EKT 2010: Ungarn zwischen den Zeiten und Welten

Internationales wissenschaftliches Symposium: Freitag, 30. April - Sonntag, 2. Mai 2010
EKT 2010 Flyer

Im Fokus des Internationalen Wissenschaftlichen Symposiums vom 30.04. bis 02.05. im Rahmen der Europäischen Kulturtage 2010 steht Ungarn. Aktuelle Fragestellungen aus Politik, Gesellschaft und Kultur Ungarns werden einem breiten Publikum vorgestellt. Die Veranstaltung widmet sich den Themenschwerpunkten Demokratie- und Wirtschaftskrise, Rechtsextremismus, Ungarns Rolle in der politischen Wende 1989, ungarische Erinnerungskulturen und aktuelle Gegenwartskunst in Budapest.

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Programmübersicht 

Freitag, 30. April 2010;
Baden-Saal, Industrie- und Handelskammer Karlsruhe, Lammstraße 13-17

18h00
 

Fotoausstellung - Vernissage: „Freiheit und Demokratie - Ungarn - Vom Abbau des Eisernen Vorhangs bis zum Schengen-Beitritt“
Am 10. September 1989 öffnete Ungarn seine Grenzen und trug somit wesentlich zur Widervereinigung Europas bei. Die offizielle Grenzöffnung hat jedoch eine längere Vorgeschichte, denn bereits im Mai 1989 baute Ungarn die technische Einrichtung der Grenzanlage ab. Am 19. August flohen Hunderte von DDR-Bürger, die sich als Flüchtlinge in Ungarn – in der Hauptstadt und am Plattensee – aufhielten, über die Grenze. Die Ausstellung hat ihren Schwerpunkt in der Darstellung der Ereignisse um das Paneuropäische Picknick vor 20 Jahren und dokumentiert anhand von Fotografien die Aufenthalt der Flüchtlinge aus der DDR in Ungarn, die Öffnung der österreichisch-ungarischen Grenze und das Paneuropäische Picknick. Die Exponate werden durch das Kulturinstitut der Republik Ungarn, Stuttgart zur Verfügung gestellt. Die Sammlung stammt aus dem Fotoarchiv der Ungarischen Nachrichtenagentur (MIT).

Eröffnung: Rita Chiovini, Konsulin, Botschaft der Republik Ungarn, München

 

19h00
 

Eröffnung des internationalen wissenschaftlichen Symposiums

Grußworte
Wolfgang Grenke, Vizepräsident IHK Karlsruhe
Margret Mergen, Erste Bürgermeisterin der Stadt Karlsruhe
Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Direktorin des ZAK, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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Festvortrag
„Der Vorhang geht auf. Das Ende der Diktaturen in Osteuropa“
Lesung und Diskussion mit György Dalos, ungarischer Schriftsteller, Historiker, Zeitzeuge

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20h00
  Podium:
Zwischen Hoffnung und Ernüchterung: Ungarn in der Demokratiekrise“
Trotz des vergleichsweise ruhigen Systemwechsels stehen im Zuge der politischen und wirtschaftlichen Krise der letzten Jahre in Ungarn zwei Jahrzehnte Fortschritt und demokratische Entwicklung auf dem Prüfstand. Ungarische Wissenschaftler und Politiker diskutieren über den konfliktgeladenen politischen Prozess bzw. über Ursachen und Auswege aus der gegenwärtigen Demokratiekrise. Es wird der Frage nachgegangen, welche politisch-institutionellen, wirtschaftlichen und sozio-kulturellen Problemlagen den Demokratieprozess behindern. Die Frage nach Verfassungsnorm und Verfassungswirklichkeit ist dabei von besonderer Bedeutung.

 

Prof. Dr. Ellen Bos, Inhaberin der Professur für Politikwissenschaft, Andrássy Gyula Deutschsprachige Universität Budapest
Prof. Dr. Ferenc Miszlivetz, Direktor am Institute for Social and European Studies, Ungarn
Prof. Dr. Máté Szabó, Parlamentarischer Ombudsmann für Bürgerrechte in Ungarn, Direktor am Institut für Politikwissenschaften, Eötvös Lórand Universität Budapest
Prof. Dr. György Schöpflin, Abgeordnete des Europäischen Parlaments

mit anschließendem Empfang

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Samstag, 01. Mai 2010

09h30
 

Grußworte
Dr. Susanne Asche, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Karlsruhe
Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Direktorin des ZAK, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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Themenblock:
„Ungarns Wirtschaft zwischen zunehmender Korruption und globaler Wirtschaftskrise“
Ungarn hat die Umwandlung von einer zentralen Planwirtschaft zur Marktwirtschaft, nicht zuletzt dank der vorangegangenen Reformpolitik im wirtschaftlichen Bereich, längst durchgeführt. Dennoch scheint die Nachhaltigkeit des ökonomischen Transformationsprozesses durch systemimmanente Gründe und durch die schwere Wirtschaftskrise gefährdet zu sein. Hinzu kommen die Vernachlässigung von strukturellen Reformen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Arbeit, Soziales und die negativen Auswirkungen der Schattenwirtschaft und der Korruption. Welche politischen und wirtschaftlichen Schritte sind notwendig, um die ungarische Wirtschaft (wieder) auf Erfolgskurs zu bringen? Wie kann das stark beschädigte Image der ungarischen Wirtschaft wieder hergestellt werden?

Wirtschaftskrise in Ungarn
Prof. Dr. Dietmar Meyer, Lehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftslehre, Technische Universität Budapest 

Kleine und Mittlere Unternehmen in der Globalisierung – ein Vergleich zwischen Baden-Württemberg und Ungarn
Prof. Dr. Martina Eckardt, Inhaberin der Professur für Finanzwissenschaft, Andrássy Gyula Deutschsprachige Universität Budapest

Schaffung optimaler Transparenzbedingungen in der ungarischen Wirtschaft
Dr. Noémi Alexa,
Geschäftsführerin Transparency International Ungarn

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12h00
 

Themenblock:
„Zwischen Amnesie und Nostalgie: Ungarische Erinnerungskulturen“
Im Mittelpunkt des Interesses stehen kollektive Erinnerungsprozesse, die oft Formen einer durchaus widersprüchlichen Neu- und Umdeutung des historischen und kulturellen Selbstverständnisses annehmen. Diese Prozesse sind keinesfalls einheitlich zu verstehen. Zum einen besteht der Wunsch nach einer Anbindung an eine neue europäische Gedächtnispolitik, zum anderen wird der zunehmender Einfluss nationalkonservativer bzw. rechtspopulistischer Politik, die sich durchaus spezifischen Erinnerungsmythen bedient, mit viel Sorge gesehen. Thematisiert werden etwa die Frage nach dem Stellenwert des Ungarn-Aufstandes 1956 in der ungarischen Erinnerungspolitik und der Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit in der heutigen ungarischen Gedächtniskultur.

Sprachgebrauch, Gedächtnis, Erinnerung: Der Fall der ungarischen Revolution von 1956
Prof. Dr. Attila Pók, stellvertretender Direktor am Institut für Geschichtswissenschaft, Ungarische Akademie der Wissenschaften

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12h30
 

Mittagspause

13h30
 

Themenblock:
Zwischen Nation und Ideologie: Rechtsextremismus in Ungarn“
Von der politischen und wirtschaftlichen Krisensituation in Ungarn profitieren hauptsächlich rechtsradikale Organisationen und Parteien, die mit nationalistischen Parolen nach Projektionsflächen suchen und zur Verstärkung der politischen und gesellschaftlichen Spaltung beitragen. Angesichts zunehmender gewalttätiger Übergriffe gegen Roma-Minderheiten wird die Handlungsfähigkeit der Politik stark in Frage gestellt. Das Wiedererstarken rechtsextremer Ideologien und die beunruhigende Situation der Roma-Minderheit stehen im Vordergrund.

„Die Grenzen des Rechtsextremismus sind bis weit in die Gesellschaft hinein verschoben“ - Rechtsextremismus in Ungarn
Prof. Dr. Gáspár Miklós Tamás, Philosoph, Institut für Soziologie und Sozialanthropologie, Central European University Budapest

Gestern ist heute? Erscheinungsformen des Rechtsextremismus, Hintergründe und Konsequenzen
Dr. András Tóth, Institut für Politikwissenschaft, Ungarische Akademie der Wissenschaften

Die Situation der Roma-Gemeinschaften in Ungarn
Dr. Ernő Kállai, Parlamentarischer Ombudsmann für nationale und ethnische Minderheiten in Ungarn

Romungri, Roma und Beaschi in Ungarn: Möglichkeiten der Bewahrung der ethnischen Kultur
Prof. Dr. Katalin Forray, Lehrstuhlinhaberin für Romologie und Bildungssoziologie, Universität Pécs

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16h30
 

Themenblock:
„Zwischen Ost und West: Ungarn in der Europäischen Union“
Am 1. Mai 2004 ist Ungarn als „wirtschaftliches Musterland“ der Europäischen Union beigetreten und wird 2011 erstmalig die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen. Wichtigste Schwerpunkte der ungarischen Europapolitik sind die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit den Ländern auf dem Balkan und die Wirtschafts- bzw. Finanzpolitik.

Ungarn in der Europäischen Union
Prof. Dr. Attila Ágh, Professor für Politikwissenschaft an der Corvinus Universität Budapest

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Sonntag, 02. Mai 2010

11h00
 

Grußworte
Knut Weber, Schauspieldirektor am Badischen Staatstheater Karlsruhe
Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Direktorin des ZAK, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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Themenblock:
Zwischen Buda-Pest: Aktuelle Kunst und Gegenkultur
Die komplexen Verflechtungen von Moral, Politik, Kultur und Ökonomie bzw. der Umgang mit der Vergangenheit und der kulturellen Identität sind wichtige Themenstellungen in der ungarischen Gegenwartskunst und -kultur. Es wird der Frage nachgegangen, welche künstlerischen (visuellen, akustischen) Ausdruckformen Künstlern in Budapest zur Verfügung stehen bzw. inwieweit sie einen Einfluss auf die politische und gesamtgesellschaftliche Entwicklung auszuüben in der Lage sind. Welche Fragen werden von den Künstlern in den Mittelpunkt ihres Schaffens gestellt? Wie kann die Freiheit der Kunst gesichert werden?

Das Theater in Ungarn – zwischen Nischenghettos und Kunstgewerbe
Dr. Mária Mayer-Szilágyi, Direktorin des Zeitgenössischen Dramafestivals Budapest

„Hass, alkoss - wirke, gestalte!“
Zur Rolle der sozialen und politischen Kunst im öffentlichen Raum in Ungarn 

Alexander Schikowski, in Budapest lebender Künstler

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13h30
 

Podium:
Zwischen Gestern und Heute: Ungarns Rolle in der politischen Wende 1989
Am 19. August 1989, dem Vorabend des ungarischen Nationalfeiertags, wurde die Grenze zwischen Österreich und Ungarn, dank des Engagements ungarischer oppositioneller Gruppen, im Rahmen des sog. Paneuropäischen Picknicks symbolisch für einige Stunden geöffnet. Über die Bedeutung des „Ersten Risses“ im Eisernen Vorhang und Ungarns Rolle bei der Überwindung der Teilung Europas diskutieren ungarische Wissenschaftler und Zeitzeugen mit deutschen Historikern. Eingeladen werden auch ungarische und ostdeutsche Bürger, die im Mai und im August 1989 die Grenzöffnung persönlich miterlebt haben.

Àrpád Bella, ehem. Grenzoffizier
Prof. Dr. Ines Geipel, Schriftstellerin, Zeitzeuge, als DDR-Bürgerin floh sie 1989 über Ungarn in die BND; Professorin an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin
Dr. phil. habil. Zsolt K. Lengyel, Vorsitzender und Direktor des Ungarischen Instituts im Wissenschaftszentrum Ost- und Südosteuropa Regensburg
Dr. László Magas, Vorsitzender der Stiftung Paneuropäisches Picknick ´89, Mitorganisator des Picknick
Prof. Dr. Andreas Oplatka, Professor für Zeit-, Gegenwarts- und Pressegeschichte an der Andrássy Gyula Deutschsprachige Universität Budapest

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