Karlsruher Gespräche 2012

„Alles in (Un-)Ordnung? Neue Unübersichtlichkeiten in einer globalisierten Welt“

Fehim Tastekin 

Referent

 

Zygmunt Bauman

 

Fehim Taṣtekin wurde 1972 in Oltu in der Türkei geboren und studierte bis 1997 Politikwissenschaft und Orientwissenschaften in Istanbul. Ab 1996 begann er seine journalistische Tätigkeit für verschiedene türkische Zeitungen, u.a. bei der Hürriyet-Gruppe. Dabei liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit auf dem Kaukasus und der russischen Politik in Tschetschenien. Seit 2003 ist er Redakteur und Kolumnist des Daily Radikal in Istanbul und schreibt auf Türkisch und Englisch und schreibt Gastbeiträge für die „Zeit“ und andere deutsche Zeitungen. Zum Themenkomplex Kaukasus hat Fehim Taṣtekin seit 2002 acht Publikationen vorgelegt.

 

Das ZAK bat Fehim Taştekin, folgende Fragen zu beantworten:


1. Hat sich unser Sicherheitsbedürfnis vergrößert oder hat sich lediglich unsere Wahrnehmung von Unsicherheit geändert?

Besonders nach den Anschlägen des 11. Septembers hat die innere und internationale Sicherheitspolitik westlicher Länder eine zweifache Wahrnehmung geschaffen: Während sich einige von uns aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen in einer sichereren Welt wähnen, werden diese von anderen als eine Bedrohung wahrgenommen. Natürlich ist es unerlässlich, Maßnahmen zu ergreifen, aber wir müssen betonen, dass die Menschen einigen überhöhten Bedrohungen gegenüberstehen. Politische Führungspersönlichkeiten und Entscheidungsträger haben diese in ihren öffentlichen Ansprachen und Betrachtungen ausgeschlachtet. Des Weiteren müssen wir die Ursachen des Terrors hervorheben. In einigen Teilen der Welt werden sich Terror und Unsicherheit nicht auslöschen lassen, solange politische und militärische Interventionen, Kriege, ethnische Zusammenstöße und soziale, ökonomische sowie politische Ungerechtigkeit andauern.


2. Inwiefern nehmen Überlagerungen von unterschiedlichen Risiken zu? Ist ein Dominoeffekt erkennbar?

Alle Risiken von wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Krisen bis hin zu humanitären und umweltbedingten Katastrophen könnten gelenkt, kontrolliert und ihre Schäden vermindert werden, wenn sie mit den richtigen Mitteln bekämpft würden. Doch manchmal bleibt einem nichts anders übrig als zu beten!


3. Sollte angesichts der aktuellen Krisensituation mehr Entscheidungsautorität an europäische Einrichtungen/Organe verlagert werden?

In Anbetracht der wirtschaftlichen Krise Griechenlands, bei der die lokale Regierung und die lokalen Institutionen zur Lösung des Problems nicht durch bestimmte Kanäle zusammenarbeiteten, scheint es eine gute Idee, mehr Macht nach Brüssel zu verlagern. Doch auf lange Sicht ist es ein realistischerer Ansatz, dem Einzelnen vor Ort mehr Macht zu geben. Um Ausnutzung und Missbrauch zu vermeiden, sollten europäische Organe über einige abschreckende Mechanismen verfügen.