Wissenschaft Macht Arbeit. Zur technisch-organisatorischen Transformation der Arbeitswelt

Inhalt

Die Vorlesung widmet sich der zentralen Rolle, die Wissenschaft für die Organisation der Arbeitswelt spielt. Von der Uhrzeit über das Fließband und die Kybernetik bis zur Digitalisierung: Wissenschaft und Technik strukturieren maßgeblich wie wir arbeiten. Diesen vielfältigen Verflechtungen geht die Vorlesung „Wissenschaft Macht Arbeit“ nach. Die Doppeldeutigkeit des Titels fungiert dabei als Leitplanke: Einerseits geht es darum, wie Wissenschaft die Arbeitswelt in ihrer jeweils historischen Form hervorbringt, andererseits darum, welche gesellschaftlichen Machtverschiebungen sich in diesen Transformationsprozessen niederschlagen.

In einer einleitenden Sitzung werden wir zunächst klären, was überhaupt unter Arbeit und Wissenschaft verstanden werden kann und welche Paradigmen sich zur Erforschung ihrer Wechselwirkungen herausgebildet haben.

In der zweiten Sitzung befassen wir uns mit dem wissenschaftlichen Weltbild als Voraussetzung für die moderne Arbeitswelt. Dabei wird es insbesondere um eine historische Rekonstruktion der Entstehung des Rationalismus und des Empirismus gehen, die erstmals menschliche und nichtmenschliche Natur wesentlich als Arbeitspotenziale fasste.

In der dritten Sitzung werden wir uns mit der Erfindung der standardisierten Uhrzeit als Grundlage der modernen Arbeit befassen. Diese machte es möglich, Arbeitsprozesse von natürlichen Zyklen zu entkoppeln, in Massenorganisationen zusammenzufassen und aufeinander abzustimmen.

Die vierte Sitzung ist dem Thema Energie und Arbeit gewidmet. Hier geht es einerseits darum, wie die Wissenschaft der Thermodynamik zum zentralen Paradigma der Organisation von Arbeit wurde, das darauf beruht, menschliche Arbeitskraft in Kategorien von Energie zu fassen. Andererseits werden welche Rolle der Übergang zu fossilen Energieträgern bei der Entstehung der modernen Arbeitswelt spielte.

Die fünfte Sitzung befasst sich mit der Innovation des Fließbands, das zur wesentlichen Voraussetzung für die Entstehung der Fabrikarbeit wurde.

Die sechste Sitzung wird sich dem wissenschaftlichen Management als eine zentrale organisationale Innovation der Moderne widmen, die erstmals eine systematische Trennung zwischen Hand- und Kopfarbeit hervorbrachte.

Die siebte Sitzung befasst sich mit den historischen Innovationen der Informationsübermittlung als einem Grundpfeiler der modernen Arbeitswelt.

Die achte Sitzung ist der Steuerungswissenschaft der Kybernetik gewidmet, die sowohl das kybernetische Management hervorbrachte also auch zur paradigmatischen Grundlage der digitalen Rationalisierung der Arbeitswelt wurde.

Die neunte Sitzung beschäftigt sich mit dem Vordringen von Wissenschaft und Technik in die Haus- und Reproduktionsarbeit.

Die zehnte Sitzung ist wissenschaftlichen Programmen zur Rationalisierung der Kommunikation gewidmet. Hier geht es insbesondere um die Rolle von Gesprächstechniken wie dem Feedback in der modernen Arbeitswelt.

In der elften Sitzung diskutieren wir das Toyota Produktionsmodell bzw. die Lean Production als zentrale organisationale Innovation der globalisierten Arbeitswelt.

Die zwölfte Sitzung ist dem Thema der Digitalisierung der Arbeitswelt als einem der Megatrends unserer Zeit gewidmet. Dabei geht es insbesondere darum, wie sich in der Digitalisierung technische und organisationale Innovationen verschränken.

In der letzten Sitzung blicken wir auf die Vorlesung zurück und widmen uns der Frage, welche Rolle Wissenschaft für das Erreichen einer nachhaltigen Arbeitswelt spielen könnte.

Die Teilnehmenden lernen sozialwissenschaftliche Debatten zum Verhältnis von Arbeit und Wissenschaft kennen. Dabei erwerben sie historische und soziologische Kenntnisse über die Entwicklung der technischen und organisationalen Transformation der Arbeitswelt und lernen diese kritisch zu reflektieren.

2-3 LP

VortragsspracheDeutsch
Organisatorisches

Anmeldung erforderlich über: https://www.zak.kit.edu/anmeldung.php/event/47711#calendar_top