Anthropozän. Die ökologische Frage und der Mensch, der sie stellt

Colloquium Fundamentale im Sommersemester 2021

Obwohl ein wissenschaftlicher Konsens über den vom Menschen verursachten Klimawandel herrscht, tut sich die Menschheit damit schwer, naturschädliche Verhaltens und Denkweisen aufzugeben. Problematisch sind – neben offensichtlichen Ausbeutungspraktiken – unauffällige, kulturell verankerte Gewohnheiten und naturschonend gemeinte Handlungen, wie die Festlegung von Naturschutzgebieten nach der romantischen Vorstellung einer unberührten Natur. Einheimische Völker wurden im Namen der schönen, erhabenen Naturlandschaft aus jenen Ökosystemen vertrieben, zu denen sie eigentlich gehörten, als wäre der Mensch ein Fremdkörper der Natur. Offensichtlich ist der Naturbegriff immer noch in alten Vorstellungen verhaftet, wonach Natur mal als normatives System, mal als Objekt ästhetischer Betrachtung angesehen wurde. Vor diesem Hintergrund fragt die Vortragsreihe, wie unser ökologisches Denken zustande kam, wie es sich heute verändert und ob das gegenwärtige ökologische Bewusstsein in Handlungen übersetzt wird, die der Klimakrise gewachsen sind.

Das Colloquium Fundamentale wird durch den KIT Freundeskreis und Fördergesellschaft e.V. gefördert.

Konzept und wissenschaftliche Leitung: Dr. Dr. Jesús Muñoz Morcillo
Organisatorin: Vanessa Mittmann M.A.

Veranstaltungsübersicht

Natur – Mensch – Technik. Die Herausforderungen des Anthropozäns

Donnerstag, 06. Mai 2021, 18:30 Uhr, Live-Stream-Aufzeichnung

Prof. Dr. Eva Horn


Professorin für Neuere deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft am Institut für Germanistik, Universität Wien

 

Das „Anthropozän“ ist nicht nur eine neue geochronologische Epoche, es ist zugleich auch eine Gegenwartsdiagnose, die traditionelle Begrifflichkeit erschüttert. „Natur“ kann nicht mehr als „Umwelt“ gedacht werden, sondern muss als planetarisches System verstanden werden, das mittlerweile massiv vom Menschen mit beeinflusst wird. Der Mensch dagegen muss sich selbst als ein Wesen begreifen, das mit der Technosphäre eine Welt schafft, die nicht nur tief in das Erdsystem eingreift, sondern auch den Menschen marginalisiert. Welche Herausforderungen stellen sich damit für das Selbstverständnis des Menschen?

 

Kurzbiographie ⊻  

Zwischen 1986 und 1991 studierte Eva Horn Germanistik, Allgemeine Literaturwissenschaft, Romanistik und Philosophie in Bielefeld, Konstanz und Paris. 1996 folgte die Promotion im Fach Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. In den darauffolgenden Jahren folgte die Mitarbeit im Sonderforschungsbereich „Anthropologie und Literatur“ an der Universität Konstanz und eine Anstellung als Hochschulassistentin an der Fakultät für Kulturwissenschaft, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder als Koordinatorin des Graduiertenkollegs Repräsentation – Rhetorik – Wissen. Zwischen 2002-2003 war Horn Visiting Scholar am German Department der New York University, bevor sie sich im Jahr 2004 an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder habilitierte. In den Jahren 2005 bis 2008 folgte die Professur am Deutschen Seminar der Universität Basel und seit 2009 ist Eva Horn Professorin für Neuere deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft am Institut für Germanistik der Universität Wien. 

 

Auszeichnungen und Stipendien: 

 

  • 1992-1995 Promotionsstipendium am Graduiertenkolleg Theorie der Literatur, Universität Konstanz.
  • 2001-2006 Mitglied der Jungen Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
  • 2002-2003 Feodor-Lynen-Stipendium der Alexander v. Humboldt Stiftung für die New York University, German Department.
  • 2008 Fellow des Kulturwissenschaftlichen Kollegs am Excellenzcluster 16 Universität Konstanz.
  • 2009 Preis „Geisteswissenschaften International“ der Fritz-Thyssen-Stiftung für „Der geheime Krieg“
  • 2016 Distinguished Max Kade Visiting Professor, German Department, Columbia University, New York
  • 2019 Fellow am Rachel-Carson-Institut, München

 

 

Politische Ikonografie der Landschaft im Anthropozän

Donnerstag, 20. Mai 2021, 18 Uhr, Live-Stream-Aufzeichnung

Prof. Dr. Peter Krieger

 

Kunsthistoriker und Bildwissenschaftler, Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM)

 

Wie porträtieren wir das Anthropozän und was sagt es über uns aus? Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Peter Krieger spricht über die Ästhetisierung der Landschaft und diskutiert inwieweit Bilder Politik machen können.

Unsere Vorstellungen von Natur, Landleben oder Urbanisierung sind hauptsächlich von Bildern geprägt. In seinem Vortrag für das Colloquium Fundamentale spricht Prof. Dr. Peter Krieger über die diskursive, aufklärende und manipulierende Funktion der Bilder des Anthropozäns, erläutert an Beispielen der Kontaminierung von Luft, Wasser und Erde. Es soll aufgezeigt werden, welche politische Ikonografie diesen Bildern innewohnt, und welche Effekte diese entfalten, so etwa in den Debatten zum Klimawandel. Der Vortrag zeigt das Konzept und Potenzial der auf Alexander von Humboldt basierenden transdisziplinären Öko-Ästhetik auf.

 

Kurzbiographie ⊻

 

Peter Krieger promovierte 1996 in Kunstgeschichte an der Universität Hamburg im Graduiertenkolleg Politische Ikonografie (Leitung: Martin Warnke), Warburg Haus Hamburg. Von 1996 bis 1998 folgten verschiedene Lehraufträge an den Universitäten Hamburg und Bremen. Seit 1998 ist Krieger Forschungs-Professor am Institut für Ästhetische Forschungen (Instituto de Investigaciones Estéticas) und Professor an den Graduiertenstudiengängen Architektur und Kunstgeschichte an der mexikanischen Nationaluniversität in Mexiko-Stadt (UNAM). Von 2004 bis 2012 war er Vizepräsident des internationalen Kunsthistorikerverbands CIHA/UNESCO und von 2007 bis 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter am internationalen Forschungsprojekt Transcultural and Transhistoric Efficiencies of the Baroque Paradigm an der University of Western Ontario, London/ON. 2010 bis 2018 war er Mitglied der Kommission zur Kontrolle der Werbetafeln im Stadtbild, Ministerium für Stadtentwicklung und Wohnungsbau der Regierung von Mexiko-Stadt (Comisión de Publicidad Exterior, Seduvi / GDF, CDMX). Im Jahr 2016 übernahm Krieger die Aby-Warburg-Stiftungsprofessur am Warburg Haus / Universität Hamburg mit dem Forschungsthema: Politische Ikonografie der Landschaft in der Gegenwart (Publikation und Datenbank GRIPI in Vorbereitung). Von April bis Juni 2017 war er Visiting Fellow „Literary Cultures of the Global South“ an der Universität Tübingen, gefördert vom DAAD und Lehrbeauftragter am Masterstudienprogramm Transcultural Studies der Universität Heidelberg, bis im Juli 2017 eine Gastprofessur für Kunstgeschichte an der Universität Regensburg folgte. 

Aktuell ist Prof. Krieger als Koordinator des Bereichs “Political Geo-Aesthetics of the Anthropocene: The Production and Distribution of Paradigmatic Visual Formulae Representing Human Impacts on Earth” im SNF-Forschungsprojekt “Mediating the Ecological Imperative” bis zum Jahr 2024 beschäftigt.

 

 

Wie lässt sich vom Menschen als geologischem Faktor erzählen? Auf dem Weg zu einer Poetik des Anthropozän

Donnerstag, 10. Juni 2021, 18 Uhr, Zur Veranstaltung auf KITopen (Das Video ist aus urheberrechtlichen Gründen nur innerhalb des KIT Netzes einsehbar)

Prof. Dr. Gabriele Dürbeck 

 

Professorin für Literatur- und Kulturwissenschaften, Universität Vechta

 

Der Vortrag stellt zunächst fünf gängige Narrative des Anthropozän in Wissenschaft und öffentlichem Diskurs vor. Der zweite Teil fragt danach, ob sich bereits spezifische Merkmale einer 'anthropozänen Literatur' abzeichnen und wie eine Poetik des Anthropozän aussehen könnte.

 

Kurzbiographie ⊻

 

Gabriele Dürbeck studierte zwischen 1982 und 1989 Neuere deutsche Literatur, Philosophie, Mediävistik und Theaterwissenschaft an den Universitäten Köln und München. Danach war sie zwischen 1992 und 1993 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg im DFG-Projekt „Germanistische Aufklärungsforschung/Wissenschaftsforschung“ angestellt. Im Jahr 1993 erhielt sie das Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes und schloss ihre Promotion im Januar 1996 an der Universität Hamburg ab. Nach ihrer Promotion folgte eine Anstellung als Wissenschaftliche Assistentin am Institut für Germanistik an der Universität Rostock. 2002/03 war sie als Gastwissenschaftlerin Postdoc-Stipendiatin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg „Reiseliteratur und Kulturanthropologie“ an der Universität Paderborn. Gabriele Dürbeck habilitierte sich im Jahr 2004 an der Universität Rostock. Daraufhin folgten Vertretungen von Professuren an den Universitäten Rostock (2004), Wuppertal (2004-2006), Hamburg (2007, 2008/09, 2010), Hannover (2009/10) und Göttingen (2010/11). Seit 2017 hat Prof. Dürbeck die Eckprofessur für Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Vechta inne. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Literatur des 18.-21. Jahrhunderts; Reiseliteratur, Postkolonialismus; Environmental Humanities. Sie leitete das DFG-Projekt “Narrative des Anthropozän in Wissenschaft und Literatur. Strukturen, Themen, Poetik“ (2017-2020) und hat dazu zahlreiche Publikationen veröffentlicht, u.a.: "Das Anthropozän erzählen. Fünf Narrative". In: Aus Politik und Zeitge­schichte 68 (2018), Themenheft: Klima, 11-17, https://www.bpb.de/apuz/269298/das-anthropozaen-erzaehlen-fuenf-narrative (18.05.2018); "The Anthropocene in Contemporary German Ecothrillers". In: German Ecocriticismin the Anthropocene, hg.v. Heather Sullivan und Caroline Schaumann. Basingstoke et al.: Palgrave MacMillan 2017, 315-331; Anthropocenic Turn? The Interplay Between Disciplinary and Interdisciplinary Responses to a New Age (mit Philip Hüpkes). London, New York: Routledge 2020.

 

Internationale Forschungs- und Vortragsaufenthalte (seit 1997):

 

Belgien (Brüssel, Gent); Dänemark (Odense); Finnland (Helsinki); Frankreich (Paris); Italien (Villa Vigoni); Polen (Warschau); Österreich (Wien); Schweden (Uppsala); USA: Athens/GA, Cincinnati/OH, Madison/Wl, Milwaukee/Wl, Nashville, TN, Philadelphia/PA, Seattle/WA; Canada (Toronto); China (Shanghai); Japan (Tokyo); Ägypten (Kairo); Kamerun (Dschang); Togo(Lomé)

 

Die Provokation des Anthropozäns

Donnerstag, 17. Juni 2021, 18 Uhr, Live-Stream-Aufzeichnung


 

Im Rahmen des Wissenschaftsfestivals EFFEKTE Karlsruhe

 

Prof. Dr. Helmuth Trischler  

 

Professor für Neuere Geschichte und Technikgeschichte, LMU München / Leitung des Bereichs Forschung am Deutschen Museum & Direktor des Rachel-Carson-Center for Environment and Society

 

Seit der Jahrtausendwende wird die von dem Nobelpreisträger und Entdecker des Ozonlochs, Paul Crutzen, initiierte Anthropozän-Debatte mit wachsender Intensität geführt. Das Deutsche Museum und das Rachel-Carson-Center haben sich mit der erdweit ersten großen Ausstellung „Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Zukunft der Erde“ in diese Debatte eingemischt.

Die Anthropozän-These ist zunächst eine naturwissenschaftliche Hypothese, die besagt, dass die vom Menschen initiierten Veränderungen sich bereits in geologisch sichtbarer Form niederschlagen und von ausreichend langfristiger Natur sind, um sie auf der Zeitskala der Erdgeschichte zu verorten. Was in der Anthropozän-Debatte verhandelt wird, ist zugleich ein Thema von zentraler Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft. Es geht um nicht weniger als um die provozierende Frage, wie wir eine Große Transformation in Richtung Nachhaltigkeit einleiten und eine global gerechte Gesellschaft verwirklichen können.

 

Kurzbiographie ⊻  

 

Helmuth Trischler absolvierte zwischen 1979 und 1984 ein Studium der Neueren Geschichte, Mittelalterlichen Geschichte und NDL an der LMU München. 1986 folgte die Promotion ebenfalls an der LMU München. Im Jahr 1991 habilitierte sich Trischler venia legendi für Neuere und Neueste Geschichte sowie Technikgeschichte. Prof. Helmuth Trischler ist seit 1993 Bereichsleiter Forschung des Deutschen Museums, seit 1998 Professor für Neuere Geschichte und Technikgeschichte an der LMU München und seit 2009 Direktor des Rachel-Carson-Center for Environment and Society. Zuvor war er als Kurator für Luft- und Raumfahrt am Deutschen Museum und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Neuere Geschichte der LMU tätig. Er ist u.a. Mitglied der Nationalakademien Leopoldina und acatech. Jüngste Buchveröffentlichungen u.a. Building Europe on Expertise: Innovators, Organizers, Networkers (2014, mit Martin Kohlrausch); Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Zukunft der Erde (2015, mit Nina Möllers und Christian Schwägerl); Cycling and Recycling: Histories of Sustainable Practices (2016, mit Ruth Oldenziel); Szenerien und Illusion. Geschichte, Varianten und Potenziale von Museumsdioramen (2016, mit Alexander Gall).

 

Ausstellungen

 

  • 2014-2016: Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Zukunft der der Erde
  • 2010: Entdeckungen 2010: Energy
  • 1991: Otto Lilienthal – Flugpionier, Ingenieur, Unternehmer
     

 

 

Das Anthropozän-Konzept – Von der Umwelt zur Unswelt 

Donnerstag, 01. Juli 2021, 18 Uhr, Live-Stream-Aufzeichnung

Prof. Dr. Reinhold Leinfelder

 

Professor für Paläontologie und Geobiologie, Freie Universität Berlin

 

Der Mensch hat die Erde in einem Ausmaß umgestaltet, dass sich der Unterschied zwischen Natur und Kultur aufgelöst hat. Drei Viertel der (eisfreien) festen Erde sind heute keine Neonatur mehr, statt von Biomen sprechen die Wissenschaften nun von Anthromen.

Fortsetzung der Beschreibung ⊻ Der enorme Einfluss des Menschen auf die Erdsystemsphären ist gigantisch: Der Mensch trägt ganze Berge ab, schneidet neue Täler, erschafft neue Seen, bestimmt, wie Flüsse fließen, entscheidet, wo Sedimente zur Ablagerung kommen, erwärmt das Klima und hebt sogar den Meeresspiegel. Wir homogenisieren aber auch die Tier- und Pflanzenwelt in kaum vorstellbarem Ausmaß, produzieren jährlich etwa so viel Plastik, wie es dem Gewicht der gesamten Menschheit entspricht und erschaffen neue Technofossilien – inzwischen generierten wir eine ca. 30 Billionen Tonnen wiegende Technosphäre. Dazu entnehmen wir Materialien der Lithosphäre und setzen sie zu neuen Objekten zusammen: Gebäude, Infrastrukturen, Maschinen, Fahrzeuge, Geräte. Dies benötigt nicht nur sehr viele Materialressourcen (Erze, seltene Erden, Kalk, Sand etc.) und Energie (bislang fossile Energieträger), um sie herzustellen, sondern auch enorm viel Energie, um sie zu betreiben. Wir vergessen oft, dass auch Maschinen, Fahrzeuge und Roboter nichts tun, ohne „gefüttert" zu werden und zwar mit Energie. Seit 70 Jahren haben wir etwa eineinhalbmal so viel Energie – überwiegend aus fossilen Energieträgern – verbraucht wie in den letzten 12.000 Jahren zuvor. Der Mensch ist damit nicht zu einem maßgeblichen erdsystemaren, sondern auch geologisch-stratigraphischen Faktor geworden. Eine von der Internationalen Stratigraphischen Kommission (der Behörde, welche die erdgeschichtlichen Alter definiert) eingesetzte Arbeitsgruppe prüft deshalb den Vorschlag des Nobelpreisträgers Paul Crutzen (†) ,das Quartär um eine weitere erdgeschichtliche Epoche zu ergänzen - das Anthropozän. Nach dem derzeitigen Vorschlag der Kommission soll das Anthropozän in der Mitte des 20. Jahrhunderts beginnen. Aus dieser interdisziplinären erdsystemaren sowie geologischen Analyse ergibt sich die konsequenziale Metaebene des Anthropozän-Konzeptes. Was bedeutet diese Befunde für unsere Zukunft? Was sind wahrscheinliche, was mögliche und was davon wünschbare Zukünfte für alle Lebensbereiche und für alle Menschen? Wie erreichen wir Letztere? Die Grundlage dafür ist ein neues Verständnis unserer Wechselwirkungen mit, aber auch unserer Abhängigkeit vom Erdsystem. Dazu bedarf es auch eines kritischen Blicks auf bisherige Nachhaltigkeitskonzepte sowie einer integrativeren Sichtweise in Schulen, Universitäten, Wirtschaft, Behörden, Politik und in jedem einzelnen von uns. Wir sind als kulturelle Wesen nicht irgendwie entfernt von einer anderen Welt, der Natur bzw. Umwelt umgeben, sondern sind Teil einer einzigen Welt, einer „Unswelt“, in der wir uns so in das Erdsystem integrieren müssen, dass es auch zukünftige Generationen dauerhaft mittragen kann. Konsequent angewandt, könnte uns das Anthropozän-Konzept nicht nur eine neue Sichtweise auf unseren Planeten, sondern damit auch auf ein zukunftsfähiges, kreatives Leben, Wirtschaften und Gestalten eröffnen.   

 

Kurzbiographie ⊻  

 

Reinhold Leinfelder ist Geologe und Paläontologe und forscht zu Korallenriffen, zum Anthropozän sowie zu neuen Methoden der Wissenskommunikation. Er studierte an der LMU München, promovierte und habilitierte sich an der Uni Mainz, und bekleidete verschiedene Professuren an Universitäten in Stuttgart, München und Berlin, sowie Direktorenämter für diverse Museen und naturkundliche Sammlungen, u.a. als Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (2003-2005) und des Museum für Naturkunde Berlin (2006-2010). Von 2014-2016 war er Gründungsdirektor des Futurium in Berlin. Seit 2012 ist er Professor und Leiter der AG Geobiologie und Anthropozän-Forschung, seit Okt. 2018 zusätzlich Senior Lecturer am Institut Futur, beides an der Freien Universität Berlin.

Von 2008-2013 war er Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), von 2012-2018 Principal Investigator für das Projekt „Die Anthropozän-Küche“ im Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung an der Humbolt-Universität. Seit 2012 ist er Mitglied der Anthropocene Working Group der International Commission on Stratigraphy.

Zu Leinfelders Portfolio gehören neben wissenschaftlichen Publikationen auch Ausstellungen, partizipative Projekte und Wissenscomics.

(Weitere Infos und ausführlicher Lebenslauf via https://www.reinhold-leinfelder.de Siehe auch Leinfelder Blog „Der Anthropozäniker. Unswelt statt Umwelt“ https://scilogs.spektrum.de/der-anthropozaeniker/ )