Karlsruher Gespräche 2011

Ins Netz gegangen? Google-Kulturen global

Geert Lovink

Referent

 

Geert Lovink

Geert Lovink is a Dutch-Australian media theorist and critic. He is Professor at the European Graduate School and Research Professor (‘lector’) at the Hogeschool van Amsterdam, where he is founding director of the Institute of Network Cultures, and Associate Professor in Media Studies (new media), University of Amsterdam. Lovink is author of “Dark Fiber” (2002), “My First Recession” (2003) and “Zero Comments” (2007) and co-edited “Everyone is a Designer in the Age of Social Media” (2010) together with Mieke Gerritzen. He recently co-organised events and publications on critical Wikipedia research, the politics and aesthetics of online video, the culture of search and the economy of open content. His recent book “Networks Without a Cause: A Critique of Social Media” (2012) investigates the rise of ‘mass hermeneutics’ inside Web 2.0, large scale comment cultures and the shifting position of new media (studies) inside the humanities.

Das ZAK bat Prof. Dr. Geert Lovink, folgende Fragen zu beantworten:

1.    Die Zukunft unserer Wissensgesellschaft – ist das Internet die Quelle einer Informationsüberflutung oder bereitet es den Boden für eine neue Wissensgesellschaft?

Das Internet beschleunigt bereits existierende Prozesse. Wissen wird in Kombination mit einer florierenden Diskussionskultur durch Investitionen in Bildung und Forschung erzeugt. Preiswerte Publikationen und eine Gesellschaft, in der aktiv gelesen wird, sind ebenfalls unerlässlich. Das Internet macht uns stärker von der Suche (also Google) abhängig. Eine Fülle von Informationen ist gut. Doch wer wird uns beibringen, die richtigen Fragen einzugeben?

2.    Kann das Internet tatsächlich zu verstärkter Partizipation der Bürger beitragen oder sind die Visionen einer neuen Demokratie im Netz bloße Illusionen?

Ein moralisch korruptes und zynisches System, dass von der Konzentration noch größerer Macht und noch größeren Reichtums besessen ist, kann durch ‚Partizipation‘ nicht wieder in Stand gesetzt werden, sei es durch das Internet oder auf anderem Wege. Jeder kann selbst entscheiden, ob diese Art der Demokratie in letzten Zügen liegt oder nicht. Kollektive Formen des Widerstandes brauchen neue Organisationsformen, doch das Internet dürfte dabei nur eine kleine Nebenrolle spielen.