Karlsruher Gespräche 2013

Die ‚Zwischengesellschaft‘: Tradition und Moderne im Widerspruch

Prof. Dr. Marcia Pally

Referentin

Pally

 

Prof. Dr. Marcia Pally ist Professorin für Multilinguale und Multikulturelle Studien an der New York University und Permanent Fellow am New York Institute for the Humanities. 2010 sprach sie vor dem World Economic Forum, von 2012 bis 2013 hatte sie die angesehene Mercator-Gastprofessur der DFG an der Humboldt-Universität zu Berlin inne. Pally war außerdem in den Jahren 2007 und 2010 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Neben ihrer akademischen Arbeit schreibt Pally regelmäßig Kolumnen in den USA und in Europa, unter anderem für The New York Times, The Guardian, USA Today, Beliefnet, Religion & Ethics, TruthOut, Telos, The Nation, Internationale Politik (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik), Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, die Tageszeitung, Berliner Zeitung, Tagesspiegel, Frankfurter Rundschau und das Magazin Cicero. Pally hielt Vorträge an zahlreichen Universitäten sowie bei verschiedenen Berufsverbänden in den USA und in Europa. Ihre jüngsten Publikationen umfassen: America’s New Evangelicals: Expanding the Vision of the Common Good (2011) und Die hintergründige Religion: Der Einfluss des Evangelikalismus auf Gewissensfreiheit, Pluralismus, und die US-amerikanische Politik (2008).

 

 

 

Das ZAK bat Prof. Dr. Marcia Pally folgende Fragen zu beantworten:

1.    Bewahrung im Wandel: Was heißt dies aus Ihrer Sicht vor dem Hintergrund von Prozessen der Globalisierung und Glokalisierung?

Kulturen sind stets sehr stark mit Bewahrung beschäftigt und verändern sich nur langsam. Wie jede Generation im modernen Zeitalter sind auch wir beeindruckt von den neusten Veränderungen und Technologien und verkünden, dass sie die Welt entweder retten oder zerstören werden – und manchmal sogar beides. Das Internet wird für Menschen überall, von Beijing bis Brooklyn, große Errungenschaften mit sich bringen – oder aber es zerstört unseren Geist. Dadurch messen wir uns selbst zu viel Bedeutung bei. Wir sollten weniger übertreiben: Sogar für den Übergang von der Vergangenheitsverehrung zu unserer derzeitigen Faszination mit Neuheiten brauchte es Jahrzehnte. Man könnte etwa denken, dass Deutschland – ein Erste-Welt-Land, das jahrzehntelang unter amerikanischer Besatzung stand – den USA recht ähnlich sein würde. Doch ich empfinde die Unterschiede als tiefgreifend.

2.    Was führt eine Gesellschaft angesichts wachsender Orientierungslosigkeit im Zeitalter der Globalisierung zusammen und was treibt sie auseinander?

‚Wachsende Orientierungslosigkeit‘ im Vergleich zu was – den zwei Weltkriegen des 20. Jahrhunderts, den nahezu kontinuierlichen Kriegen und tiefgreifenden politisch-kulturellen Veränderungen des 19. Jahrhunderts, den Paradigmen-erschütternden Ideen der Aufklärung und der wissenschaftlichen Revolution des 17. und 18. Jahrhunderts?

3.    Unsere Gesellschaft steht zwischen tradierten Wertvorstellungen und lokalen Alltagsroutinen einerseits und sich schnell wandelnden Einstellungen und Verhaltensweisen andererseits. Welche Rolle spielen Frauen in diesen zivilgesellschaftlichen Veränderungsprozessen?

Frauen spielen überall eine Rolle. Würden Sie diese Frage auch über Männer stellen?