Wissenschaftssymposium : Public Science und Neue Medien

Die Rolle der Web 2.0-Kultur in der Wissenschaftsvermittlung 3. und 4. Dezember 2011

Abstracts

Prof. Monika Fleischmann und Wolfgang Strauss | Prof. Dr. Stephan Schwan | Jesús Muñoz Morcillo | Dr. Corinna Lüthje | Dr. des. Klaus Rümmele | Anna Kwiatkowski | Dr. Merja Mahrt | Heike Großmann | Joachim Allgaier | Michael Grosch  | Dr. Thomas Windmann  | Mina Kianfar  | Dr. Christine Moritz  |  PD Dr. Martin Warnke | Stephan Breuer 

 

Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha ist Direktorin des ZAK und Gründungsmitglied der Vorgängerinstitution. Sie promovierte im Fach Soziologie zum Thema „Ethnische Identität und politische Mobilisation“ und habilitierte sich 2004 an der Universität Karlsruhe (TH). Robertson-von Trotha ist Mitglied in zahlreichen Kommissionen und Ausschüssen, u.a. (von 2008 bis 2010) stellvertretende Vorsitzende im Fachausschuss Kultur der Deutschen UNESCO-Kommission sowie Mitglied der EU Focus Working Group on Science and Culture. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kulturwandel und Globalisierung, Theorie und Praxis der Öffentlichen Wissenschaft, Multikulturalität und Integration sowie Internationalisierung der Hochschulen.

Öffentliche Wissenschaft und Neue Medien
Das vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft im Jahr 1999 organisierte Symposium „Public Understanding of the Sciences and Humanities“ (PUSH) gab wichtige Anstöße für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, welche zu der Gründung der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ (WiD) führten. Als Vorbild galten die PUSH‐Initiatoren in den USA und in Großbritannien (PUS und Bodmer-Report), wo sich bereits seit den 80er-Jahren eine breite Bewegung zum Austausch zwischen Wissen-schaft und Gesellschaft durchgesetzt hatte. Dem Grundgedanken dieser Initiative lag die Annahme zugrunde, dass ein institutionell gesteuerter Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft Ängste vor technischen Innovationen abbauen und somit Wissenschaft und Gesellschaft einander annähern kann. Diese Herangehensweise, die den Fokus auf die Akzeptanz der Wissenschaft durch die Öffentlichkeit setzt, prägte die Kultur der Wis-senschaftsvermittlung ein knappes Jahrzehnt lang. Die „Digitale Wende“ Mitte der 90er und insbesondere die Entstehung neuer Wissenskulturen ohne institutionelle Anbindung im Internet machen diesen traditionellen Weg von „Public Understanding of Science“ aus der heutigen Perspektive nicht mehr begehbar. Die institutionelle Wissenschaftskommunikation hat es heute mit einer neuen Situation zu tun, die nicht nur die Beherrschung der neuen Kommunikationsformen voraussetzt, sondern sogar eine Anpassung der Hauptziele fordert: Wo früher die Legitimierung und die Akzeptanz im Mittelpunkt standen, ermöglichen heute kollaborative Web 2.0-Anwendungen eine öffentliche Teilhabe an der Forschung, die von den unterschiedlichen Erfahrungshintergründen der nichtwissenschaftlichen Teilnehmer profitieren kann. Ausgehend vom Vergleich des Begriffs „Öffentliche Wissenschaft“ mit den undif-ferenzierten Praktiken der institutionellen Wissenschaftskommunikation richtet der Vortrag den Fokus auf den transdisziplinären Charakter der „Öffentlichen Wissenschaft“ als Voraussetzung für die Entstehung realen Dialogs und wissenschaftsbezogener Diskurse.

Museum & Wissenschaftsvermittlung

Prof. Monika Fleischmann und Wolfgang Strauss
Research Artists und Scientists am Fraunhofer IAIS in Sankt Augustin

„Wissensnetze, Medienkunst und Wissen(schaft)svermittlung“

Welches Wissen entsteht in künstlerischer Forschung? Wie unterscheidet es sich vom Wissen der Natur- oder Geisteswissenschaften? In diesem Werkbericht beschreiben wir Wissensformen, die in der Daten-Performance von Mensch-Maschine-Kommunikation entstehen. Exemplarisch stellen wir Wissenskunstwerke vor, in denen die Suche zum forschenden Entdecken wird. Die Inszenierung von Wissenskunst basiert auf einer algorithmischen Struktur und einem Interface, das als Leerstelle wirkt für die De-Konstruktion und das Entbergen von Information. In der Interaktivität zwischen Nutzer und System wird das Spurenlesen als Orientierungstechnik aktiviert. Erst dann entfaltet sich in Akten des inneren Sprechens die Wissenskunst für Erkenntnis- und Interpretationstechniken. In der Entwicklung von Denk- und Wissensräumen be-schäftigen wir uns mit der Frage nach dem Interaktivitätswissen: Wie wird Information in Wissen transformiert und wie wird es durch Interfaces interaktiver Medien transportiert?

„Sozial und digital: Potenziale von Web 2.0 in naturwissenschaftlichen Museen“

Prof. Dr. Stephan Schwan
IWM – Institut für Wissensmedien Tübingen 
 

style=Museen und Ausstellungen tragen der aktuellen Transformation digitaler Medien zu „intelligenten“ Foren des sozialen Austauschs in vielfältiger Form Rechnung. Eine Ver-knüpfung des Digitalen mit dem Sozialen findet hierbei nicht nur im WorldWideWeb, sondern auch in den Räumen des Museums selbst statt. Rekommendersysteme, digitale Videopersonen und Meinungsterminals betonen jeweils unterschiedliche Aspekte von Web 2.0 und werden deshalb zu unterschiedlichen Zwecken – Hilfestellung bei der Auswahl von Exponaten, Aufmerksamkeit und Interesse wecken, Ausstellungsinhalte kritisch reflektieren – eingesetzt. Die Mehrzahl dieser Technologien befinden sich ge-genwärtig noch in einer Erprobungsphase, erste empirische Befunde zeigen aber positive Effekte für Prozesse des Wissenserwerbs und unterstreichen das Potenzial sozialer Medien in naturwissenschaftlichen Museen.

„Die Auswirkungen der Web 2.0-Kultur auf die museale Praxis der Wissenschaftskommunikation“

Jesús Muñoz Morcillo
Karlsruher Institut für Technologie (KIT),
ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale
 

Wenn man die museale Praxis der Wissenschaftskommunikation genealogisch unter-sucht, scheint der Begriff der Interaktion eine anhaltende Funktion zu erfüllen, um komplexe wissenschaftliche Inhalte erlebbar und somit begreifbar zu machen. Von den ersten Science Centers, die laut ICOM (dem Internationalen Museumsrat) keine Museen per se sind, weil sie keine Sammlungen besitzen, bis hin zu den heutigen Ausstel-lungskonzeptionen in Naturkunde- und Technikmuseen hat ein Paradigmenwechsel in der musealen Praxis stattgefunden, der sehr stark mit der Web 2.0-Kultur zusammen-hängt. Diese Museen betreiben einerseits neue Strategien der Verbreitung, die den musealen Rahmen erweitern oder sogar vervollständigen. Andererseits hält die Web 2.0-Kultur Einzug in das Ausstellungsdesign an sich. Die Pionierrolle von Museen für Medienkunst ist an dieser Stelle nicht zu übersehen. Der Vortrag erläutert anhand von Fallbeispielen existierende Ansätze und liefert einige Handlungsempfehlungen aus der Sicht der Öffentlichen Wissenschaft.

 

Theorien zur Mediatisierung in der Praxis der Wissenschaftskommunikation

Dr. Corinna Lüthje
Universität Hamburg, Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft

„Mediatisierte Wissenschaft: Eine theoretische Konzeption tiefgreifender Transformationsprozesse“

Der Begriff der „Mediatisierung“ wird in vielen Kontexten unterschiedlich genutzt und erscheint diffus. In den medien- und kommunikationswissenschaftlichen Fächern zeichnet sich jedoch inzwischen auch über Sprachgrenzen und nationale Wissen-schaftskulturen hinweg ein bemerkenswerter Konsens ab. Mediatisierung ist, generell gesehen, der Einfluss des Medienwandels auf menschliche Kommunikation und Inter-aktion, auf soziale und kulturelle Realität und damit auf jedes soziale und kulturelle Phänomen. Mediatisierung ist ein historisch bedingter, permanent fortschreitender Meta-Prozess, in dem stetig mehr Medien aufkommen und institutionalisiert werden. Eingeflossen in das Konzept der Mediatisierung sind damit Aspekte der Medientheorie, der Techniksoziologie sowie der Technikfolgenabschätzung.

 

Science Blogs, neue Akteure und vermeintlicher Dialog

Dr. des. Klaus Rümmele
Karlsruher Institut für Technologie (KIT),
Presse, Kommunikation, Marketing (PKM)

„Institutionelle Wissenschaftskommunikation 2.0: Akteure und ihre neuen Rollen“

Große Forschungs- und Bildungseinrichtungen sprechen gerne mit einer Stimme. Im Spannungsfeld wissenschaftlicher Komplexität und hierarchischer Struktur, ministeriel-ler Vorgaben und wirtschaftlicher Beziehungen erschien es bislang nötig und wün-schenswert, sich intern in langen Abstimmungsprozessen auf eine Aussage zu einigen und sie zu veröffentlichen: Wissenschaftskommunikation befindet sich in der Einbahn-straße. Doch das ändert sich: In Blogs und auf Plattformen sozialer Netzwerke äußern sich Wissenschaftlerinnen und Personalentwickler, diskutieren Studienberater und Bib-liothekarinnen. Was bedeutet das für Pressesprecherinnen und Online-Redakteure? Sie schlüpfen – zumindest teilweise – in neue Rollen. Sie laden interne wie externe Öf-fentlichkeit ein zum Dialog, zur gemeinsamen Kommunikation, vernetzen und mode-rieren, geben Regeln vor und schützen die Mitwirkenden. Sie kontrollieren weniger und gestalten mehr.
 

Anna Kwiatkowski
Karlsruher Institut für Technologie (KIT),
Presse, Kommunikation, Marketing (PKM)

„Wissenschaft im Web 2.0: Transparenz und Partizipation?“

Was macht die Öffentliche Wissenschaft im Web 2.0 aus? Wie und was kommunizieren Wissenschaftler im Internet? Anhand des Formats Blog werden Chancen und Gefahren des Neuen Mediums für die Wissenschaftskommunikation gezeigt und dessen Mög-lichkeiten untersucht: die Interaktion aller Beteiligten, sowohl der Produzenten als auch der Rezipienten, die Verwischung klarer Grenzen zwischen Autor und Leser, Wis-senschaftler und Laie, und die dadurch mögliche Weiterentwicklung der partizipativen Elemente in der Öffentlichen Wissenschaft. Nicht zuletzt ist zu fragen, wie die Science Community sowie die wissenschaftlichen Einrichtungen auf veränderte Prozesse in der Kommunikation reagieren sollten.
 

Dr. Merja Mahrt, Dr. Cornelius Puschmann
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Sozialwissenschaften, Kommunikations- und Medienwissenschaft, Institut für Anglistik und Amerikanistik, Englische Sprachwissenschaft

„Wissenschaftliche Blogs: Schnittstelle zur Öffentlichkeit oder virtueller Elfenbeinturm?“

Online-Medien haben eine Vielzahl neuer Schnittstellen zwischen Wissenschaft und der allgemeinen Öffentlichkeit geschaffen. Blogs stellen dabei eine von Wissenschaftlern gern genutzte Möglichkeit dar, ohne die üblichen Beschränkungen durch Verlags- oder Herausgebervorgaben zu Fragen des eigenen Fachgebietes Stellung zu nehmen, mit Peers in Austausch zu treten oder die eigene Forschung einem interessierten Laienpublikum zu vermitteln. Doch findet eine solche direkte Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, ohne den Wissenschaftsjournalismus als traditionelle Vermittlungsinstanz, tatsächlich statt? Inwiefern wird das Potenzial von Blogs für die Popularisierung von Wissen und Wissenschaft eingelöst?
 

Evaluationsfragen & Empirische Studien

Heike Großmann
Karlsruher Institut für Technologie (KIT),
ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale

„Die Evaluation von partizipativer Bewegtbildkommunikation in interaktiven Medien“

Das Internet ist das Medium der Zukunft. Es wird unser Leben fundamental beeinflussen. Warum also nicht digital Mitbestimmen? Nirgendwo ist es so einfach, eine Petition ins Leben zu rufen oder sich zu einem Thema zu organisieren. In der Politik wird die Möglichkeit der Online-Partizipation bereits genutzt, doch lassen sich diese Formate auch auf die Wissenschaftskommunikation übertragen? Die Filme des InsideScience-Projekts werden mit ihrer Präsentation im Netz online evaluiert werden. Deshalb wird ein Überblick über die E-Partizipation gegeben, Vor- und Nachteile der Online-Evaluation erörtert, und Handlungsempfehlungen aufgezeigt.

Joachim Allgaier, Yin-Yueh Lo, Prof. Dr. Hans Peter Peters
Forschungszentrum Jülich,
Institut für Neurowissenschaft und Medizin 

„Mediennutzung und Einschätzung von Medieneffekten durch Neurowissenschaftler in Deutschland und den USA: Ergebnisse einer Online-Befragung“

In einer Online-Befragung von Neurowissenschaftlern in Deutschland und den USA wurden diese nach ihren Informationsquellen über wissenschaftliche Berichterstattung gefragt, sowie welche Effekte auf öffentliche Meinung und politische Entscheidungsfindung sie diesen zuschreiben. In der Befragung zeigte sich, dass in beiden Ländern die klassischen journalistischen Medien (Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk und Fernsehen) gegenüber den journalistischen Online-Medien dominieren – sowohl bei der Nutzung als auch bei den zugeschriebenen Effekten. Allerdings hatten die Online-Medien in den USA ein größeres Gewicht. Nicht-journalistische Online-Medien – also Blogs und virtuelle soziale Netzwerke – spielen in beiden Ländern aus Sicht der befragten Wissenschaftler (noch?) eine vergleichsweise unbedeutende Rolle.

Prof. Dr. Gerd Gidion und Michael Grosch
Karlsruher Institut für Technologie (KIT),
HoC, House of Competence

„Studium und Lehre im Web 2.0 – Hype oder Realität?“

Das Web 2.0 hat mittlerweile den Alltag des Studiums vollständig durchdrungen. Sowohl Studierende als auch Lehrende nutzen es intensiv für verschiedenste Aktivitäten im Rahmen von Studium und Lehre. Diese Nutzung erfolgt jedoch nicht gleichförmig über alle Bereiche hinweg: Manche Web 2.0-Angebote werden ständig genutzt, während andere wiederum zwar von vielen propagiert werden, sich jedoch im Alltag des Studiums noch nicht etabliert haben. Die Web 2.0-Medien des Studiums und der Lehre bilden somit keine Unität, sondern lassen sich in verschiedene Typen klassifizieren. Auch Studierende und Lehrende bilden in ihrer Web 2.0-Nutzung keine homogene Einheit. Sowohl zwischen als auch innerhalb beider Gruppen bestehen Unterschiede in den Nutzungsmustern. Im Vortrag werden die verschiedenen Phänomene der Web 2.0-Nutzung in Studium und Lehre, verborgene Nutzungsmuster und -typen und mögliche Einflussfaktoren dargestellt. Dabei wird konsequent die Perspektive der Nutzer, also der Studierenden und Lehrenden, eingenommen. Der Vortrag basiert auf Ergebnissen einer Mediennutzungsuntersuchung des Referenten am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). In den Jahren 2009 und 2011 wurden jeweils 1.400 Studierende zu ihrem Web 2.0-Nutzungsverhalten befragt. In der diesjährigen Erhebung wurden erstmals auch 140 Dozenten des KIT zum selben Thema befragt. Die Erhebung am KIT ist Teil eines internationalen Forschungsprojekts, bei dem die Mediennutzung von Studierenden in zahlreichen Ländern untersucht wird.

Urheber, Wissenschaft und Marken

Dr. Thomas Windmann
Karlsruher Institut für Technologie (KIT),
Presse, Kommunikation, Marketing (PKM)

„Markenbildung im Zeitalter des Web 2.0“

Wie viel Marke braucht eine Universität? Ob eine Hochschule eine Marke ist oder nicht, entscheidet allein die Zielgruppe. Das Image einer Marke bestimmen die Konsumenten. Das Image einer Universität bestimmen Studierende, Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie die Politik. Doch wie bilden sich diese Zielgruppen ihre Meinung, wie informieren sie sich? Das Web 2.0 hat auch die Markenkommunikation revolutioniert und um die Dimension des transparenten Feedbacks in Echtzeit erweitert. Das Potenzial der neuen Möglichkeiten gilt es zu erschließen und die Risiken aus Sicht der Hoch-schulen zu kennen.
 

Mina Kianfar
Karlsruher Institut für Technologie (KIT),
Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaften (ZAR)

„Das Urheberrecht – Brücke oder Hindernis für den wissenschaftlichen Dialog“

Sich verändernde Lerngewohnheiten haben den Gesetzgeber im Jahre 2003 dazu bewogen, dem Bedürfnis von Wissenschaft und Lehre an der Nutzung moderner Kommunikationsformen in normativer Hinsicht Rechnung zu tragen. Die neu eingeführte Schrankenbestimmung des § 52a UrhG durfte dabei den Interessen der Verleger nicht entgegenlaufen. So kam es, dass von der ursprünglich vorgesehenen Möglichkeit der öffentlichen Zugänglichmachung ganzer Werke immer mehr Einschränkungen gemacht wurden. Das Ergebnis war ein verschachtelter Gesetzestext mit einer Fülle von unbestimmten Rechtsbegriffen. Ein kürzlich am Landgericht Stuttgart ergangenes Urteil, das den Streit eines Verlages mit der Fernuniversität Hagen betrifft, gibt eine Orientierungshilfe für die Frage, in welchem Umfang eine Universität ihren Studierenden Lehrmaterialien online zur Verfügung stellen darf, zeigt aber zugleich die Unsicherheiten auf, die trotz der gesetzgeberischen Initiative in diesem Bereich weiterhin bestehen.
 

Virtuelle Wissensräume und Wissensvermittlung

Dr. Christine Moritz
Geschäftsführerin der Feldpartitur GmbH 

„Filme in, mit und über Wissenschaft: Die Notwendigkeit der Reflektion audiovisueller ad-hoc-Kommunikation in der Wissensvermittlung“

Die Kommunikation innerhalb des bislang logoszentrierten Wissenschaftsbetriebes bewegt sich vom Text zum (Bewegt-)Bild, weil audiovisuelle Informationen – anders als das zu dekodierende Wort – ad hoc auf der Basis unwillkürlicher Wahrnehmungsprozesse rezipiert werden. Die rasante Durchdringung der Wissenschaftswelt durch Neue Medien begrenzt sich dabei nicht auf Inhaltsvermittlung, sondern erfasst auf Basis verfügbarer sozialer Kommunikationsnetze systemisch alle Semiosen innerhalb derselben. Die Notwendigkeit der Reflektion von Film und Video in, mit und über Wissenschaft betrifft daher auf der einen Seite die vielfältigen formal-strukturellen Erscheinungsweisen des Mediums sowie die soziokulturell sich repräsentierenden impliziten Wissensbestände darin. Dringlicher aber erscheint auf der anderen Seite die Reflektion der Wahrnehmungs- und Verarbeitungsphänomene sowohl der Forschenden als auch RezipientInnen sowie deren Wirkungen innerhalb des Kultur- und Wissensbestands einer Gesellschaft. Der Vortrag zeigt exemplarisch anhand ausgewählter Forschungsdesigns Anwendungen der auf Basis eines BMWi-Projekts neuentwickelten Software zur Analyse und Transkription von Film-/Videodaten in der Sozialforschung (SaaS-Software „Feldpartitur“, Informationen unter www.feldpartitur.de).

PD Dr. Martin Warnke
Leuphana Universität Lüneburg,
Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien 

„Vom Nutzen enger Kanäle – Diskursverknappung als Methode“

Wie Menschen lernen, ist und bleibt ein Rätsel. Dass Menschen aufgrund von Anregungen lernen, dass Übung, Einsicht und Mediennutzung dabei eine Rolle spielen, so viel steht aber dann doch fest. Menschen lernen ohne Unterlass, allerdings nur selten das, was ein Lehrkörper sich so vorstellt. Es ginge beim Lernen mit alten und Neuen Medien also darum, Möglichkeitsbedingungen zu schaffen, unter denen dann etwas gelernt wird, das Lehrende für richtig halten. Enge Kanäle – oder anders ausgedrückt: alte Medien – bieten dafür entscheidende Vorteile. Welche, wird an einem historischen Beispiel der Vortrag exemplifizieren.

 
Stephan Breuer
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), ZAK

„Die Unterstützung gesellschaftlicher Diskurse durch Wissensvermittlung über Film und semantische Netzwerke“

Die Öffentliche Wissenschaft soll Menschen dabei unterstützen, sich aktiv mit Wissenschaft und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen auseinanderzusetzen. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Vermittlung von Wissen, welches Menschen dazu befähigt, wissenschaftliche Themen zu verstehen und eigene Positionen zu entwickeln. Mit steigender Bedeutung der digitalen Medien stellt sich jedoch die Frage, wie die Inhalte der Öffentlichen Wissenschaft auch ins Internet transportiert werden können. Aus systemisch-konstruktivistischer Perspektive bietet sich hierfür eine Kombination aus Webvideo und visueller semantischer Navigation an, die den Nutzer dabei unterstützt, die Komplexität wissenschaftlicher Themen leichter zu erfassen und Anknüpfungspunkte für den Ausbau seines Wissens selbstständig auszuwählen.