Karlsruher Gespräche 2008

Mein Europa - Dein Europa: Innenansichten

Gao Xingjian

Referent 

 

Gao Xingjan

Gao Xingjian wurde 1940 in Ganzhou/China geboren. Seine Mutter, eine Amateurschauspielerin, weckte seine Begeisterung für Literatur und Theater. 1962 beendete er sein Französisch-Studium in Peking, kam während der Kulturrevolution (1966 bis 1976) jedoch in ein Umerziehungslager aufs Land und konnte erst danach seine Texte veröffentlichen. Zurück in Peking war er als Übersetzer sowie als Dramenschreiber tätig. In vielen seiner Werke beschäftigt sich Gao mit der Frage nach der eigenen Identität, mit China sowie den Lebensumständen während der Kulturrevolution. So wurden beispielsweise seine Theaterstücke „Die Busstation“ (1983), „Das andere Ufer“ (1986) oder „Die Flucht“ (1989) in China heftig kritisiert und sogar verboten. Mit der Zeit begann sich Gao auch der Malerei zu widmen, 1985 konnte er seine Werke erstmals im Berliner Künstlerhaus Bethanien ausstellen. Seitdem waren und sind seine Tuschebilder in den Museen verschiedener Länder zu besichtigen. Um 1988 wanderte Gao als politischer Flüchtling nach Frankreich aus, wo seine Kunst und Literatur damals schon sehr geschätzt wurde. Gerade sein Roman „Der Berg der Seele“ (1989) erzielte große Erfolge und wurde 1997 mit dem „Prix du Nouvel An chinois“ ausgezeichnet. Im selben Jahr nahm er die französische Staatsangehörigkeit an. 2006 entstand sein autobiografischer Film „La silhouette sinon l’ombre“, bei dem er selbst Regie geführt hat und der eindrucksvoll sein Leben als Künstler und Schriftsteller zeigt. Für sein umfangreiches Werk erhielt Gao im Jahre 2000 den Nobelpreis für Literatur sowie weitere Auszeichnungen, wie etwa den Titel „Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres de la France“ (1992) und den Preis „Library Lions“ von der New York Public Library (2006).