Flamenco trifft auf modernes Keyboard

Im Vordergrund ein Piano, im Hintergrund Flamenco-Rhythmen: Eine Tänzerin tritt bei den Karlsruher Gesprächen nicht auf, doch man kann sie beim Hören förmlich Flamenco tanzen sehen. Die Musik von Pianist David Bermudez lebt von schneller Rhythmik und spanischen Melodien. Den Piano-Virtuosen portraitiert Maren Müller.

Geboren wurde David Bermudez 1977 in Barcelona. Seine Familie besteht aus einigen Flamenco-Künstlern. Es ist also kaum verwunderlich, dass er schon im Alter von sechs Jahren seine ersten Erfahrungen mit dieser Musik im Theater La Farándula in Sabadell in Barcelona machte. Dort begann er seine Musikerkarriere als Perkussionist. Mit seinem rhythmischen Talent begleitete er viele Gitarristen und Flamenco-Tanzgruppen.

Am Klavier zuhause: Der Flamenco-Pianist David Bermudez (Bild: Christian Seidel/pixelio.de)

Mit zehn Jahren kam er schließlich zum Piano. Als Autodidakt lernte er das Klavierspielens. Und durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Flamenco-Musikern beherrschte er bald die Kunst des Flamenco-Piano. Die meisten seiner Lehrer waren im Genre der katalanischen Rumba (rumba catalana) oder des Flamenco-Pop zuhause.

Traditionen des Flamencos

Die katalanische Rumba wurde von den Roma und Sinti in Katalonien als Stil in den 1950er Jahren eingeführt. Sie basiert auf der Sprachmischung von Andalusisch, Katalanisch sowie Romani und Sintikanes. Spanische Gitarren, klatschende Hände, Bongos, Güiro, Trommeln (Timbales), Klavier, Bass und Keyboards begleiten die Gesänge. Die Texte handeln dabei von Liebe und Hass und anderen Problemen der Zigeunerfamilien, etwa Konflikten in der Familie, Drogenproblemen oder sozialer Ausgliederung.

Flamenco-Pop bezeichnet ein Subgenre des Flamencos, das in den 1960er Jahren ebenfalls in Katalonien entstanden ist. Er verbindet die Popmusik mit verschiedenen Elementen des Flamencos. Vor allem die Rhythmik und der Gesangsstil werden in die Popmusik integriert. Zu Beginn in den 1960er und 1970er Jahren gehörten Encarnita Polo und Rosa Morena zu den erfolgreichsten Künstlern.

Karriere als Flamenco-Pianist

Trotz seiner Lernfähigkeiten als Autodidakt nahm David Bermudez an einem dreimonatigen Fortgeschrittenenkurs in der barcelonischen Musikschule „Taller de Músics“ teil. Fortan spielte er mit berühmten Künstlern auf der ganzen Welt. Er arbeitete zum Beispiel zusammen mit dem spanischen Tänzer Joaquín Cortés, der mit seiner Ballettkompanie „Joaquín Cortés Flamenco Ballett“ weltweit erfolgreich ist.

Zurzeit begleitet er unter anderem Maria Serrano in ihrer Tanzgruppe Compañia Maria Serrano und auch Luis Frank vom Buena Vista Social Club. Frank gehört zur zweiten Generation des kubanischen Musiker-Projektes und brachte auch Bermudez in die Gruppe ein. Serrano ist eine spanische Ausnahmetänzerin. In ihrem Stil vermischt sie tiefe Traditionen des Flamencos mit modernen Elementen. Bermudez unterstützt ihre Tanzgruppe mit den Klängen des Pianos.

Die Leidenschaft des Flamencos

Der Gesang, die spanische Gitarre und das rhythmische Klatschen (Palmas) verleihen der Flamenco-Musik ihr Temperament. David Bermudez spielt zwar nur auf dem Klavier oder Keyboard, doch das Tempo, mit dem seine Finger über die Tasten gleiten, verringern nicht seine Leidenschaft an und in der Musik.

Seine Melodien haben nicht den abgehackt wirkenden Charakter einer spanischen Gitarre. Sie wirken leicht und fließend, manchmal schon fast jazzig. Bermudez beherrscht die leise und etwas melancholische Spielweise über spannungsaufbauende Rhythmik bis hin zu lauten und impulsiven Klängen. Er führt seine Hörer durch die verschiedenen Emotionen des Falmencos – durch Traurigkeit und Melancholie; durch Liebe, Hass und Leidenschaft.

Pianosolo von David Bermudez (Youtube)

Auf YouTube gibt es weitere Auftrittsvideos von David Bermudez am Piano: unter anderm bei einem Auftritt in Sevilla und bei einem Auftritt 2009 in Berlin.

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