Karlsruher Gespräche 2010

Organisierte Kriminalität - Schattenseiten der Globalisierung

Prof. Dr. Cyrille J.C.F. Fijnaut

Referent  

 

Fijnaut

Prof. Dr. Cyrille J.C.F. Fijnaut wurde 1946 in den Niederlanden geboren und ist Professor für Strafrecht und Kriminologie. Nach dem Studium der Kriminologie und Philosophie und seiner Dissertation an der Katholischen Universität in Löwen/Belgien nahm er eine Stelle als Dozent für Kriminologie an. Unter anderem war er als Professor für Strafrecht und Kriminologie sowie als Leiter des Bewertungsausschusses des Kriminologieprogramms der Fakultät für Rechtswissenschaften an der Universität Löwen und als Professor und Prodekan der Fakultät für Rechtswissenschaften an der Erasmus-Universität Rotterdam/Niederlande tätig. An der niederländischen Universität Tilburg, Fakultät für Rechtswissenschaften, ist Fijnaut seit 2000 Professor für internationales und vergleichendes (Straf-) Recht, außerordentlicher Professor in der Glücksspielkontrolle seit 2004 und seit 2008 Leiter der Abteilung für Kriminalwissenschaften. Seine Hauptfachbereiche umfassen vergleichendes (Straf-) Recht, internationales Strafrecht, Polizei und Strafjustiz sowie Organisierte Kriminalität. Fijnaut hat bereits über 400 Veröffentlichungen in mehreren Sprachen herausgebracht. Dazu zählt sein Buch „Organised Crime in Europe: Concepts, Patterns and Control Policies in the European Union and Beyond”, welches einen ersten Versuch darstellt, Konzepte organisierter Kriminalität systematisch miteinander zu vergleichen. Des Weiteren legt das Werk historische und heutige Strukturen sowie Kontrollverfahren in dreizehn europäischen Ländern dar. Zudem ist Fijnaut Gründer und Chefredakteur der englischsprachigen Fachzeitschrift European Journal of Crime, Criminal Law and Criminal Justice, die sich mit dem Strafrecht in Europa befasst, und Herausgeber von International Encyclopedia of Criminal Law, einer Schriftenreihe zu vergleichendem Strafrecht, von der jeweils ein Band zum Strafrecht der wichtigsten Länder erscheinen soll.

 

Das ZAK hat Herrn Prof. Dr. Cyrille J.C.F. Fijnaut gebeten, folgende Frage zu beantworten:
Globalisierung ermöglicht eine zunehmende Ausweitung der Organisierten Kriminalität. Was kann auf lokaler Ebene dagegen unternommen werden?
"Organisierte Kriminalität wird oftmals als grenzübergreifendes Problem bezeichnet. Diese Definition verschleiert jedoch die Tatsache, dass verschiedene Ausformungen des organisierten Verbrechens, wie Schutzgelderpressung und Schieberei sowie die Beschaffung von (illegalen) Waren und Dienstleistungen auf dem Schwarzmarkt wie dem regulären Markt, weitestgehend lokale Erscheinungen sind. Demzufolge kommt den Kommunalbehörden eine wichtige Rolle in der Eindämmung organisierter Kriminalität zu. Mögliche Maßnahmen wären, Antragsteller von Konzessionen, Ausschreibungen und Subventionen in anfälligen Wirtschaftszweigen sorgfältig zu prüfen, sicherzustellen, dass lokale Bestimmungen durch wirksame administrative Arbeit gestützt werden, und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Integrität der Verwaltungsorgane selbst gewahrt wird. Damit diese Maßnahmen Wirkung zeigen, ist in den meisten Fällen eine enge Zusammenarbeit mit der Polizei sowie den Justiz- und Finanzbehörden erforderlich."