Haus der europäischen Nationen errichten kann. Die Europäische Union befindet sich in ihrer größten Identitäts- und Strukturkrise seit ihrer Gründung. In naher Zukunft werden nun die Weichen gestellt, ob es mit Europa weiter geht, oder ob der europäische Traum endet. Daher ist es gerade jetzt so wichtig, die Weichen für eine Einheitsvision für die Welt zu stellen. Und damit in Europa anzufangen.

 

Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha

Caroline Y. Robertson-von Trotha studierte Soziologie, Politologie, Philosophie und Geschichte an den Universitäten Heidelberg und Karlsruhe (TH). Sie ist Direktorin des ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Professorin für Soziologie und Kulturwissenschaft. Sie ist Gründungsbeauftragte des KIT für das Center of Digital Tradition (CODIGT) und Sprecherin des KIT-Kompetenzbereichs ›Technik, Kultur und Gesellschaft‹ sowie des KIT-Kompetenzfeldes ›Kulturerbe und sozialer Wandel‹. Zudem ist sie Koordinatorin des deutschen Netzwerks der Anna Lindh Stiftung, Mitglied im Fachausschuss Kultur der deutschen UNESCO-Kommission und Vorsitzende des Wissenschaftlichen Initiativkreises Kultur und Außenpolitik (WIKA) am Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). Unter ihrer Herausgeberschaft erscheinen die wissenschaftlichen Schriftenreihen »Kulturwissenschaft interdisziplinär«, »Problemkreise der Angewandten Kulturwissenschaft«, »Kulturelle Überlieferung – digital« sowie die Onlineschriftenreihe »The Critical Stage. Young Voices on Crucial Topics«. Die Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha sind u.a. Theorie und Praxis der Öffentlichen Wissenschaft, Fragen der kulturellen Überlieferung, Multikulturalität und Integration, Kulturwandel und Globalisierung.

 

Abstract / Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha

Konzeptionen künftiger Modelle europäischer Zusammenarbeit müssen ebenso im Kontext der Wirkungen der Globalisierung gesehen und interpretiert werden wie die Fragen politischer Gestaltungsmöglichkeiten. Außenkultur- und Bildungspolitik können erst auf der Grundlage einer Analyse prozesshafter positiver wie negativer Veränderungen wirksame Ansätze entfalten.
Spätestens seit den Ergebnissen der Europawahlen scheint klar, dass ein linearer Prozess in Richtung eines weiteren Ausbaus von Zuständigkeiten auf Brüsseler Ebene derzeit kaum möglich sein wird. Renationalisierungs- und Rekulturalisierungstendenzen setzen sich gegenwärtig in vielen Ländern Europas mit beachtlichem Erfolg durch und führen u.a. zu einer Gefährdung des erklärten Ziels der europäischen Integration. Ebenso sind rechtspopulistische und separatistische Bewegungen nicht als kurzfristige, vorübergehende Phänomene anzusehen. Unter Bezug auf den wissenschaftlichen Diskurs zum Thema Grenzziehungen und deren Überwindung sowie unter Bezug auf Herbert Dittgen (2006) lässt sich verdeutlichen, welche Wegstrecke hin zu einer gesamteuropäischen Solidargemeinschaft noch zu gehen ist. Einen wesentlichen Aspekt dabei bildet die Frage, wie mit den Herausforderungen, Chancen und Grenzen der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im europäischen Raum umgegangen wird.
Auf Grundlage dieser Überlegungen lassen sich 7 Thesen entwickeln, die Szenarien zukünftiger Modelle europäischer Zusammenarbeit skizzieren und die zur Diskussion anregen möchten.

 

Prof. Dr. Gerhard Sabathil

Prof. Dr. Gerhard Sabathil ist Direktor für Ostasien und den Pazifik im Europäischen Auswärtigen Dienst und war dort im Jahr 2011 Generalinspektor. Nach seiner Promotion an der Universität München war er bis 1984 in Bonn beim Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHKT) tätig. Seit 1984 ist er Europäischer Beamter und war zunächst Büroleiter des Haushaltsgeneraldirektors sowie im Kabinett des deutschen Vize-Präsidenten Narjes und in der Generaldirektion Wettbewerb der EU-Kommission beschäftigt. Anschließend war er in Brüssel Referatsleiter für den westlichen Balkan. 1992 bis 1996 war er Geschäftsträger für Tschechien und die Slowakei und die OSZE in Prag, und ab 1998 Direktor für außenpolitische Strategie und Koordinierung der Europäischen Kommission. Von 2000 bis 2004 war er als Botschafter für Norwegen und Island in Oslo tätig und vertrat von 2004 bis 2008 die Kommission in Berlin. Bis April 2012 war er zudem europäischer Koordinator der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen. Als Gastprofessor an der Wirtschaftsuniversität Prag und am Europakolleg Brügge ist er Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher zur europäischen Wirtschafts-und Außenpolitik und Beiratsmitglied mehrerer Einrichtungen.

 

 

Streitgespräch: Europa in der Zereißprobe: Neue Wege der Zusammenarbeit nach Innen und Außen? Herausforderungen und Grenzen für die AKBP

Tanja Dückers

Tanja Dückers, Jahrgang 1968, Germanistin, Kunsthistorikerin, Autorin von Gedichten, Essays, Romanen und Erzählungen, erhielt für ihre Bücher zahlreiche Preise und Stipendien (in Rumänien, Republik Moldau/Transnistrien, Polen, Tschechien und Ukraine). Sie war Kolumnistin der FRANKFURTER RUNDSCHAU, schreibt seit 2008 monatlich einen gesellschaftspolitischen Essay für die ZEIT online und verfasst regelmäßig Beiträge für das Politische Feuilleton des Deutschlandradios. 2006 wurde sie vom Deutschen Historischen Museum zu den zehn wichtigsten Schriftstellern unter 40 und den 100 kreativsten Köpfen Deutschlands gewählt. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Dr. Andreas Görgen

Studierte erst Germanistik und später Rechtswissenschaft in Bonn und Tübingen, wo er schließlich an der Universität Tübingen zum Dr. jur. promoviert wurde. Nach seinem Amt als Referent im Leitungsstab des Staatsministers, wo er Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien war, wechselte er in die Europaabteilung des Kanzleramts in Berlin. Von 2005-2009 war er im Auswärtigen Amt als Referent des Bundesaußenministers Dr. Steinmeier tätig. 2011-2014 war er im Pariser Energiesektor bei Siemens als Abteilungsleiter zuständig für Süd-West Europa. Seit April 2014 ist er Abteilungsleiter im Auswärtigen Amt für Kultur und Medien.