Karlsruher Gespräche 2010

Organisierte Kriminalität – Schattenseiten der Globalisierung

Prof. Dr. Alessandra Dino

Referentin  

 

Alessandra Dino

Alessandra Dino wurde 1963 in Palermo/Sizilien geboren. Nach ihrem Hochschulabschluss in Philosophie an der Universität Perugia/Italien erlangte sie noch weiterführende Abschlüsse in Didaktik sowie Methoden zur schulischen Beurteilung an der Sapienza-Universität in Rom. 1993 promovierte sie an der Universität Perugia im Fach Philosophie und erhielt daraufhin ein Forschungsstipendium an der Universität Palermo. Zudem wurde sie 1999 zur Forschungsbeauftragten für Soziologie kultureller und kommunikativer Prozesse an der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Palermo ernannt und erhielt dort im Jahre 2004 eine Stelle als Dozentin für Rechtssoziologie, Devianz und sozialen Wandel. Des Weiteren ist sie seit 2002 an dieser Fakultät Mitglied des Promotionsausschusses für Soziologie, Gebietsentwicklung und ländliche Raumordnung. Sie betreut zwei Forschungsstipendien zu den Themen „Onlineberatung und Richtlinien. Ein internationaler Vergleich“ und „Rolle und Auftreten der Cosa Nostra bei den Ermittlungen bezüglich Tötungen und neofaschistischen Anschlägen nach dem Zweiten Weltkrieg“. Darüber hinaus ist sie Mitglied des Wissenschaftlichen Ausschusses des Senats der Universität Palermo sowie in nationalen und internationalen Forschungsgruppen, die sich mit den Strukturen Mafia-ähnlicher Organisationen und diesbezüglichen Veränderungen beschäftigen, wie zum Beispiel am Fachbereich für Strafrechtswissenschaft und Kriminologie der Universität Palermo. Unter anderem trug sie die wissenschaftliche Verantwortung in der Forschungseinheit des Projekts „Die drei Mafias: Netzwerke, kulturelle Kreuzung und Machtbeziehungen zwischen Cosa Nostra, 'Ndrangheta und Camorra“.
Als Gelehrte von Mafia-Phänomenen untersucht Dino die symbolischen Prozesse und die internen Veränderungen innerhalb der sizilianischen Mafia. Darüber hinaus erforscht sie die Identitätsformen und die Grundzüge weiblicher Rollen in kriminellen Mafia-Organisationen, mit besonderem Augenmerk auf der Analyse der Veränderungen. Ihre Studien ermöglichen ein besseres Verständnis des Zusammenhangs von Mafia und Religion, indem sie zur Stützung ihrer Argumente historische Wurzeln und symbolische Ansichten mit einbezieht sowie historische Nachweise, juristische Dokumente und Befragungen nutzt. Bei ihrer jüngsten Recherche hat sie sich besonders auf das internationale Netzwerk der Mafia konzentriert. Ihre Untersuchungen befassten sich eingehend mit der Beziehung zwischen der Cosa Nostra, der Geschäftswelt und der Politik sowie mit dem Zusammenspiel zwischen dem organisierten Verbrechen der Mafia und grenzüberschreitender Wirtschaftskriminalität. Dino hat über 110 Arbeiten zu ihren Forschungsthemen veröffentlicht und an nahezu 80 nationalen und internationalen Kongressen teilgenommen, zu denen sie mit Artikeln über Mafia-ähnliches organisiertes Verbrechen, soziale Grenzlagen, internationalen Terrorismus und die Rolle der Frauen beitrug.

 

Das ZAK hat Frau Prof. Dr. Alessandra Dino gebeten, folgende Frage zu beantworten:
Globalisierung ermöglicht eine zunehmende Ausweitung der Organisierten Kriminalität. Was kann auf lokaler Ebene dagegen unternommen werden?
"Die Mechanismen der Globalisierung – wie Baumann erklärte – gehen Hand in Hand mit denen der Lokalisierung. Deshalb können wir von Glokalisierung sprechen, oder – in Bezug auf die immer mehr voranschreitende ungleiche Verteilung der Vorteile globaler Märkte – sogar von einer Verwestlichung. Vor diesem Hintergrund erfordert der Kampf gegen grenzübergreifende Kriminalität ermittlungstechnisch und rechtlich neue Instrumentarien und ein konkreteres Zusammenwirken von Oppositionswerkzeugen."