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Fossile Rohstoffe ade! Forschung auf dem Weg in die Bioökonomie

Colloquium Fundamentale im Sommersemester 2020

Im Jahr 2020 sehen wir uns mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert: Die globale Erwärmung ändert das Leben auf unserem Planeten radikal. Veränderte Niederschlagsmuster, lange Dürreperioden und Hitzewellen sind nur einige Auswirkungen, die der menschengemachte Klimawandel mit sich bringt. Weiter steigende Treibhausgasemissionen und ungebremster Artenschwund zeigen die dringende Notwendigkeit einer Neuorientierung und Transformation unseres Wirtschaftssystems und dessen Grundlagen.

Als eine große Chance, den genannten Herausforderungen zu begegnen, wird der Wandel unseres ökonomischen Systems hin zu einer nachhaltigen und biobasierten Wirtschaft gesehen. Der zentrale Grundgedanke der Bioökonomie ist das Wissen über biologische Systeme sinnvoll zu nutzen, um ökologisch und nachhaltig zu wirtschaften. Wie kann eine Transformation unserer auf fossilen Rohstoffen basierenden Lebensweise zu einer nachhaltigen und biogenen Form gelingen?

Anlässlich des Wissenschaftsjahres 2020/21 „Bioökonomie“ diskutieren im Colloquium Fundamentale Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen kontrovers über eine biobasierte Zukunft.

Konzept und wissenschaftliche Leitung: Dipl.-Geogr. Jens Görisch
Organisatorin: Vanessa Mittmann M.A.

Das Colloquium Fundamentale wird durch den KIT Freundeskreis und Fördergesellschaft e.V. gefördert.

 

Alle Videos des Colloquium Fundamentale aus diesem Semester finden Sie auf unserer Youtube ZAK-Playlist.

 

Veranstaltungsübersicht

 

Die Bioökonomie – Transformation in eine nachhaltigere Versorgung mit Rohstoffen und Energie

Donnerstag, 7. Mai 2020, 18.30 Uhr, Der Vortrag mit anschließender Diskussion wurde online als Live-Stream über den YouTube-Kanal des ZAK gesendet.

Dr. Christine Rösch

Forschungsgruppenleiterin „Nachhaltige Bioökonomie“, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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Veranstaltung auf Youtube

Die verstärkte Nutzung von biologisch erzeugten Rohstoffen anstelle fossiler und klimaschädigender Ressourcen soll einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele leisten. Der Wandel hin zu einer nachhaltigen und biobasierten Wirtschaftsweise stellt eine große gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Herausforderung dar. Es geht darum, eine nachhaltige Versorgung mit Rohstoffen und Energie angesichts knapper Ressourcen und einer steigenden Nachfrage innerhalb der planetaren Grenzen zu gewährleisten. Der Übergang zu einer Bioökonomie wird wesentlich durch wissenschaftliche und technische Innovationen vorangetrieben. Sein Gelingen hängt aber entscheidend von gesellschaftlichen Faktoren ab, denn die Bioökonomie erzeugt Kritik und Kontroversen und wird von Umweltschützern als „Neoliberalisierung der lebenden Natur“ bezeichnet, die auf profitorientierter Kommerzialisierung basiert und auf Greenwashing angelegt ist. 

Der Vortrag trägt zum systemischen Verständnis der Bioökonomie bei und zeigt die komplexen Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft, Technik und Ökologie sowie die nicht intendierten Nebeneffekte der Transformationsprozesse auf. Dazu gehört zum Beispiel die Konkurrenz um knappe Ressourcen, die sich angesichts einer weiter wachsenden Bevölkerung zuspitzt sowie die fortschreitende Urbanisierung und sich verändernde Lebensstile sowie Konsumwünsche der Menschen.

 

Bioökonomie was ist das? Ein Streifzug durch Anwendung und Forschung

Donnerstag, 14. Mai 2020, 18.30 Uhr, Der Vortrag mit anschließender Diskussion wurde online als Live-Stream über den YouTube-Kanal des ZAK gesendet.

Prof. Dr. Johannes Gescher

Professor für Angewandte Biologie, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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Veranstaltung auf YouTube

Jedes Jahr unterrichte ich ein Seminar zum Thema Biotechnologie und Gesellschaft und frage die Studierenden zu Beginn, wer den Begriff Bioökonomie kennt oder ihn beschreiben kann. Trotz einer Bioökonomiestrategie des Bundes und des Landes zeigt sich, dass der Begriff und der mögliche Einfluss der Bioökonomie auf den Bürger noch nicht genug transportiert wurde. Ich möchte daher einen Streifzug durch die Bioökonomie unternehmen. Ich möchte Ihnen näher bringen, was die Intention der Bioökonomiestrategie ist und wo im Alltag uns die Bioökonomie begegnet. Als Mikrobiologe möchte ich aber vor allem beispielhafte Forschungsprojekte vorstellen und zeigen, wie ihr Ergebnis den Weg in die Bioökonomie unterstützen kann.

 

Wie tragen Nachwachsende Rohstoffe zum Klimaschutz bei? 

Donnerstag, 28. Mai 2020, 18.30 Uhr, Der Vortrag mit anschließender Diskussion wurde online als Live-Stream über den YouTube-Kanal des ZAK gesendet.

Prof. Dr. agr. Iris Lewandowski

Chief Bioeconomy Officer (CBO) und Fachgebietsleiterin „Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergiepflanzen“, Universität Hohenheim 

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Veranstaltung auf KITopen

Nachwachsende Rohstoffe werden von der Land- und Forstwirtschaft produziert und fallen als Rest- und Abfallstoffe bei der Weiterverarbeitung dieser Rohstoffe, zum Beispiel zu Lebensmitteln, an. Anhand praktischer Beispiele wird gezeigt, wie verschiedene Pflanzenbestandteile zu unterschiedlichen Produkten verarbeitet werden. So entstehen zum Beispiel Baustoffe, Plattformchemikalien, Kosmetika und Bioenergie. Es wird erläutert wie nachwachsende fossile Rohstoffe ersetzen und dabei zur Verringerung von CO2-Emissionen beitragen können.

 

Von der smarten Fahrerkabine bis hin zu urbanen Bioräumen – wie wir die Agrarsysteme der Zukunft gestalten

Donnerstag, 25. Juni 2020, 18.30 Uhr, Der Vortrag mit anschließender Diskussion wurde online als Live-Stream über den YouTube-Kanal des ZAK gesendet.

  Veranstaltung auf YouTube

Prof. Dr. Monika Schreiner

Projektkoordinatorin „food4future“ und stellvertretende Direktorin, Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e.V. 

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Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer

Projektkoordinator „Fahrerkabine 4.0“ und Leiter des Instituts für Fahrzeugsystemtechnik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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Dr. Philip Albers  

Koordinierungsstelle Agrarsysteme der Zukunft, Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e.V.

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Prof. Dr. Christian Dreyer  

„food4future“- Forschungsfeldleiter „Urbane Bioräume“Technische Universität Wildau und Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP)

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Dipl.-Biochem. Julia Vogt

Projektmanagerin „food4future“, Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e.V.

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Unsere Agrarsysteme stehen vor tiefgreifenden Veränderungen: Klimawandel, eine steigende Weltbevölkerung, Verknappung von natürlichen Ressourcen, aber auch der Mangel an qualifizierten Fachpersonal in der Agrarwirtschaft tragen dazu bei, dass unsere Ernährungssicherung zunehmend zu einer Herausforderung wird. Dringend erforderlich sind somit unkonventionelle Innovationen für die Gestaltung nachhaltiger Agrarsysteme.

Anhand zweier interdisziplinärer Forschungsprojekte – „ONFIELD – Die Fahrerkabine 4.0“ und „food4future – Nahrung der Zukunft“ illustrieren wir im Vortrag bioökonomische Forschungs- und Entwicklungsansätze der BMBF-Förderlinie „Agrarsysteme der Zukunft“. ONFIELD wird mit Hilfe intelligenter Fahrerkabinen in Form einer adaptiven Mensch-Maschine-Schnittstelle die Nutzung von Landmaschinen attraktiver und Arbeitsprozesse optimiert gestalten. In „food4future“ werden neuartige, urbane Produktionssysteme für alternative Nahrungsquellen entwickelt.

Hinweis: Die geplante interaktive Mitmachausstellung im Rahmen des Vortrages muss leider entfallen.

Vom Zirkulieren, Säen und Ernten zukünftiger Baumaterialien 

 

Prof. Dirk E. Hebel

Professor für Nachhaltiges Bauen, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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Hinweis: Leider muss der Vortrag von Prof. Dirk E. Hebel kurzfristig abgesagt werden. 

Die Weltbevölkerung wächst seit Jahrzehnten stetig an. Gleichzeitig steigt der wirtschaftliche Wohlstand. Beide Entwicklungen führen zu einem zunehmenden Druck auf unsere natürliche Umwelt, unser Klima und unsere Ressourcen. Der weitaus größte Teil unserer zum Bau verwendeten Materialien wird zurzeit aus der Erdkruste entnommen, benutzt und dann entsorgt. Sie werden im wahrsten Sinne des Wortes konsumiert und nicht aus natürlichen oder technischen Kreisläufen ausgeliehen, um anschließend darin wieder aufzugehen. Dieser lineare Ansatz hat massive greifende Konsequenzen für unseren Planeten. Wir greifen tief in bestehende Ökosysteme ein, der Klimawandel zeugt davon. Natürliche Ressourcen wie Sand, Kupfer, Zink oder Helium werden bald nicht mehr technisch, ökologisch und ökonomisch sinnvoll vertretbar zur Verfügung stehen. Mit dem immer tiefer greifenden Abbau gefährden wir das Wohl künftiger Generationen.

Die gebaute Umwelt muss daher begriffen werden als temporäre Lagerstätte von Rohstoffen in einem endlosen Kreislaufsystem – ein radikaler Paradigmenwechsel wäre nötig. Wir brauchen dringend neue Prinzipien für den Bau, die Demontage und die ständige Umgestaltung unserer gebauten Umwelt. Gleichzeitig müssen wir die Frage beantworten, wie neue Materialien hergestellt werden können, die dem Anspruch einer Kreislaufwirtschaft entsprechen. Wir müssen vermehrt eine Verlagerung hin zum regenerativen Anbau, zur Zucht und Kultivierung von Ressourcen und Baumaterialien anstreben, anstatt uns weiterhin auf endliche Vorkommen zu verlassen.

 

 

Weiterführende Informationen zum Thema Bioökonomie

Anlässlich des Wissenschaftsjahres 2020/21 widmen sich Forscher und Forscherinnen aus ganz Deutschland dem Thema „Bioökonomie“. Auch am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird mit Nachdruck an neuen Technologien und Innovationen gearbeitet und geforscht, um den Wandel unseres ökonomischen Systems hin zu einer nachhaltigen und mittel- bis langfristig biobasierten Wirtschaft zu fördern. 

Eine ausführliche Auflistung aller Projekte und Forschungsvorhaben am KIT rund um das Thema Bioökonomie finden Sie online unter: https://www.sek.kit.edu/kit_express_5044.php