Die Schattenseiten des Cyberspace

Twitter, Facebook, Schüler- und Studiverzeichnis: Im Internet entstehen innerhalb kürzester Zeit riesige Räume, in denen sich Menschen virtuell begegnen – in der Fachsprache „Social Networks“ genannt. Diese Netzwerke können natürlich der Kommunikation, dem fruchtbaren Austausch miteinander dienen. Doch existieren ebenfalls Schattenseiten des Internet. Denn wo sich Menschen zu einem guten Zweck versammeln, können sich genauso gut Menschen für schlechte, teilweise sogar kriminelle Zwecke verbinden.

Dabei kommen die Eigenschaften des Internet ihnen mehr als entgegen: Anonymität, keine wirksame Kontrolle. Die Hemmschwelle ist deutlich geringer und die Täter schwieriger zu identifizieren. Hinzu kommt die Offenheit potentieller Opfer wenn es um die Herausgabe privater Informationen geht. So sind die idealen Opfer für den suchenden Kriminellen leicht zu erkennen.

Kriminalität  - Alltag im Netz?
Kriminalität - Alltag im Netz?

Cyberpsychologin warnt vor realen Gefahren

Zum Thema „Tatort Internet“ äußerte sich die Sozialpsychologin Catarina Katzer am Samstagvormittag im Rahmen des Symposiums der Karlsruher Gespräche. Im Saal Baden der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe hielt sie dabei einen Vortrag über das Web als Raum für Kriminalität, neue Formen des Mobbing und Stalking und was genau die Herausforderung für Politik, Bildung und Erziehung dabei sei.

Viel zu oft unterschätzen Eltern und Lehrer die teilweise zerstörerische Macht im Internet. Neue Begriffe wie „Cyberbullying“ und „Cyberstalking“ machen die Runde. Kinder und Jugendliche werden im Netz zu Tätern, indem sie Gerüchte über Mitschüler verbreiten, unerlaubt Bilder und Videos veröffentlichen. Den Opfern bleibt kein Schutzraum um sich zurückzuziehen, denn die Täter kommen über den Computer direkt zu ihnen nach Hause. Zudem werden andere schnell zu Mittätern, ein neuer virtueller Voyeurismus entsteht.

Langeweile, Spaß und mangelndes Unrechtsbewusstsein

Oft stellt sich bei den mobbenden Jugendlichen erst im Nachhinein ein schlechtes Gewissen ein, wenn überhaupt – das Unrechtsbewusstsein scheint gleichzeitig mit dem „Aus“-Knopf vom Bildschirm zu verschwinden. Die Motive? Langeweile, Spaß, Wettbewerb.

Die neue Art vom virtuellen Umgang miteinander fordere einen neuen Umgang mit dem Tatort Internet – dies stelle neue Anforderungen an verschiedene Gruppen, sagte Katzer. So sei ein Präventionsmanagement im Bereich der Bildung und Erziehung unabdingbar. Neben der Aufklärung und Sensibilisierung der Schüler solle „Medienerziehung“ als Unterrichtsfach angeboten werden.

Lehramtstudium 2.0

Dr. Catarina Katzer (Foto: ZAK / Felix Grünschloss)
Dr. Catarina Katzer (Foto: ZAK / Felix Grünschloss)

Um die Lehrer dementsprechend zu schulen, müsse der Lehrstoff bereits an den Hochschulen aktualisiert werden, um der neuen Entwicklung gerecht zu werden. Die Bildungspolitik solle also neu ausgerichtet werden. Zudem könne Katzer sich vorstellen, vermehrt Fortbildungen für Eltern, Schüler und Lehrer zu veranstalten.

Doch nicht nur Politiker und Schulangehörige müssen sich mit dieser Problematik auseinander setzen. Auch die Justiz sieht sich mit neuen Anforderungen konfrontiert. Soll es Gesetze gegen Cyberbullying geben? Können verdeckte Ermittlungen als Mittel eingesetzt werden? Inwieweit sollen die Anbieter von Social Networks für die Inhalte ihrer User haftbar gemacht werden? Sicher ist zumindest die Notwendigkeit schärferer Kontrollen, um das Internet zu dem Ort zu machen, der es eigentlich sein sollte: Ein Ort für Kommunikation, Informationen, seit neuestem Revolutionen und keiner für Korruption oder Diskriminierung.

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