Trennung, Tod – Tabu? Kulturen des Abschieds

10. – 16. Februar 2006

Das Programm als PDF-Datei
Die Presseinformation zu den KG (Word-Dokument)
Fotos von den Veranstaltungen
Videoaufzeichnungen

Rückblick

Höhepunkt der Veranstaltungsaktivitäten im Wintersemester waren die Karlsruher Gespräche. Aus Anlass des Jubiläums – die Karlsruher Gespräche fanden in diesem Jahr zum 10. Mal statt – war die Veranstaltung auf eine Woche ausgeweitet worden.

LogoDurch die Ausweitung konnten weitere künstlerische Ausgestaltungen des Themas vorgenommen werden, die bislang zwar integraler Bestandteil der Wochenendveranstaltung gewesen waren, aber dennoch gegenüber den Referaten und Diskussionen deutlich zurückgenommen waren. Wie in den vergangenen Jahren fand Samstags das Symposium statt, anlässlich dessen zahlreiche Referenten aus dem In- und Ausland über die unterschiedlichen Aspekte von „Trennung, Tod – Tabu? Kulturen des Abschieds“ referierten und diskutierten, nachdem am Freitagabend Prof. Dr. Jürgen Mittelstraß mit seinem Vortrag „Wem gehört das Sterben?“ eine über die gesamte Veranstaltungswoche tragende Einleitung gegeben hatte. Auf hohem Niveau wurde die „Ethik des Abschieds“ am Sonntagvormittag diskutiert, wobei in dieser Diskussion sehr deutlich wurde, dass die Beneluxländer und die Schweiz aufgrund anderer historischer Ausgangsvoraussetzungen eine deutlich entspanntere Sichtweise auf das Thema Sterbehilfe haben.

Insofern sprach sich nicht nur Dr. Eduard Verhagen (Direktor der Universitätskinderklinik in Groningen/NL) dafür aus, dass die Deutschen eine ehrliche und offene Diskussion über Sterbehilfe führen, bei der die historischen Erfahrungen ein Aspekt unter vielen sein sollten. Eindrücklich war – auch aufgrund der Ortswahl – die Diskussion über die Angst davor, lebendig begraben zu werden, die in der Friedhofskapelle des Hauptfriedhofs stattfinden konnte. Mit Charme und Witz kommentierte Dr. Carl-Jochen Müller (Landesarchiv Baden-Württemberg, Ludwigsburg) die von ihm ausgewählten und von Mitgliedern des Schauspielensembles des Badischen Staatstheaters vorgetragenen Testamente aus vergangenen Jahrhunderten. In der daran anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, wie unterschiedlich die Vorstellungen heute davon sind, wie ein Begräbnis auszusehen hat und welche Ängste und Befürchtungen mit dem Tod verbunden sind.

Andere Kulturkreise und deren Rituale des Abschieds bei Trennung, insbesondere aber bei Bestattungen kamen an zahlreichen Stellen zur Sprache. Beeindruckend war sowohl der japanische Film „After Life“ wie auch das anschließende Gespräch mit Teruko Matsushima-Fritz, der Vorsitzenden der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Karlsruhe. Der Künstler Mbongeni R. Buthelezi hatte zuvor bereits aus Südafrika berichtet und den Zuhörern die Aids-Problematik mit ihren Auswirkungen auf die südafrikanische Gesellschaft nahe gebracht. Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturkreise war Thema der musikalischen Reise, auf die das ZAK die Zuhörer beim Abschlusskonzert mitnahm. Europäische Tradition traf hier auf fernöstliche Musik und südamerikanische Rhythmen und machte erneut deutlich, wie unterschiedlich Menschen in den verschiedenen Ländern der Erde Abschied nehmen.

Ohne das große Engagement des ZAK-Teams, die Beteiligung zahlreicher Institutionen und ohne die finanzielle Unterstützung der Sparda-Bank Baden-Württemberg eG und der Stadt Karlsruhe wären die Karlsruher Gespräche – insbesondere in dieser Größenordnung – nicht zu realisieren gewesen. Allen, die zum Gelingen der Karlsruher Gespräche beigetragen haben, insbesondere unseren Referenten, den Schauspielern und Musikern, nochmals ein herzliches Dankeschön.

Chris Gerbing