Celebrity Culture - Stars in der Mediengesellschaft

Colloquium Fundamentale im Wintersemester 2010/11

Logo CF 2010Prominenz scheint in zunehmendem Maße an medialem Wert zu gewinnen: Täglich schmücken Stars und Sternchen Zeitungsaufmacher oder TV-Sendungen. Unter dem Motto „Celebrity Culture – Stars in der Mediengesellschaft“ beleuchtet das Colloquium Fundamentale als begleitende Vortragsreihe zur Ausstellung „Celebrity - The One & The Many” des Künstlerpaares Elmgreen & Dragset das Thema Prominenz.

Stars und VIPs besetzen jeden gesellschaftlichen Bereich von Unterhaltung über Sport bis hin zu Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur. Aus der alltäglichen Berichterstattung in den Medien sind sie nicht mehr wegzudenken. Mehr noch, sie werden verstärkt für Nachrichten- und Unterhaltungsproduktion genutzt, um Rezipienten zu binden. Die Bedeutung der Personen, ihre Leistungen oder ihr tatsächlicher Einfluss auf die Gesellschaft treten dabei oft in den Hintergrund. Maßgeblich werden hingegen ihre mediale Präsenz und Beliebtheit. Doch wie funktionieren solche Prominenzierungsstrategien? Werden mediale Eventisierung- und Prominenzierungsstrategien bezeichnend für die zukünftige Medienberichterstattung? Und bleiben dabei bedeutende politische und soziale Inhalte unberücksichtigt?

 

Das Colloquium Fundamentale findet in Kooperation mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, als begleitende Vortragsreihe zur Ausstellung „Celebrity - The One & The Many” des Künstlerpaares Elmgreen & Dragset, statt.

 

Konzept und wissenschaftliche Leitung:

Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Gründungsdirektorin des ZAK

Dr. Andreas F. Beitin (Leiter des ZKM | Museum für Neue Kunst)

Organisation: Andrea Nitsche M.A.

Pressearbeit: Anna Kwiatkowski M.A.

 

Veranstaltungsübersicht

04.11.2010 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG

Eröffnungsvortrag | Celebrities: die Elite der Mediengesellschaft?

Prof. Dr. Georg Franck - zur Kurzbiografie als PDF
Technische Universität Wien

Prof. Dr. Franck Celebrities sind der Adel der Mediengesellschaft. Sind sie aber auch deren Elite? Oder ist die in den Medien vorgeführte Prominenz eher das Produkt eines blühenden Populismus? Diese Fragen sind nur schwer vom Zweifel zu trennen, ob der Gegensatz von elitär und populär überhaupt noch geeignet ist, ein kulturelles Gefälle zu beschreiben. Sollte sich dieser Zweifel erhärten, dann wäre eines der Kernstücke der Gegenwartssoziologie betroffen. Pierre Bourdieu entwickelt in seiner Soziologie der sozialen Ungleichheit eine Theorie der Differenz von elitärer und populärer Kultur. Er beschreibt die soziale Schichtung als ein Klassenverhältnis, das gerade nicht nur auf der ungleichen Verteilung ökonomischen Reichtums beruht, sondern auch auf der ungleichen Verteilung kulturellen Vermögens und sozialer Beziehungen. So ausführlich und triftig Bourdieus Beschreibung der »feinen Unterschiede« ist, die die sozialen Klassen trennen, so platt und unscharf ist seine Kritik an dem Medium Fernsehen. Bourdieus Kritik kommt über moralisierende Gemeinplätze und über die aus den Medien bekannten Klagen über den Verfall der journalistischen Sitten nicht hinaus. Es fehlt die theoretische Analyse der Verwertungsmechanismen, die hinter der Manipulation und dem Populismus der Massenmedien stecken. Dabei hätte man von einem Theoretiker, dessen Schlüsselbegriffe das kulturelle und soziale Kapital sind, doch erwarten dürfen, dass er auf die Verwertungslogik eingeht, die dem massenmedialen Geschäft der Attraktion und Lenkung von Aufmerksamkeit eigen ist.

Dazugehöriger Zeitungsartikel: Die Medien als Banken (Badische Neueste Nachrichten, 06.11.10)

 

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11.11.2010 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG

Das Private in der öffentlichen Kommunikation - Zur Skandalberichterstattung über Stars und Sternchen

Prof. Dr. Christian Schicha - zur Kurzbiografie als PDF
Mediadesign Hochschule Düsseldorf

Bild von Prof. SchichaDer Vortrag skizziert Merkmale von Skandalen, die medial kommuniziert werden. Neben Skandaltypen, die durch einen investigativen Journalismus an die Öffentlichkeit gelangen, existieren eine Reihe von Medienskandalen im Kontext provokativer Programmformate, die bewusst inszeniert werden, um ein möglichst hohe Einschaltquote zu erreichen. In diesem Kontext versuchen  Prominente durch Provokationen ihren Marktwert zu steigern, indem sie ein skandalträchtiges Image über die Medien aufbauen. Als Skandalmotive im Rahmen eines aktiven Marketings können der Wunsch nach Bekanntheit ebenso eine Rolle spielen wie finanzielle Ziele. Die Medienberichterstattung kann aber auch selbst zum Skandal werden, sofern unwahre Behauptungen publiziert werden. Insgesamt ist zu differenzieren zwischen der konstruktiven Form der investigativen Skandalaufdeckung und der strategischen Skandalinszenierung durch Stars und Sternchen sowie den Medienskandalen, bei denen Berichterstatter eine eher destruktive Rolle spielen.     

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25.11.2010 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG

Alltag, Medien, Lebenslauf – Mediennutzung im Wandel

Prof. Dr. Lothar Mikos  - zur Kurzbiografie als PDF
Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg

Bild von Prof. Dr. MikosIn den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Medienlandschaft durch einige neue technologische Entwicklungen gewandelt. Aufgrund der Digitalisierung hat sich die Zahl der empfangbaren Fernsehkanäle vervielfacht, neue Geräte wie iPods und iPads, Handys und Laptops, neue Anwendungen wie Computerspiele und mobiles TV sind hinzugekommen. Immer mehr Medien und ihre Anwendungen haben sich im Alltag der Menschen breitgemacht, und sie werden zu verschiedenen Zwecken genutzt. Allerdings hat sich das Publikum ausdifferenziert. Menschen mit verschiedenen Lebensstilen haben auch je eigene Mediennutzungsstile und konsumieren zum Teil unterschiedliche Inhalte. Zudem werden Medien in verschiedenen Phasen des Lebenslaufs in unterschiedlicher Weise genutzt. Stars und Celebrities spielen dabei eine wichtige Rolle, denn sie erfüllen soziale und psychologische Funktionen, die zur Selbstvergewisserung der verschiedenen Publika beitragen können. Manche Celebrities verschwinden schnell wieder von der Bildfläche, sowohl der medialen als auch der mentalen des Publikums, manche Stars werden zu lebenslangen Begleitern des Alltags.

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02.12.2010 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG

Fixsterne und Sternschnuppen. Zum Verhältnis vom Sachkompetenz und Image in der Politik

Prof. Dr. Hans Mathias Kepplinger - zur Kurzbiografie als PDF
Universität Mainz

KepplingerIm Mittelpunkt des Vortrags stehen sechs Thesen: 1. Politiker handeln in zwei Arenen, in denen unterschiedliche Regeln gelten und verschiedenartige Erfolgskriterien existieren. 2. Starpolitiker müssen keine Amtsinhaber sein – und Amtsinhaber sind nicht notwendigerweise Starpolitiker. 3. Politikerimages beruhen auf Mediendarstellungen, die keinen sicheren Rückschluss auf die Personen zulassen. 4. Bei gleicher Problemlösungskompetenz entscheidet die Fernsehperformanz über den Starstatus eines Politikers. 5. Starstatus ist ein funktionales Äquivalent für Erfolge in der Personal- und Sachpolitik. 6. Die erwähnten Sachverhalte sind unproblematisch so lange eine hinreichend große Schnittmenge zwischen politischer Kompetenz und Starstatus besteht – und sie werden in dem Maße zum Problem, in dem beides auseinanderklafft.

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09.12.2010 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG

Das Casting-Phänomen in der Mediengesellschaft

Dr. Wolfgang Krischke - zur Kurzbiografie als PDF 

Journalist und Lehrbeauftragter für Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg

Wolfgang Krischke„Ich will stattfinden!“, lautet die Kurzformel der Casting-Gesellschaft. Was früher nur Veranstaltungen möglich war – „stattzufinden“ – ist heute das Ziel des Casting-Kandiaten, der sich selbst als Event begreift. Die medienförmige Selbstdarstellung, die Sucht nach öffentlicher Präsenz werden für immer mehr Menschen zum Kern der eigenen Existenz. TV-Shows und Internet-Plattformen sind die Betriebsmittel dieser Lebensform, Exhibitionismus und Voyeurismus ihr Treibstoff. Während die Melodramen der Casting-Shows unter dem Vorwand der Star-Suche inszeniert werden, liefert für die Reality-Shows die Sozialtherapie das pädagogische Feigenblatt. Profiteure dieser Erfolgsformate sind TV-Sender, Produktionsfirmen, Printmedien und Internetportale, die durch einen sich wechselseitig verstärkenden Medienverbund eine effiziente Verwertungskette bilden. Unterdessen vollzieht sich in der Sphäre der öffentlichen Kommunikation ein Prozess der zunehmenden Entzivilisierung, der auch von Kritikern der Casting-Gesellschaft in seiner Tragweite nicht immer erkannt wird. Bei der Analyse dieser Tendenzen stützt sich der Vortrag unter anderem auf Interviews mit Akteuren und Kritikern der Casting-Gesellschaft.

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16.12.2010 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG

Der (mit)gefühlte Ruhm. Zur Macht der Emotionen im Casting Show Zeitalter

Prof. Dr. Katrin Döveling - zur Kurzbiografie als PDF
Technische Universität Dresden

Foto von Frau DövelingEine besondere Ausprägung des sogenannten »performativen Reality TV«  stellen »Casting Shows« dar. Diese weltweit produzierten Sendeformate zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass Kandidaten in »Castings« für die Sendung ausgewählt werden und in einem wöchentlich-medial inszenierten Entscheidungsverfahren ihre Gesangsfähigkeiten nicht nur einer Jury, sondern auch einem Massenpublikum präsentieren, das schließlich in »Telefon-Votings« abstimmt, wer zum »Superstar« gekürt wird.  Was macht die Faszination dieser Sendungen aus? Welche emotionalen Hintergründe sind in der Rezeption und Aneignung wichtig? Welche psychologischen, aber auch kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren müssen in der Ergründung der Faszination der Sendungen beachtet werden?
Um den Fragen nachzugehen, wird in der Vorlesung einerseits die Inszenierung betrachtet und andererseits die Faszination auf Seiten des Publikums analysiert. Anhand von aktuellen Studien zum Thema werden die Hintergründe der Faszination der Zuschauer und Fans von „Deutschland sucht den Superstar“ ergründet. Denn: Erst durch die Medienrezeption erlangen Prominente und Stars ihren besonderen Status, da sie durch gegenwärtige soziokulturelle Rahmen und durch die Bedeutungszuweisung auf Seiten des Publikums sozial konstruiert werden und aus einem Zusammenspiel von medialem Angebot und Rezipienten-Nachfrage entstehen (Döveling 2008; dies 2010). Die partizipatorische Involviertheit, der „(mit)gefühlte Ruhm“ (Döveling 2010) wird im Hinblick auf die Macht der Emotionen in der Suche nach „Deutschlands Superstar“ erläutert.

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13.01.2011 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG

R.I.P.: Zu den medialen Toden von Stars auf YouTube, Vimeo und bei Flickr

Prof. Dr. Birgit Richard - zur Kurzbiografie als PDF
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Prof. Richard

Der Vortrag steht unter dem Motto: "Berühmt, bewundert, belichtet...tot" und unternimmt einen Streifzug durch die Bilder der klassischen großen „Medientode“ der letzten Jahrzehnte. Er nimmt aber auch Stars des Todes (Todessterne), wie z.B. Amokläufer in den Blick, die ohne das Web 2.0 so nicht möglich gewesen wären.

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27.01.2011 - 18.00 Uhr, ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe

Podiumsdiskussion:
Celebrity als kulturelles Konstrukt zwischen Medien und Öffentlichkeit

 

Prof. Dr. Christoph JackeProf. Dr. Christoph Jacke - zur Kurzbiografie als PDF
Universität Paderborn

 

 

 

Dr. Martina SchuegrafDr. Martina Schuegraf - zur Kurzbiografie als PDF
Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam

 

 

 

 

Alrun Seifert Alrun Seifert - zur Kurzbiografie als PDF
Diplom-Medienwissenschaftlerin, Casting Assistentin bei der UFA Film- und Fernsehproduktion

 

 

Michael Elmgreen
Künstler

Ingar Dragset
Künstler

Stars und Celebrities besetzen jeden gesellschaftlichen Bereich von Unterhaltung über Sport bis hin zu Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur. Aus der alltäglichen Berichterstattung in den Medien sind sie nicht mehr wegzudenken. Woran liegt die zunehmend stärkere Fokussierung der Medien auf Celebrities?  Wie entsteht das Medienprodukt „Celebrity“ und wie wird es wahrgenommen? Wie funktionieren sog. mediale Prominenzierungsstrategien? Was sagt das Image eines Stars über seine Zeit aus? Inwieweit kann das Celebrity-Phänomen als Sinnbild für eine sich wandelnde Mediengesellschaft betrachtet werden? Vor diesem Hintergrund wird in der Podiumsdiskussion über unterschiedliche Aspekte der Medienberichterstattung und der medialen Rezeption im Kontext einer sich wandelnden Medienkultur diskutiert sowie über die Rolle der Kunst in diesem Kontext.

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Bild roter Teppich: kallejipp / photocase.de