Rückblick

Europa aus der Sicht von Hans-Dietrich Genscher
Über die ‚Rolle Europas im Kontext der Globalisierung‘ sprach Hans-Dietrich Genscher, ehemaliger Bundesaußenminister, im November 2008 vor etwa 1000 Besucherinnen und Besuchern

Europa könne in einer globalisierten Welt vieles ausrichten, was gerade durch den Erfolg der EU bei der Schlichtung des Georgienkonflikts deutlich wurde – diese Ansicht vertrat Hans- Dietrich Genscher in seiner Jean Monnet Keynote Lecture im Wintersemester 2008/09. Um diese Chance auch weiterhin nutzen zu können, müsse Europa seine Anforderungen und Erwartungen hinsichtlich einer globalisierten Welt besonders auch vor den USA klar definieren, wie Genscher einräumte. Weder Europa noch die USA dürften sich im Rahmen der Neupositionierung der Weltordnung als die dominierenden Kräfte sehen. Vielmehr ergebe sich aus der Multipolarität für alle Staaten die Notwendigkeit der Zusammenarbeit und der Bereitschaft, Verantwortung auch für andere zu übernehmen. In einer globalen Nachbarschaft, in der es keine „entfernten Gebiete“ und keine „entfernten Ereignisse“ mehr gebe, bedinge das Wohlergehen des Einen auch das Wohlergehen des Anderen. Aus diesem Grund müssten die Entwicklungen in einem Land als die Angelegenheiten aller angesehen werden. Dies zeigen etwa die Finanzkrise und der Klimaschutz. Von 1969 bis 1974 hatte Genscher das Amt des Bundesinnenministers inne, von 1974 bis 1985 war er Bundesvorsitzender der FDP. 18 Jahre lang, von 1974 bis 1992, war er unter den Kanzlern Helmut Schmidt (SPD) und Helmut Kohl (CDU) Bundesaußenminister. Als solcher hatte er maßgeblichen Anteil an der Herstellung der deutschen Einheit. Der Vortrag war Bestandteil des von der Europäischen Kommission geförderten Jean Monnet Teaching Moduls ‚Europäische Integration und Identität‘ und fand in Zusammenarbeit mit der Karlsruher Universitätsgesellschaft e.V. und der Heinrich-Hertz-Gesellschaft e.V. im überfüllten AudiMax statt.