Orte des Wissens, Orte der Literatur. Von frühmittelalterlichen Klöstern bis zur hochmittelalterlichen Universität

Inhalt

Das große Jubiläum '1300 Jahre Reichenau', in der Karlsruher Mediävistik auch mit dem Jahresthema 'Anfänge' und einer Exkursion verbunden, bildet den Hintergrund der Vorlesung. Sie blickt auf die Klöster und ihre herausragende Rolle für die Anfänge der deutschen Literatur des Mittelalters.

Nach einem Rückblick auf die Transformation von Wissenskulturen im Übergang von der Spätantike zum frühen Mittelalter und die Entstehung der Septem Artes Liberales widmet sich die Vorlesung den frühmittelalterlichen Klöstern. Sie waren Rückzugsorte der Reste antiker Literatur und nahezu exklusive Zentren von Gelehrsamkeit und Buchkultur. Angeregt durch die Bildungsreform Karls des Großen werden sie zum Fundament für Bewahrung und Produktion von lateinischer und deutscher Literatur. Sie liefern schließlich das Vorbild für die revolution scolaire des Mittelalters mit der Entstehung der Kathedralschulen, an denen die großen Geister der Frühscholastik wie Abaelard oder Anselm von Canterbury wirken. Gegen Ende des 12. Jh. entwickelt sich mit der Universität ein vollkommen neuer Schultyp, der die Bildungslandschaft bis in die Gegenwart prägt.

Die Vorlesung verfolgt jene je neu akzentuierten 'Anfänge' mittelalterlicher Bildungskulturen und bettet dabei stets berühmte deutschsprachige Texte des Mittelalters in ihr kultur- und bildungsgeschichtliches Umfeld ein. Einige Beispiele: Das altsächsische Taufgelöbnis entsprang etwa der Missionsaufgabe der Klöster, der Mönch Otfried von Weißenburg legte mit seiner 'Evangelienharmonie' die erste umfangreiche Dichtung in deutschen Paarreimen vor. Das Kloster St. Gallen galt als Hort althochdeutscher Gelehrtenkultur. Die wandernden Lehrer der Domschulen besangen ihre unstete Existenz in den Liedern der 'Carmina Burana' und ohne die über Jahrhunderte gepflegten Klosterbibliotheken besäßen wir heute nur einen Bruchteil der mittelhochdeutschen Literatur.

Studien- und Prüfungsleistung:

Die Studienleistung besteht für die Module Med I/II und LKSM I/II aus einer Klausur im Umfang von 90 Minuten, bestehend aus teils frei zu bearbeitenden Fragen und teils aus Antwort-Wahl-Fragen aus dem Fragenpool Basiswissen Mediävistik (Med. I/II) oder dem Fragenpool Literaturwissenschaft/Systematik (LKSM I/II). Die Prüfungsleistung (mündliche Prüfung Med II/LKSM II) orientiert sich an den Regularien des jeweiligen Moduls im Modulhandbuch.

Anmeldung: Bitte melden Sie sich über ILIAS und CMS für die Vorlesung an.

Literaturhinweise

Literatur: 

Classen, Peter: Studium und Gesellschaft im Mittelalter. Stuttgart 1983; Fried, Johannes (Hg.): Schulen und Studium im sozialen Wandel des hohen und späten Mittelalters. Sigmaringen 1986; Rüegg, Walter: Geschichte der Universität in Europa. Bd. 1: Mittelalter. München 1993; Kintzinger, Martin: Wissen wird Macht. Bildung im Mittelalter. Darmstadt 2003; Nonn, Ulrich: Mönche, Schreiber und Gelehrte. Bildung und Wissenschaft im Mittelalter. Darmstadt 2012.