Karlsruher Gespräche 2011

Ins Netz gegangen? Google-Kulturen global

Axel E. Fischer

Referent

 

Axel E. Fischer

Axel Eduard Fischer, geboren 1966 in Karlsruhe, ist seit 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages. Nach einer Ausbildung zum Elektroinstallateur studierte er Maschinenbau an der Universität Karlsruhe und war dort nach seinem Abschluss zum Diplom‐Ingenieur wissenschaftlicher Mitarbeiter. Seit 1983 politisch aktiv, ist Axel E. Fischer Bundesvorstandsmitglied der CDU Deutschlands, Schatzmeister der CDU Nordbaden und Bezirksvorsitzender des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Seit Mai 2010 ist er Vorsitzender der Enquete‐Kommission ,Internet und digitale Gesellschaft‘ des Deutschen Bundestages.

Das ZAK bat Axel E. Fischer  folgende Fragen zu beantworten:

1.    Die Zukunft unserer Wissensgesellschaft – ist das Internet die Quelle einer Informationsüberflutung oder bereitet es den Boden für eine neue Wissensgesellschaft?

2.    Kann das Internet tatsächlich zu verstärkter Partizipation der Bürger beitragen oder sind die Visionen einer neuen Demokratie im Netz bloße Illusionen?

Die Ereignisse in Ägypten haben es nur allzu deutlich gezeigt: Es gibt unbestreitbar einen direkten Zusammenhang zwischen der Demokratie und dem Internet. Nicht zufällig lassen totalitäre Machthaber unliebsame Dienste oder ganze Staaten offline gehen. Denn das Internet ist eines der freiheitlichsten Medien überhaupt. Regimekritikern bietet es die Chance, Aktivitäten für die Demokratie online zu organisieren. Selten zeigt sich das hohe demokratische Gut der Medien- und Pressefreiheit so deutlich wie an den aktuellen Beispielen. Diesen Wert gilt es zu schützen und zu pflegen.
Auch demokratischen Staaten bietet das Internet große Chancen. Noch nie war es so einfach, einem breiten Publikum seine Meinung darzulegen. Jeder Abgeordnete weiß aber: Es geht nichts über das direkte Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern. Auch im Internet sollten wir uns nicht damit zufrieden geben, mit Unbekannten in Diskussion zu treten. Denn das Recht mitzureden beinhaltet auch Verantwortung. Wer ernstgenommen werden möchte, sollte seine wahre Identität nicht verbergen – im „real life“ wie auch im Internet.

Die parlamentarische Demokratie hat sich in Deutschland seit 1949 bewährt, in anderen Staaten noch viel länger. Im Vergleich dazu ist das Internet noch sehr jung – das schließt aber nicht aus, Elemente aus diesem jungen Medien aufzunehmen. Die parlamentarische Demokratie kann das nur bereichern, sie weiterentwickeln und verbessern.

Dabei bietet das Internet heute tatsächlich eine Flut von Fakten, Daten, Meinung und Erfahrungen – für Jedermann und nahezu ständig verfügbar. Das Internet ist deshalb schon längst nicht mehr nur ein wichtiger Begleiter von Demokratien, sondern als unerschöpfliche Quelle von Informationen auch Bestandteil der Wissens- und Informationsgesellschaft geworden. Ablesbar ist das etwa am Beispiel Wikipedia. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Online-Enzyklopädie zu einer beeindruckenden globalen Wissenssammlung entwickelt. Auf Papier würde allein die englischsprachige Wikipedia 1500 große Bücher von acht Zentimetern Dicke umfassen. Insgesamt gab es im Dezember 2010 nicht weniger als 17,6 Millionen Artikel in rund 260 Sprachen.

An ein Fachpublikum aus Kultur und Wissenschaft richten sich Projekte wie EUROPEA-NA und die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB). Ein unbeschränkter Zugang zu Informationen erlangt für die die Wissensgesellschaft immer höhere Bedeutung. Im Sinne eines „Open Access“ soll der Zugang zu qualitätsgesicherten Ergebnissen öffentlich geförderter Forschung durch kostenlose Bereitstellung im Internet verbessert werden. Mit diesem Thema befassen sich auch mehrere Projektgruppen der Enquete- Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“.
Viele Menschen nehmen das stetig steigende Datenaufkommen im Internet aber auch als Überflutung wahr. Sie haben Probleme, die gewünschten Informationen zu finden oder sind unsicher, ob sie verlässlich sind. Das betrifft Menschen aller Altersstufen. In der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ arbeitet dazu eine eigene Projektgruppe und entwickelt Handlungsempfehlungen für den Gesetzgeber. Eine der großen Herausforderungen ist es zum Beispiel, der Gefahr einer so genannten digitalen Spaltung entgegenzuwirken, um möglichst vielen Menschen einen Zugang zu Informationen und Bildung zu ermöglichen. Dabei ist die digitale Spaltung ein Thema, das sich durch mehrere der bereits von der Internet-Kommission eingerichteten Projektgruppen zieht. Es ist eine Querschnittsaufgabe, die nur alle Beteiligten gemeinsam lösen können.