Zukunft für alle? Veränderungsdynamiken in der globalen Gegenwart

Colloquium Fundamentale im Wintersemester 2011/12

Diskussionen über Politik, Wirtschaft oder Kultur kommen heute ohne den Aspekt Globalisierung nicht aus. Mittlerweile steht der Begriff für eine rasante wirtschaftliche, aber auch zunehmend alle sozialen und gesellschaftlichen Bereiche betreffende Entwicklung, die nicht nur äußerst kontrovers diskutiert wird, sondern auch prägend für alle Gesellschaften geworden ist. Der Frage, wie 

 

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Gesellschaften heutzutage mit den Anforderungen der Globalisierung umgehen, widmet sich das diessemestrige Colloquium Fundamentale „Zukunft für alle? Veränderungsdynamiken in der globalen Gegenwart“.
Obwohl das Phänomen einer globalisierten Welt nicht neu ist – bereits die Menschen der Antike und des Mittelalters kannten schließlich Formen wirtschaftlicher und sozialer transnationaler Verflechtung – haben sich die Wirkungsweisen der Globalisierung seit den 1990er Jahren doch komplett gewandelt. Unterschiedlichste Probleme, die früher lokal adressiert wurden, sind heute zunehmend nur noch in globalen Zusammenhängen zu verstehen und zu lösen. Schafft die Weltwirtschaft mehr Wohlstand oder werden die ungleichen Verteilungsprozesse durch sie noch verschärft? Welchen Anforderungen müssen die Bildungssysteme von heute vor dem Hintergrund der Globalisierung genügen? Ist Globalisierungskritikern zuzustimmen, die von einer „Verwestlichung“ sämtlicher Kulturen ausgehen? Die Vortragsreihe wird unterschiedliche Aspekte der Globalisierung behandeln, wobei nicht nur die bisherigen Entwicklungen angesprochen werden, sondern auch deren Auswirkungen und zukünftige globale Prozesse.


Das Colloquium findet in Kooperation mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, als begleitende Vortragsreihe zur Ausstellung „The Global Contemporary. Kunstwelten nach 1989”, statt.


 

Konzept und wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Gründungsdirektorin des ZAK

Organisation: Rubina Zern M.A. und Dipl.-Angl. Christine Melcher

Pressearbeit: Anna Kwiatkowski M.A.

Veranstaltungsübersicht
 

Podiumsdiskussion: Wasser für alle? Zwischen Wirtschaftsgut und Menschenrecht

02.02.2012 - 18.00 Uhr, ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe

 

Seit dem Jahr 2010 ist die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser offiziell im Rahmen einer UN-Resolution zum Menschenrecht erklärt worden. Wie notwendig dieser Schritt war, zeigt allein die Tatsache, dass mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt weder finanziell noch physisch Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Vielerorts gibt es Verteilungskämpfe um Wasser oder um ihre geplante Privatisierung. In Deutschland werden etwa 4.000 Liter Wasser pro Kopf und Tag verbraucht. Wie ist mit diesen Ungleichheiten umzugehen? Und wer entscheidet über die Bereitstellung, Verwendung und Verteilung von Wasser?

 

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Prof. Dr. Eibe Riedel
Universität Mannheim / Universität Genf
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Prof. Dr. Margit Bussmann
Universität Greifswald
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Prof. Dr. Ulrich Menzel
TU Braunschweig
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Danuta Sacher
Geschäftsführerin terre des hommes Deutschland
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Gesundheit für alle oder: ‚Global Health‘ – eine Utopie?

26.01.2012 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG
Prof. Dr. Wolfgang Hein

Prof. Dr. Wolfgang Hein
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GIGA German Institute of Global and Area Studies / Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Hamburg

Die International Conference on Primary Health Care erklärte 1978 in Alma Ata, „Gesundheit für alle“ zum primären Ziel der internationalen Gesundheitspolitik. Zwanzig Jahre später zeigte die AIDS Pandemie, dass man diesem Ziel kaum nähergekommen war. In Auseinandersetzung mit den hohen Preisen patentgeschützter Medikamente, die in armen Ländern eine effektive Behandlung der Betroffenen mit anti-retroviralen Therapien unmöglich machten, aber auch mit den einschlägigen multilateralen Organisationen, die als nicht-zielorientiert und bürokratisch kritisiert wurden, entstand eine Vielzahl von neuen, nicht-staatlichen oder gemischten Akteuren der internationalen Gesundheitspolitik, die erhebliche finanzielle und politische Ressourcen im Kampf gegen HIV/AIDS mobilisiert haben. Können wir erwarten, dass eine solche Vervielfachung von gesellschaftlichen Akteuren eine effektivere Grundlage für eine Verwirklichung des Ziels „Gesundheit für alle“ bildet als die Tätigkeit traditioneller zwischenstaatlicher Akteure wie die WHO?

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Partizipation für alle? Globalisierung und soziale Bewegungen

12.01.2012 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG
Prof. Dr. Roland Roth

Prof. Dr. Roland Roth
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Hochschule Magdeburg-Stendal

Die Globalisierungsprozesse der letzten Jahrzehnte werden von Protesten und sozialen Bewegungen begleitet. Ob in Genua oder in Heiligendamm und demnächst in Toronto, die globalen Gipfeltreffen der großen Mächte sind ein ständiger Anlass für Protestmobilisierungen und Gegengipfel von Nichtregierungsorganisationen, die eine andere Form der Globalisierung anstreben. Zuletzt hat "Occupy Wall Street" weltweit Nachahmer gefunden, die sich gegen eine finanzmarktgetriebene globale Politik und für eine "echte" Demokratie einsetzen.
Der Vortrag wird auf die Akteure, ihre Themen und Forderungen eingehen, die "von unten" in immer wieder neuen Anläufen versuchen, Globalisierungsprozesse partizipativ zu gestalten. Dass die Ebene globaler Politik mit ihren zahllosen internationalen Regimen und Institutionen - von der Weltbank bis zum Walfang - einerseits ständig an Bedeutung für unser Alltagsleben gewinnt und andererseits besonders weit von den demokratischen Gestaltungsansprüchen der Bürgerinnen und Bürger entfernt ist, gehört zu den großen existenziellen Herausforderungen unserer Zeit. Sie immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen und nach Alternativen zu suchen, ist eines der Verdienste transnationaler Bewegungen, auch wenn noch viele Besetzungen des Typs  "Occupy Wall Street" nötig sein werden, um Globalisierung demokratieverträglich zu gestalten.

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Radiointerview mit dem Referenten: Aufstand der Unpolitischen

Wissen für alle? Bildungssysteme im Wandel

15.12.2011 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG
Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis

Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis
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Freie Universität Bozen

Wissen und Bildung gelten als entscheidende Faktoren, um den Prozess der Globalisierung zu verstehen und seinen Herausforderungen gewachsen zu sein. Sie stellen damit eine Zugangsvoraussetzung für die Teilhabe an der Globalisierung dar. Doch gleichzeitig ist die transnationale Verbreitung von Wissen auch ein historischer Austauschvorgang von Ideen, Technologien und Kultur, der gekennzeichnet ist von einer nichtlinearen Dynamik. Welche Anforderungen müssen die Bildungssysteme vor dem Hintergrund der Globalisierung genügen? Wo liegen die generellen Herausforderungen, wo die Chancen und die Risiken im Einzelnen?

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Radiointerview mit dem Referenten: Soziale Herkunft bestimmt immer noch die Bildungsbiographie

Kultur für alle? Kunst in der globalen Gegenwart

01.12.2011 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG
Prof. Dr. Kaspar Maase

Prof. Dr. Kaspar Maase
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Universität Tübingen

Wie verändert kulturelle Globalisierung eine Gesellschaft? Der Vortrag beleuchtet als konkreten Fall die beachtlichen Importe amerikanischer Alltagskultur nach Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Bis in die 1960er-Jahre transportierten Rock’n’Roll und Straßenkreuzer Wunschbilder eines besseren – leichteren, farbigeren, demokratischeren – Lebens. Inzwischen sind wir zwar überzeugt von der Überlegenheit des European Way of Life, dennoch ist Populärkultur aus den USA beliebt wie nie. Ausschlaggebend sind dabei ihre ästhetischen Qualitäten und ihre internationale Ausstrahlung; für die USA und seine Lebensform wirbt die amerikanische Populärkultur hingegen nicht. Es hat eine Entamerikanisierung des Amerikanischen stattgefunden. US-Populärkultur ist ein Gang im globalisierten kulturellen Menü der Deutschen; die Herkunft hat keine Bedeutung mehr.

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Europa zwischen Nationalinteressen und globaler Verantwortung

17.11.2011 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG
Prof. Dr. Stefanie Bailer und Prof. Dr. Dirk Wentzel

Podiumsdiskussion Kooperation mit Europa-Union Karlsruhe:                                        

Europa zwischen Nationalinteressen und globaler Verantwortung

Prof. Dr. Stefanie Bailer 
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ETH Zürich

Prof. Dr. Dirk Wentzel 
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Hochschule Pforzheim / Jean Monnet Chair in European Economic Relations

 

Sorgenkind Europa: Anhaltende Sozialproteste in verschiedenen europäischen Ländern zeigen momentan, dass auch Europa nicht von Problemregionen mit mangelnder wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit verschont bleibt. Nicht nur wirtschaftlich durchleben die europäischen Staaten derzeit unsichere Zeiten, auch politisch scheint die Idee eines vereinigten Europas ihre Strahlkraft verloren zu haben. Soziale Konflikte, die sich auch infolge der Globalisierung verschärfen, brechen neu auf. Die Möglichkeiten finanzieller Hilfen und Transaktionen sind aufgrund übermäßiger staatlicher Verschuldung geringer geworden. Angesichts lauter werdender nationaler Stimmen in einigen EU-Ländern stellt sich im Kontext der Globalisierung die Frage: Europa, quo vadis?

 

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Eröffnungsvortrag | Wohlstand für alle? Ungleichheiten im Globalisierungsprozess

03.11.2011 - 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG
Prof. Dr. Manfred Wiebelt

Prof. Dr. Manfred Wiebelt
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Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel 

 „Globalisierung“: Kaum ein anderer Begriff wird so emotional verwendet. Einige Menschen betrachten die Globalisierung als einen Prozess, der positiv und darüber hinaus unvermeidbar und unumkehrbar ist. Andere treten ihm mit Argwohn oder sogar Angst gegenüber, da die Überzeugung vorherrscht, Ungleichheiten innerhalb der Länder und zwischen den Ländern würden vergrößert, die Beschäftigung und der Lebensstandard bedroht und der soziale Fortschritt verhindert werden.

Der Vortrag bietet einen Überblick über verschiedene Aspekte der Globalisierung und zielt darauf ab, Wege aufzuzeigen, mithilfe derer die Länder an den Vorteilen dieses Prozesses teilhaben können und gleichzeitig in Bezug auf die Möglichkeiten und Risiken realistisch bleiben. Wie kann man den Entwicklungsländern, insbesondere den ärmsten, dabei helfen aufzuholen? Verschärft die Globalisierung die Ungleichheit oder kann sie dazu beitragen, Armut zu verringern? Und sind Länder, die sich in die Weltwirtschaft integrieren, zwangsläufig anfällig für Instabilität?

 

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Bild Welt Badehaube: kallejipp / photocase.de