Karlsruher Gespräche 2010

Organisierte Kriminalität - Schattenseiten der Globalisierung

Roberto Scarpinato

Referent  

 

Roberto Scarpinato

Roberto Scarpinato wurde 1952 in Caltanissetta/Sizilien geboren. Er ist leitender Oberstaatsanwalt der Anti-Mafia-Direktion in Palermo. Sein Vater war Richter, der sich bereits gegen die Mafia eingesetzt hatte. Scarpinato studierte selbst Jura in Catania und war von 1977 ab einige Jahre als Richter in Rom tätig. Ab 1988 arbeitete er mit den Richtern Giovanni Falcone und Paolo Borsellino zusammen, die 1992 von der Mafia ermordet wurden. Er wurde stellvertretender Generalstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft in Palermo, wo er an zahlreichen Mafia-Prozessen beteiligt war. Die Ermordung des Präsidenten der Region Siciliana Piersanti Mattarella und des palermitanischen Polizeichefs Carlo Alberto Dalla Chiesa zählten zu seinen Fällen. Im Prozess gegen den siebenmaligen italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti trat Scarpinato mit Guido Lo Forte als Chefankläger auf. Andreotti stand im Verdacht, mit der Mafia in Verbindung zu stehen, wurde jedoch 2003 freigesprochen. Scarpinato beschäftigt sich insbesondere mit der Verbindung der Mafia zu Politik und Wirtschaft. Der Reichtum der Mafia, wie Scarpinato in einem Interview mit Zeit-online vom 7. Februar 2008 anmerkt entwickle wirtschaftliche Macht, die wiederum in politische Macht münde. „Und die kann die Politik ganzer Staaten beeinflussen“, so Scarpinato. Während Italien über wirksame Methoden verfügt, Mafia-Verbrecher dingfest zu machen, finden diese beispielsweise in Deutschland eine Möglichkeit, sich zu verstecken. Und dies schade dem Staat: „Die Gefahr für Deutschland besteht nicht darin, dass sich hier 100 oder 200 Mafiosi tummeln, sondern darin, dass Gelder in Milliardenhöhe hier angelegt wurden und immer mehr Einfluss auf Wirtschaft und Politik nehmen. Das ist eine Gefahr für die Demokratie“, so Scarpinato in einem Interview mit FAZ.net vom 10. Dezember 2007. Da Scarpinato vehement gegen die Mafia vorgeht, steht er seit 1989 unter strengem Personenschutz und kann sich nicht mehr frei in der Öffentlichkeit bewegen. Er entging bereits vier Attentaten.