Abstracts der Vorträge

Schöne neue Welt? Arbeitsbedingungen in Bangladeschs Textilindustrie 

Taslima Akhter 

In den armen Arbeitervierteln Bangladeschs hoffen Millionen von Menschen – von denen viele aus abgelegenen Dörfern herbeiströmen –, dass sie ihren Traum von einem besseren Leben verwirklichen können werden. Vier Millionen dieser Menschen sind im Bekleidungssektor tätig. Bekannt sind sie als die billigsten Arbeitskräfte der Welt. Sie verlangen nicht viel und besitzen neben Reis von minderer Qualität, billigen Kleidungsstücken und einem Dach über dem Kopf kaum etwas. Sie träumen nicht von einem eigenen Auto, einem Haus oder von anderem Luxus. Sie träumen von einer besseren Zukunft für ihre Kinder und hoffen, dass ihr Nachwuchs nicht im selben Beruf enden wird wie sie selbst: im Bekleidungsgeschäft, das so viele Leben fordert. Leider ist es vorprogrammiert, dass viele Kinder von Bekleidungsarbeitern in die Fußstapfen der Eltern treten. Sie sind nicht nur die billigsten Arbeitskräfte der Welt – in der Weltmarktgesellschaft aus Eigentümern, Regierungen, internationalen Käufern und Marken werden auch ihre Träume und ihr Leben billig. Der Tod von mehr als 1.000 Arbeitern beim Einsturz des Rana Plaza und von mehr als 100 Menschen beim Brand in der Tazreen-Fabrik hat uns dies vor Augen geführt.

Von den 4 Millionen Bekleidungsarbeitern in Bangladesch sind 80% Frauen. Der Anteil weiblicher Arbeitskräfte hat mit der Entwicklung der Bekleidungsindustrie in Bangladesch erheblich zugenommen. Diese Frauen sehen sich jedoch sowohl im Haushalt als auch am Arbeitsplatz mit Ausbeutung konfrontiert. Ihnen werden Mutterschaftsurlaub, Kindertagesstätten und andere Einrichtungen vorenthalten. Oft sind sie auch sexueller Belästigung ausgesetzt. Mit dem Etikett ,Made in Bangladesh‘ generiert der Konfektionsbekleidungssektor 80% der bangladeschischen Exporteinnahmen – fast 20 Milliarden US-Dollar, die von Bekleidungsarbeitern erwirtschaftet werden. Sie produzieren Kleidungsstoffe für Europa, Amerika, den internationalen Markt sowie für Marken wie Walmart, Primark, H&M und viele mehr. Wie die Lebensbedingungen der Arbeiter aussehen müssen, kann man sich leicht vorstellen, wenn man ihr Einkommen und ihre Arbeitsbedingungen betrachtet sowie die Tatsache, dass sie keine Gewerkschaftsrechte besitzen. Die Regierung Bangladeschs hat die Bekleidungsindustrie zu einem offenen Markt und zum Bestandteil der globalen Bekleidungsproduktionskette gemacht. Der Devise der Gewinnmaximierung folgend übersehen sowohl inländische Eigentümer als auch internationale Käufer die Wechselbeziehung zwischen Produktivität und Lebensbedingungen der Arbeiter. Beide Parteien wollen so viel Gewinn wie möglich erzielen, was zur Ausbeutung der Arbeiter auf jeder einzelnen Stufe der Produktionskette führt.

Der Einsturz des Rana Plaza, der Brand in der Tazreen-Fabrik sowie viele weitere Einstürze und Brände in den letzten Jahren ereigneten sich infolge unsicherer Arbeitsbedingungen mangels ordnungsgemäßer Inspektionen. Tausende von Arbeitern wurden aufgrund dieser inakzeptablen strukturellen Mängel zu Todesopfern. Der Staatsapparat, der auf Korruption, politischer Gewalt und dem Fehlen einer verantwortungsbewussten Regierungsführung aufbaut, konnte diese Situation nicht verbessern. Nicht nur für die Bekleidungsarbeiter selbst spielt der Schutz ihres Lebens eine Rolle. Sie machen den Hauptteil der bangladeschischen Industrie aus. Ohne bessere Löhne, bessere Lebensbedingungen, grundlegende Gewerkschaftsrechte und sichere Arbeitsbedingungen für Bekleidungsarbeiter kann auch die Produktivität der bangladeschischen Industrie nicht aufrechterhalten werden. Verbesserte Arbeitsbedingungen könnten zu einer höheren Produktivität der Wirtschaft Bangladeschs führen sowie zu einem demokratischen Wandel der bangladeschischen Gesellschaft und damit der Gewährung grundlegender Menschenrechte für alle Bürger. 

 

 

Kein Brot, aber Spiele?
Großereignisse in Rio de Janeiro zwischen Spektakel, Spekulation, Recht auf Stadt und dem Neuen Brasilien

Dr. Dawid Danilo Bartelt

Die zweitgrößte brasilianische Stadt Rio de Janeiro ist auf die Ausrichtung von Großereignissen zwar weiterhin nicht angemessen vorbereitet, aber doch bereits spezialisiert: 2013 diente der katholische Weltjugendtag mit Papstbesuch als Generalprobe für die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016. Wie schon vor den Panamerikanischen Spielen 2007, aber in erheblich größerem Umfang und mit bedeutenderer Eingriffstiefe, sind Transformationsprozesse im Gang, die erhebliche Summen öffentlicher Mittel verbrauchen und erheblich in die räumliche, soziale und semantische Struktur Rio de Janeiros (und ihres Mythos) eingreifen. In einer Stadt (und einem Land) mit historischer Ungleichheit, einer unmittelbaren räumlichen Dialektik von Arm und Reich, Segregation und Nähe, großen und bevölkerungsreichen rechts- und staatsarmen Räumen mitten in der Innenstadt, hohen Gewaltraten, enormem Valorisierungspotenzial innenstädtischer Komplexe, institutionalisierter Korruption und gleichzeitig einer fortschrittlichen Gesetzgebung und einer Widerstandstradition sozialer Bewegungen entsteht eine besondere Dynamik von Stadtplanung und -entwicklung. Brasiliens Stadtbewohner haben ein Anrecht auf Stadtentwicklungspläne, die Umweltschutz und die soziale Verpflichtung des städtischen Grund und Bodens sowie eine demokratische Beteiligung an der Stadtpolitik festschreiben. Die FIFA und mit ihr die Regierungen der WM-ausrichtenden Länder versprechen positive Entwicklungseffekte für die breite Bevölkerung. Rio de Janeiro, Vorzeigestadt eines kommenden Global Player und Metropole eines Neuen Brasiliens. Dagegen stehen Analysen, die aufweisen, dass es sich um die teuerste WM aller Zeiten handelt, städtischer Raum merkantilisiert wird; juristisch-finanzielle Ausnahmesysteme installiert wurden, welche die Kosten der Megaevents sozialisieren und die zu erwartenden Gewinne privatisieren; sowie eine Infrastrukturpolitik umgesetzt wird, die zu erheblichen sozialen Verwerfungen und Rechtsverletzungen führt. Eine aktive soziale Bewegung der sogenannten WM-Volkskomitees in allen zwölf Spielstätten organisiert Aufklärung und Widerstand. Sie gehört zu den Vorläufern der Massenproteste vom Juni 2013, die die Erfolgserzählung vom Neuen Brasilien auf den Prüfstand stellten.

 

 

 

Bildung für interkulturelle Realitäten in einer globalisierten Welt(markt)gesellschaft

Prof. Dr. Léonce Bekemans

Bildung und Kultur sind in den zunehmend vernetzten Gesellschaften der heutigen Zeit politische Schwerpunktbereiche. Diese Bereiche müssen Antworten auf die kontextbezogenen und inhaltlichen Herausforderungen einer zunehmend globalisierten Welt(markt)gesellschaft geben, die sich multi- und interkulturellen Realitäten gegenübersieht. Von diesem konzeptuellen Ausgangspunkt aus muss die Rolle der Bildung für interkulturelle Realitäten neu definiert werden. Sie sollte auf eine ganzheitliche menschliche Entwicklung ausgerichtet sein, basierend auf dem Recht auf Bildung für alle. Des Weiteren müssen ihre Ziele in Bezug auf eine Herangehensweise konkretisiert werden, die ein ausgewogenes Verhältnis von Rechten und Pflichten beinhaltet. Außerdem sollten Bildungsmodelle entwickelt werden, die (Lebens-)Kompetenzen, Abläufe und Methoden bieten, die eine interkulturelle Staatsbürgerschaftskunde favorisieren – eine Bildungsart, die bei einer Vielfalt von Identitäten in einer globalisierten Gesellschaft als Werkzeug zum gemeinsamen Leben und Miteinander dienen kann.

 

 

 

Globale Ungleichheiten und Staatsbürgerschaft. Zur Vererbung eines knappen Gutes

Prof. Dr. Manuela Boatcă

Der soziologische Common Sense erklärt die soziale Ungleichheit in modernen Gesellschaften fast ausschließlich über erworbene Merkmale wie das Bildungsniveau und die Stellung im Beruf. Gemäß diesem Verständnis steht vertikale soziale Mobilität – d.h. sozialer Aufstieg – heute jedem Individuum offen, so es sich durch Aus- und Weiterbildung und durch gestiegene Leistung auf dem Arbeitsmarkt um die Verbesserung seiner Stellung im nationalen Gefüge sozialer Ungleichheit bemüht. Zugeschriebene Merkmale, die Individuen bei der Geburt eine unveränderliche Kategorie wie Geschlecht, Ethnizität oder Rasse zuweisen, sollen dagegen entweder nur für die Ungleichheitsstrukturen traditioneller, vormoderner und zugleich statischer Gesellschaften, in denen sozialer Aufstieg die Ausnahme ist, entscheidend gewesen sein, oder höchstens als ständische Überreste heute noch vorhanden sein. Neuere rechtswissenschaftliche und soziologische Studien zu globalen Ungleichheiten haben hingegen gezeigt, dass Staatsbürgerschaft – ein zugeschriebenes Merkmal – einen zentralen Mechanismus darstellt, um hohe Ungleichheiten zwischen Ländern aufrechtzuerhalten. Im Anschluss an diese Forschungsrichtung wird im Vortrag argumentiert, dass der weltweite Anstieg der Ungleichheiten mit einer zunehmenden Kommodifizierung von Staatsbürgerschaft einhergeht. Als Beispiele dienen die Implementierung offizieller Programme der ,Investoren-Staatsbürgerschaft‘ in der Karibik, Ost- und Südeuropa sowie der illegal(isiert)e Handel mit EU-Pässen.

 

 

 

Der gläserne Mensch. Über totale Transparenz im Zeitalter der NSA-Überwachung

Prof. Hasan Elahi

In der heutigen Zeit erzeugen und speichern wir durch den weitverbreiteten und üblichen Gebrauch digitaler Hilfsmittel mehr Daten als jemals zuvor. Können wir in einem Zeitalter, in dem alles archiviert wird und zum Löschen quasi keine Notwendigkeit besteht, weiterhin unsere Privatsphäre erhalten? Prof. Hasan Elahi wird die neue Normalität der Privatsphäre nach dem 11. September erörtern und seine Erfahrungen mit FBI-Verhören sowie seine daraus resultierenden Projekte beschreiben. Nach einem falschen Hinweis an die Strafverfolgungsbehörden im Jahre 2002 wurde Elahi einer gründlichen Untersuchung durch das FBI unterzogen. Nach monatelangen Verhören wurde er schließlich von den Verdächtigungen freigesprochen. Nach dieser schrecklichen Erfahrung konzipierte Elahi ‚Tracking Transience‘ (http://trackingtransience.net) und machte so praktisch jeden Aspekt seines Lebens der Öffentlichkeit zugänglich. Das Projekt, das ein halbes Jahrzehnt älter ist als das PRISM-Programm der NSA, stellt die Konsequenzen eines Lebens unter ständiger Bewachung infrage und erzeugt kontinuierlich eine Datenbank aus Bild- und Ortsinformationen, die den Künstler und seine Transitpunkte in Echtzeit verfolgen. Obwohl ursprünglich für seinen FBI-Agenten eingerichtet, kann auch die Öffentlichkeit die Kommunikationsdaten, Bankgeschäfte und Bewegungsprotokolle des Künstlers beobachten, genauso wie verschiedene Geheimdienste und staatliche Stellen, die seine Webseite nachweislich schon besucht haben 

 

 

 

Politik der Weltgesellschaft: Ist die globale Dynamik politisch erreichbar?

Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio

Im Schatten der Weltfinanzkrise oder des Klimawandels fragen sich viele, ob die Demokratien die Verhältnisse noch beherrschen und gestalten können. Oder sind die stolzen Citoyens nur noch hilflos getrieben von einer Dynamik, die infolge der Globalisierung von Wirtschaft und Wissenschaft, der weltgesellschaftlichen Mobilität, der Angleichung von Lebensstilen und Konsumverhalten entstanden ist? Regionale Zusammenschlüsse von Staaten wie die EU, eine transatlantische Freihandelszone oder Einrichtungen wie die Vereinten Nationen oder die WTO können als der Versuch betrachtet werden, national verankerte politische Kräfte zu koordinieren und so die politische Gestaltungsmacht der weltgesellschaftlichen Wirklichkeit anzupassen. Aber die Devolutionsidee einer Hochzonung des Politischen kann sowohl an den Bedingungen des internationalen politischen Prozesses scheitern als auch im Inneren an den Bedingungen demokratischer Herrschaft. Supranationale und internationale Herrschaftsformen verlangen ein hohes Maß an Kompromissfähigkeit und Anpassungsbereitschaft, was innere Spannungen erzeugen und Demokratien gefährden kann. Wie kann eine künftige Ordnung aussehen, die für stabile Demokratien die Welt erreichbar macht?

 

 

 

Brauchen wir neue Standards für den globalen Markt?

Prof. Dr. Lars P. Feld

Die weltweite Globalisierung hat die Entstehung einer Weltmarktgesellschaft begünstigt. Viele Befürchtungen sind mit der Globalisierung verbunden, aber sie sind kaum zutreffend. Die Globalisierung ist vor allen Dingen eine Erfolgsgeschichte. Durch die Teilnahme einer Vielzahl von Volkswirtschaften am internationalen Handel und der internationalen Arbeitsteilung ist ein erheblicher Teil der Armut in der Welt reduziert worden. Es ist eine große Gruppe von Schwellenländern entstanden, die sich anschickt, mit der Gruppe der Industrieländer gleichzuziehen. Durch die verstärkte Globalisierung gelingt es, die Menschrechtsstandards, die Sozial- und Umweltstandards in den weniger entwickelten Ländern der Welt zu erhöhen. Obwohl der Wettbewerb für die entwickelten Staaten dadurch zugenommen hat, lässt sich bislang nicht erkennen, dass die dort bestehenden Sozial-, Arbeitsmarkt- und Umweltstandards ausgehöhlt würden. Es lässt sich vielmehr feststellen, dass das Ursprungslandprinzip erfolgreich ist. Entscheidend für die Korrektur bestehender Fehlentwicklungen ist daher die Gesetzgebung in den einzelnen Nationalstaaten.

 

 

 

Der Zusammenbruch der Globalisierung

Dr. John Ralston Saul

Befürworter des Globalismus hatten vorausgesagt, dass Nationalstaaten an Bedeutung verlieren würden: dass die Wirtschaft – nicht die Politik oder Waffen – den Verlauf der menschlichen Geschichte bestimmen würden; dass die Zunahme des internationalen Handels florierende Märkte hervorbringen würde, die dann wiederum die Armut beenden und Diktaturen in Demokratien verwandeln würden. Zu den Errungenschaften der Globalisierung gehören das erstaunliche Wachstum des Welthandels und der unerwartete Aufschwung Indiens und Chinas, die dazu vorbestimmt zu sein scheinen, Supermächte des 21. Jahrhunderts zu werden. Doch der Zusammenbruch der Globalisierung lässt ein chaotisches Vakuum zurück: die USA scheinen fest entschlossen, internationale Kritiker zu ignorieren; in Europa erfordern Probleme wie Rassismus, Terrorismus und ein wiederauflebender innerer Nationalismus speziell europäische Lösungen, die aus den Erfahrungen und Bedürfnissen vor Ort wachsen müssen. Andernorts sucht die Welt nach Antworten auf die Verschuldung Afrikas, die Aids-Epidemie und die Rückkehr von Fundamentalismus und Terrorismus, die sich paradoxerweise trotz des theoretischen Anstiegs des globalen Wohlstands hartnäckig halten.

 

 

 

Sklaverei heute und moderner Sklavenhandel 

Prof. Dr. Zoe Trodd

Als moderne Sklaverei wird die Ausübung von Macht durch eine Person auf das Recht der Eigentumskontrolle einer anderen Person beschrieben, in gleicher Weise wie eine Person beispielsweise über eine Sache bestimmt. Es gibt heute schätzungsweise 30 Millionen Sklaven auf der Welt, davon 1,1 Millionen Sklaven in Europa. Der Vortrag widmet sich neuen Forschungserkenntnissen zu den Fakten, Zahlen und Formen der Sklaverei und des Menschenhandels weltweit. Einer neuen umfassenden Definition der modernen Sklaverei folgt eine Betrachtung der wichtigsten Formen von Sklaverei sowie deren Verbreitung in bestimmten Ländern. Der Fokus liegt hierbei darauf, dass der Menschenhandel an sich keine Form der Sklaverei ist, sondern eher ein Mechanismus oder Kanal, durch den ein gewisser Teil der weltweit versklavten Menschen in die Sklaverei gelangt. Entgegen der Darstellung in den Medien fällt die Mehrheit der auf der Welt versklavten Menschen nicht der sexuellen Ausbeutung, sondern der Zwangsarbeit zum Opfer (also der Versklavung außerhalb der Sexindustrie; z.B. in der Landwirtschaft; in Fabriken, Minen und auf dem Bau; als Hausangestellte; im Gastgewerbe und in zahlreichen anderen Bereichen). Einer Betrachtung der Grundursachen von Sklaverei und Menschenhandel folgt die Empfehlung einiger Strategien gegen Sklaverei. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf der EU und dem Handel mit von Sklaven hergestellten Waren sowie dem Menschenhandel.

 

 

 

Zwischen Moral und Markt: Veränderte Ausgangsbedingungen der chinesischen Gesellschaft

Prof. Dr. Yunxiang Yan

Seit Ende der 1980er-Jahre spielen der Weltmarkt und der globale Kapitalismus eine wichtige Rolle hinsichtlich der Integration Chinas in das Weltsystem. Beide haben nicht nur zu einem radikalen und raschen Wertewandel, sondern auch zu einem ebensolchen gesellschaftlichen Wandel beigetragen. Besonders hervorzuheben sind hierbei der zunehmende Fokus auf das Individuum, die wachsende Diversifizierung von Wertvorstellungen und Verhaltensmustern, eine größere Mobilität in gesellschaftlicher wie in physischer Hinsicht, der dominierende Einfluss von Materialismus, die Sehnsucht nach Reichtum sowie die Kommerzialisierung von persönlichen Beziehungen und sozialen Netzwerken. Aufgrund dessen befinden sich sowohl die moralischen als auch die gesellschaftlichen Ausgangsbedingungen der chinesischen Gesellschaft derzeit in einem transformativen Individualisierungsprozess.