Karlsruher Gespräche 2009

Rechts außen: Rechtsextremismus in Europa heute

Dr. Renate Bitzan

Referentin  

 

 

Dr. Renate Bitzan wurde 1965 geboren und ist Sozialwissenschaftlerin und Journalistin. Nach einem Volontariat und einer Tätigkeit als Redakteurin bei der Tageszeitung Hessisch-Niedersächsische Allgemeine studierte sie Politikwissenschaft, Soziologie sowie Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität/Gesamthochschule Kassel und ging anschließend als Mitarbeiterin zum Feministischen Frauenbildungswerk und Frauenkulturzentrum in Bielefeld. 1998 promovierte Bitzan an der Universität/Gesamthochschule Kassel zum Thema „Zeitschriftenanalyse zur Präsenz von Frauen in rechtsextremen Publikationen und zu ihren heterogenen Positionen im Geschlechterdiskurs – Eine Herausforderung für die feministische Theorieentwicklung?“. In der Folgezeit übernahm sie verschiedene Honorartätigkeiten. So führte sie beispielsweise an der Universität Kassel die Evaluation durch und arbeitete im Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel. Von 1999 bis 2000 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Europa- und Nordamerika-Studien (ZENS) in einem internationalen Forschungsprojekt über Migration und Interkulturalität in Großbritannien, Spanien und Deutschland tätig. Von 2001 bis 2008 war sie wissenschaftliche Assistentin an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen, wo sie zwischenzeitlich durch das Dorothea-Erleben-Programm gefördert wurde. Seit 2000 ist sie Gründungsmitglied des Netzwerks Frauen und Rechtsextremismus. Bitzan lehrt und forscht vor allem zu Migration, Interkulturalität, Gender, Globalisierung, Gewerkschaften, Rechtsextremismus und Rassismus. Seit 1989 beschäftigt sie sich in Forschungsprojekten, Vortragsreihen und Publikationen intensiv mit dem Thema Frauen und Rechtsextremismus, wie etwa in ihrem Buch „Selbstbilder rechter Frauen. Zwischen Antisexismus und völkischem Denken“, das im Jahr 2000 erschienen ist. Nach Aussage von Bitzan beziehen sich die meisten rechtsextremistischen Frauen auf die Bezugsgrößen Volksgemeinschaft, Rasse und Nation, und weniger auf Geschlechterideologien, wobei die einzelnen Lebensentwürfe durchaus unterschiedlich aussehen können. Zu beobachten sei ein Anstieg an speziellen Frauengruppen und die „Präsenz rechtsextremer Frauen bei öffentlichen Auftritten“, so die Referentin.



Das ZAK hat Frau Dr. Renate Bitzan gebeten, folgende Frage zu beantworten:

Was können Bürgerinnen und Bürger gegen den Rechtsextremismus beitragen?
"Zunächst sind Informationen über rechte Parteien und Organisationen, deren Aktivitäten, ideologische Inhalte und Symbole erforderlich. Auch der Alltagsrassismus im eigenen Denken und Sprechen sollte kritisch reflektiert werden, ebenso wie rechtsextreme Äußerungen im persönlichen Umfeld. Diese sollten nicht unwidersprochen bleiben. Diskussionen sind wichtig, doch sollte immer klar sein, dass eine rechtsextremistische politische Haltung nicht toleriert wird. Zivilcourage kann riskant sein und kostet Überwindung, doch ist sie wichtig, damit weitere Misshandlungen unterbunden werden. Die Unterstützung oder Initiierung von alternativen Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche schützt diese vor Angeboten der Rechtsextremen. Informationsveranstaltungen oder Kundgebungen können besucht und Initiativen durch Spenden unterstützt werden."