Mensch und Meer: Hoffnungen und Herausforderungen

Colloquium Fundamentale im Sommersemester

Das Meer ist weit, tief und geheimnisvoll. Es ist Quelle allen Lebens, Brücke zwischen den Welten und den Kontinenten und tief verankert im Mythos der Menschheit. Rund 71 Prozent der Erde sind von Meeren bedeckt – Wasser, das der Mensch zum Überleben benötigt. Etwa 70 Prozent des Sauerstoffs, den die Bewohner der Erde einatmen, werden von der Meeresflora produziert. Zudem sind die Ozeane ein gigantischer Wirtschaftsfaktor: als Nahrungs- und Energiequelle, Handels-, Transport- und Verkehrsweg und durch ihre reichhaltigen Bodenschätze. Doch das Meer und seine Küsten bergen auch vielfältige Gefahren und Risiken: Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken, Piraterie am Horn von Afrika und die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf das marine Ökosystem, um nur wenige zu nennen. Wie bereits im Sommersemester 2016 wendet sich das Colloquium Fundamentale noch einmal der facettenreichen Meeresforschung zu und knüpft dabei erneut an das Wissenschaftsjahr 2016*17 „Meere und Ozeane“ an. Welche Logistik steckt hinter dem zunehmenden Gütertransport über das Meer? Und wie entwickelt sich der Transport weiter, trotz zunehmender Risiken durch Piraterie, Staatskrisen und andere Unruhen? Was bringt Flüchtlinge angesichts großer Gefahren dazu, die gefährliche Fahrt über das Meer zu wählen? Wie sinnvoll sind die Bestrebungen seitens Europas zu verhindern, dass Menschen auf der Flucht nicht erst aufs Meer gelangen? Was bedeutet innovative Meeresforschung? Wie können Ressourcen nachhaltig genutzt werden und welche Voraussetzungen sind dafür notwendig?

Fragen wie diese werden im Colloquium Fundamentale kontrovers und interdisziplinär diskutiert.

Alle Videomitschnitte der Vorträge auf YouTube

 

Konzept und wissenschaftliche Leitung:

Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Direktorin des ZAK

Organisatorin:

Jennifer Hettesheimer M.A.

Das Colloquium Fundamentale wird durch die Karlsruher Universitätsgesellschaft e.V. gefördert.

Veranstaltungsübersicht

Mensch und Meer - die Zukunft des Ozeans

22.06.2017 – 18:30 Uhr, Redtenbacher-Hörsaal, KIT Campus Süd, Geb. 10.91, Engelbert-Arnold-Str. 4, EG

Prof. Dr. Martin Visbeck

Prof. Dr. Martin Visbeck

Leiter der Forschungseinheit Physikalische Ozeanographie, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Christian-Albrechts Universität zu Kiel

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(Leider gibt es aus technischen Gründen zu diesem Vortrag keine Videoaufzeichnung.)

Das Leben aller Menschen hängt entscheidend von ihrem Umgang mit dem Ozean ab: Er bedeckt zwei Drittel der Erdoberfläche und bildet das größte zusammenhängende Ökosystem unseres Planeten. Er produziert mehr als die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen, treibt den globalen Wasserkreislauf an und beeinflusst das Klima. Er birgt wichtige Nahrungsquellen, liefert Energie, dient dem Transport und der Erholung. Lange Zeit hielten die Menschen diese Leistungen des Ozeans für unerschöpflich und kostenfrei. Die vergangenen Jahrzehnte haben jedoch gezeigt, dass auch ozeanische Ressourcen endlich und marine Ökosysteme verwundbar sind. Durch eine rasant wachsende und sich entwickelnde Weltbevölkerung mit steigendem Bedarf an Ressourcen, durch zunehmende Verschmutzung und den Klimawandel steigt der Druck auf den Ozean.

In seinem Vortrag gibt Martin Visbeck einen Überblick über den Stand der aktuellen Meeresforschung, Chancen und Risiken für das Weltmeer und Lösungsansätze für seine nachhaltige und gerechte Nutzung.

 

Marine Ressourcen als Rohstoff- und Energiequelle der Zukunft

06.07.2017 – 18:30 Uhr, Redtenbacher-Hörsaal, KIT Campus Süd, Geb. 10.91, Engelbert-Arnold-Str. 4, EG

Dr. Matthias Haeckel

Dr. Matthias Haeckel

Marine Geosysteme, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

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Die Menschheit hat begonnen den Meeresboden der Tiefsee nach Rohstoffen zu erkunden, um ihren zukünftigen Bedarf an mineralischen und energetischen Rohstoffen zu decken. In den Sedimenten aktiver und passiver Kontinentalhänge ist mehr Erdgas in Gashydraten gebunden als in konventionellen Lagerstätten. In den letzten 20 Jahren haben die USA, Japan, China, Südkorea, Indien und Taiwan die Gashydratvorkommen in ihren Außenwirtschaftszonen systematisch erkundet. Erste offshore Produktionstests finden derzeit im japanischen Nankai Trog und im südchinesischen Meer statt. Parallel hierzu haben in den letzten Jahren die Explorationsaktivitäten nach Erzvorkommen im Ozean ebenfalls wieder stark zugenommen. Von wirtschaftlichem Interesse sind vor allem Manganknollen in den großen Tiefseeebenen, Massivsulfide an mittelozeanischen Rücken sowie cobaltreiche Krusten auf untermeerischen Bergen. Neben der Erkundung und dem Verständnis der Bildung der Lagerstätten ist daher eine vorrangige Aufgabe der Meereswissenschaft, die möglichen Auswirkungen des zukünftigen industriellen Abbaus der Rohstoffe auf die marine Umwelt abzuschätzen und Vorschläge für nationale und internationale Regularien, möglichst schonende Abbautechnologien sowie Umweltmonitoring zu entwickeln.

 

Der Meeresboden als Global Player

13.07.2017 – 18:30 Uhr, Redtenbacher-Hörsaal, KIT Campus Süd, Geb. 10.91, Engelbert-Arnold-Str. 4, EG

Prof. Dr. Colin Devey

Prof. Dr. Colin Devey

Vulkanismus und Hydrothermalismus, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

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(Leider gibt es aus urheberrechtlichen Gründen zu diesem Vortrag keine Videoaufzeichnung.)

Mehr als 50% der Erdkruste besteht aus Gesteinen, die aus dem so genannten mittelozeanischen Rücken des Erdinneren gefördert werden. Bei diesem Prozess werden sowohl Wärme als auch chemische Energie freigesetzt, die u. a. die Grundlage für exotische Ökosysteme und die Bildung von Lagerstätten liefert. Nach ihrer Entstehung verweilt die Erdkruste im Durchschnitt ca. 65 Millionen Jahre am Meeresboden und wird ständig von oben (vom Meerwasser) und unten (aus dem Erdinneren) verändert.

Welche Rolle spielt die Ozeankruste im Erdsystem auf geologischen Zeitskalen? Wird die Plattenproduktion von Klimaveränderungen beeinflusst oder umgekehrt? Funktionierte die Plattenproduktion in der Vergangenheit ähnlich wie heute? Um diese und ähnliche globale Fragen beantworten zu können, müssen detaillierte Kenntnisse über den Meeresboden gewonnen werden.

Doch leider ist den meisten Menschen die Tiefsee noch vollkommen fremd. Auf welchem Weg und mit welchen Mitteln die Wissenschaftler mehr über die Tiefsee erfahren, wie dieser Lebensraum erforscht wird und welche spannenden Ergebnisse zu erwarten sind, wird Prof. Dr. Colin Devey in seinem Vortrag aufzeigen.

 

Flüchtlinge auf dem Mittelmeer und Klimamigration im Pazifikraum

20.07.2017 – 18:30 Uhr, Redtenbacher-Hörsaal, KIT Campus Süd, Geb. 10.91, Engelbert-Arnold-Str. 4, EG

Prof. Dr. Silja Klepp

Prof. Dr. Silja Klepp

Soziale Dynamik in Küsten- und Meeresgebieten, Geografisches Institut, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

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Der Vortrag stellt die beiden Forschungsfelder von Silja Klepp nebeneinander und fragt nach den Narrativen und Handlungslogiken, die mit der Mittelmeermigration zwischen Libyen und Italien und mit dem Thema Klimamigration verbunden sind. Es werden ethnographische Vignetten aus dem Grenzraum auf See im Mittelmeer und aus Kiribati, gelegen im zentralen Pazifik, vorgestellt. Beide Themen, die medial aufgeladen und politisiert sind, bekommen mit ethnographischer Forschung vor Ort neue Dimensionen. Diese sind für Fragen des 21. Jahrhunderts wie Nord-Süd-Debatten und Klimagerechtigkeit zentral.