IQF - Themen und Aktivitäten

Der Erhaltungsaufwand für digitale Objekte, wird generell durch ihren Komplexitätsgrad wesentlich mitbestimmt. Komplex sind digitale Objekte dann, wenn a) keine oder nur unzureichende Beschreibungen zu ihrer Darstellung oder Wiedergabe vorhanden sind, wenn also die digitalen Bedingungen, welche vormals ihr Funktionieren ermöglicht haben, in dieser Form nicht mehr zugänglich oder funktionsfähig sind, oder b) sie interaktive Elemente oder eingebettete Programmierung beinhalten. Digitale Objekte aus Wissenschaft und Kunst vereinen oft beide Merkmale.

Für die Sicherstellung der Langzeiterhaltung von digitalen Objekten aus Forschung und Kunst bedarf es daher komplexer und innovativer Erhaltungsstrategien, die gleichermaßen die technische sowie auch die semantische Erhaltung gewährleisten. Langzeiterhaltung im Archivkontext bezeichnet einen zeitlichen Horizont, der über die Leistungen von wissenschaftlichen Rechenzentren weit hinausgeht. Der typische Zeithorizont in wissenschaftlichen Rechenzentren liegt bei 10 bis 50 Jahren. Selten existieren umfassende Konzepte zum systematischen Umgang mit Daten, deren Nutzungsphase beendet ist.
Diese Ausgangslage ist deshalb unbefriedigend, weil universitäre wissenschaftliche Sammlungen für die Forschung eine konstitutive und innovative Bedeutung haben: Erkenntnisgewinn und Innovationen entstehen oftmals im Rückgriff auf bereits lange bestehende Sammlungen und Objekte, die durch neue methodische Zugriffe und Forschungsfragen neu gedeutet und bearbeitet werden können. Der drohende Verlust solcher Datensammlungen hätte daher gravierende und weitreichende Folgen auf mehreren Ebenen.

In dem am KÜdKa durchgeführten IQF-Projekt sind daher folgende Maßnahmen geplant:

  • Erstellung eines ganzheitlichen integrativen Modells der Langzeiterhaltung von komplexen digitalen Objekten aus Forschung und Kunst
  • Konzeption eines digitalen Archivs für komplexe Objekte aus Forschung und Kunst am KIT
  • Aufbau des KÜdKa-Labs zur Entwicklung von Archivierungs-, Migrations- und Emulationsverfahren Verfahren zur Langzeiterhaltung von komplexen digitalen Objekten (in enger Kooperation mit dem SCC)
  • Aufbau und Betrieb einer Beratungsstelle für juristische Fragestellungen der digitalen Überlieferung (in enger Kooperation mit dem ZAR)
  • Aufbau von spezifischen Beratungsangeboten zur Erhaltungsplanung (Preservation Planning) im Forschungs- und Kunstbereich
  • Anwendung des theoretischen und praktischen Wissens sowie der entwickelten Verfahren an konkreten Fallbeispielen aus den Bereichen komplexe digitale Forschungsdaten und komplexe digitalen Kunst; Dokumentation der Fallbeispiele und Erstellung eines Leitfadens je Bereich
  • Durchführung eines Austauschprogrammes, welches a) aus einem Scientist in Residence-Programm besteht, in dessen Rahmen renommierte Wissenschaftler und Experten bei einem Arbeitsaufenthalt im KÜdKa ihre Forschungsinteressen und Fragestellungen in das Projekt einbringen können und b) Visiting Fellowships die es den Projektmitarbeitern ermöglichen, relevanten europäischen Akteuren in diesem Feld Arbeitsbesuche abzustatten. 


Das KÜdKa leistet durch die geplanten Maßnahmen einen wesentlichen Beitrag dem drohenden Verlust digitaler Wissensressourcen entgegenzuwirken. Es wird sich auf theoretische und konzeptionelle Fragen der Langzeiterhaltung von komplexen digitalen Objekten spezialisieren und dieses Wissen als Beratungseinrichtung in den Prozess der Strukturbildung der digitalen Gedächtniserhaltung am KIT und des Landes Baden-Württemberg einbringen.