Bildung im 21. Jahrhundert

Colloquium Fundamentale  Sommersemester 2004

Seit Veröffentlichung der Pisa-Studie wissen wir: Deutschland gehört mit der Belegung des 20. bzw. 21. Ranges von 31 getesteten Ländern in Sachen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften zum letzten Drittel im Bildungsbereich. Seitdem ist im Land der "Dichter und Denker" eine Debatte über die Ursachen der schlechten Resultate und die Beseitigung der Missstände entbrannt.

Schulen bereiten nicht ausreichend auf Universität und Ausbildungsplatz vor, Universitäten bilden am Bedarf vorbei aus - und das in einem der teuersten Bildungssysteme der Welt. Im Kern dreht sich die Diskussion um zwei Fragen: Was muss Bildung angesichts der Kurzlebigkeit von Wissen im 21. Jahrhundert beinhalten und auf welchem Weg ist sie zu vermitteln?

Die Antworten, die die richtigen Inhalte und Mittel versprechen, sind gleichwohl komplexer und widersprüchlicher Natur. Ganztagsschulen, Eliteuniversitäten und Studiengebühren u.a. sollen den Weg aus der Bildungsmisere zeigen, wobei der Blick in die USA und in die Nachbarländer gelenkt wird, die weitaus weniger Probleme hatten, den Anforderungen der Pisa-Studie gerecht zu werden.

Evaluierungen wie die PISA-, Timms- und IGLU-Studie bereiteten den Boden der momentanen Auseinandersetzungen. Die Wurzeln aber reichen tiefer: Die Suche nach der idealen Bildung ist vermutlich so alt wie der Bildungsbegriff selbst. Von Leibnitz über Rousseau, von Pestalozzi zu Humboldt, von den preußischen Gymnasien zur klassischen deutschen Universität und von den 68ern zu den momentanen Vordenkern der Debatte gibt es eine anhaltende Diskussion darüber, wie der Mensch am besten seine Persönlichkeit, seine Kreativität und seine Urteils- und Kritikfähigkeit entwickelt, kurz, zum mündigen Bürger wird.

Trotzdem scheint die Debatte vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umbruchsituation in Deutschland und der Welt so aktuell wie nie zuvor.

Wer, so müssen wir uns fragen, übernimmt in der modernen Single-Gesellschaft die traditionellen Erziehungsaufgaben der Familie? Und wie lange kann man im deutschen Sozialstaat im Hinblick auf die demographischen Probleme noch eine qualifizierte Bildung für alle gewährleisten? Wie lassen sich die im globalen Wettbewerb erforderlichen Eliten mit der Forderung nach Chancengleichheit für Alle in Einklang bringen? Wie lässt sich die zunehmende Speziali-sierung des Wissens mit der Vermittlung eines fundierten Allgemeinwissens und der Kommunikationsfähigkeit verbinden, die als eine der Schlüsselqualifikationen in der Dienstleistungsgesellschaft gilt? Was also sind dauerhafte Inhalte, die gleichzeitig flexibel an wechselnde Bedürfnisse angeglichen werden können? Welches Wissen ist nötig für das 21. Jahrhundert und was sind die für die Distribution am besten geeigneten Institutionen und Methoden?

Konzept und wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Gründungsdirektorin des ZAK

Sehen Sie hier die Videoaufzeichnung der Veranstaltung.

Veranstaltungsübersicht

13. Mai 2004 Die andere Bildung oder: Was sagen uns die Naturwissenschaften?
Prof. Dr. Ernst Peter Fischer, Universität Konstanz
27. Mai 2004

Was (nicht) kommt und weh tut - Studiengebühren, Credits, Bachelor und Elite

Kosovo, Afghanistan - die Zivilgesellschaft wird am Hindukusch verteidigt : ohne Hochschulreform kein Frieden auf dem Balkan und Anderswo

Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Daxner, Universität Oldenburg
17. Juni 2004

Was kommt nach PISA - Lernen in der globalisierten Gesellschaft

Prof. Dr. Ortwin Renn, Universität Stuttgart

1. Juli 2004

Bildung im internationalen Vergleich
Dr. Christian Bode, Generalsekretär des DAAD
Prof. Dr. Robert Picht, Europa-Kolleg Brügge

8. Juli 2004 Universitäten nach Bologna
Ministerialdirigent Hans-Jürgen Müller-Arens, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
15. Juli 2004 Wirtschaft und Bildung - keine Gegensätze mehr?
Prof. Dr. Walter Ch. Zimmerli, Präsident der AutoUni Wolfsburg
22. Juli 2004 Abschlusspodium: Die Europäisierung der Hochschule
mit
Prof. Dr. Robert Hettlage, Universität Regensburg
Dr. Ludger Hünnekens, Allianz-Stiftung München
Christine Scholz, Berlin; Vorstandsmitglied des Freien Zusammenschlusses
von StudentInnenschaften (FZS)
Prof. Dr. Heide Ziegler, Präsidentin der International University Bruchsal