Rückblick Colloquium Fundamentale 2008

Erleuchtung oder Blackout?

Sieben Milliarden Menschen müssen mit Energie versorgt werden – eine Herausforderung für die Zukunft. Die Bedeutung der Energiefrage im Hinblick auf globale Entwicklungen und außenpolitische Handlungen war im SS 2008 Thema des Colloquium Fundamentale.

Die Vortragsreihe fand in Koope-ration mit dem KIT-Zentrum Energie statt und bot eine Diskussionsplatt-form für Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Insgesamt bestand Einigkeit darüber, dass die zukünftige Energieversorgung nur durch einen Mix verschiedener Energieträger bewerkstelligt werden kann, da die Endlichkeit von Primär-energiequellen unbestritten ist. Wie dieser Energiemix zusammengesetzt werden sollte und welches Potenzial den erneuerbaren Energien zugesprochen wird, wurde allerdings unterschiedlich bewertet. Einige Stimmen sprachen sich für einen Energiemix aus, bei dem die Kernkraft neben erneuerbaren Energien eine entscheidende Rolle spielen sollte. „Erneuerbare Energien können nur einen kleinen Teil der Energieversorgung sicherstellen“, so Dr.-Ing. Peter Fritz, wissenschaftliches Vorstandsmitglied des Forschungszentrums Karlsruhe. Dr.-Ing. Joachim U. Knebel, Programmleiter Nukleare Sicherheitsforschung des Forschungszentrums Karlsruhe, betonte die Vorteile der Kernenergie: Diese sei sicher, schütze vor Abhängigkeit und Versorgungslücken und stärke die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Ein zentrales Problem sei jedoch nach wie vor die Frage nach der Endlagerung. Prof. Müller-Steinhagen, Direktor des Instituts für Technische Ther-modynamik der Universität Stuttgart, belegte durch ein Energieszenario dagegen die Möglichkeit, in einem Mix verschiedener erneuerbarer Energien bis 2050 50% des Bedarfs zu decken und gleichzeitig die CO2-Emissionen um 80% zu senken. Kurt-Dieter Grill, ehemals MdB, sieht eine zentrale Frage in der Infrastruktur für Energie. Heute werde viel über Energiepreise gesprochen anstatt darüber, wie die Energieversorgung in Deutschland zu sichern sei. Zudem appellierten alle Referenten an das Verbraucherverhalten, um den Energiebedarf drastisch zu reduzieren.

In der kontrovers geführten Podiumsdiskussion, an der u.a. Bärbel Höhn, MdB, Bündnis 90/Die Grünen, und Jürgen Hogrefe, Generalbevollmächtigter der EnBW AG, sowie Dr.-Ing. Manfred Fischedick, kommissarischer Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie GmbH, teilnahmen, wurde unter anderem deutlich: Ideologien schwingen bei der Energiefrage immer mit und sind oft entscheidend wie richtungsweisend für die Politik.

„Die Reihe hat erhebliche Dilem-mata aufgezeigt: Alle Energieformen weisen Akzeptanzprobleme unterschiedlicher Art auf, obwohl Hand-lungsbedarf in der Bevölkerung gesehen wird“, so Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Direktorin des ZAK. Mit durchschnittlich jeweils 120 Besuchern und einem Spitzenwert von ca. 230 Zuhörern bei der Podiumsdiskussion hatte die Veranstaltungsreihe eine sehr gute Resonanz.