Der höfische Roman

Inhalt

Mit Heinrichs von Veldeke ‚Eneasroman‘ (ca. 1170-1190), Hartmanns von Aue ‚Erec‘ (1180) und ‚Iwein‘ (1202), Gottfrieds von Straßburg ‚Tristan‘ (1220-1210) und Wolframs von Eschenbach ‚Parzival‘ (um 1200-1210) erreichte der höfische Roman eine Blütephase, die ein bis in die Gegenwart nachwirkendes Bild einer idealisierten höfischen Lebenswelt zeichnete. Die Vorlesung behandelt zunächst die europäischen Wurzeln des höfischen Romans, der aus vor- und frühhöfischer Epik stammend Verbindungen in die Historia aufweist und nach einem lateinischen Vorreiter (‚Ruodlieb‘) unter dem Eindruck der Rezeption romanischer Vorlagen zu eigenständigen Ausdrucksformen findet. Im Unterschied zur älteren Heldenepik zeigen die ritterlichen Helden des höfischen Romans starke Individualisierungstendenzen – dem korrespondieren Autoren, die nicht nur aus der Anonymität heraustreten, sondern sich selbstbewusst in der Handlung zu Wort melden. Inhaltlich stehen die deutschen Adaptionen der drei großen mittelalterlichen Stoffzyklen im Fokus: Die in vorchristlichen Stoffen wurzelnde Matière der Rome (Alexander und Aeneas), die Matière de France (Karl der Große) in Verbindung zum Heidenkampf und die Matière de Bretagne (Artus) mit Verbindungen zum Minneroman. Im Zusammenhang mit einer geplanten Exkursion am Department nach Regensburg behandelt die Vorlesung insbesondere anhand der früh- und vorhöfischen Werke ‚König Rother‘, ‚Kaiserchronik‘ und ‚Herzog Ernst‘ auch das Thema der aufstrebenden Stadt im Hochmittelalter als Produktions- und Handlungsort von Literatur. 

Studienleistung: Klausur

Literaturhinweise

Literaturempfehlungen Lexika: Verfasserlexikon. 2. Aufl. Berlin 1978ff. [²VL] – W. Killy: Literaturlexikon, 15 Bde., Gütersloh 1988-1993 – K. Weimar u.a. (Hgg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, 3 Bde. Berlin 1997-2003. Kulturgeschichte: J. Bumke: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im Hohen Mittelalter, München 1986. Stoffe und Personen: V. Mertens/U. Müller: Epische Stoffe des Mittelalters, Stuttgart 1984 (Kröner 483) – H. Brunner/M. Herweg (Hgg.): Gestalten des Mittelalters, Stuttgart 2007 (Kröner 352). Monographien: J. Bumke: Wolfram von Eschenbach, 8. Aufl. Stuttgart 2004 – J. Wolf: Einführung in das Werk Hartmanns von Aue, Darmstadt 2007 – Ch. Huber: Gottfried von Straßburg, Tristan, Berlin 2000 – T. Tomasek: Gottfried von Straßburg, Stuttgart 2008 – E. Lienert: Deutsche Antikenromane des Mittelalters, Berlin 2001 – V. Mertens: Der deutsche Artusroman, Stuttgart 2012. Literaturgeschichte: J. Bumke/Th. Cramer/D. Kartschoke: Geschichte der deutschen Literatur im Mittelalter, 3 Bde., München 3. Aufl. 2000 – L. P. Johnson: Die höfische Literatur der Blütezeit (1160/70-1220-30), in: J. Heinzle (Hg.): Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit, Bd. 2, T. 1, Tübingen 1998.